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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Beichtväter verachtet, der Gottesdienst wird unterlassen,
die Christenlehre versäumt, man geht in leichtfertige Ge-
sellschaften, schwärmt bei Nacht herum, ergibt, sich der
Eitelkeit, der Gefallsucht, der Genußsucht, zu wüsten Reden
in und außer den Geschäften kommen wüste Thaten. Die
Sünde wird oft Gewohnheit, bevor man nur recht sündigen
kann. Wenn dann solche Leute eine Bekanntschaft anfangen,
wie wird das enden? Am Hochzeitstage nur zu oft mit
einem dreifachen Gottesraube und vielleicht mit der ewigen
Finsterniß in der Todesstunde.

Doch setzet den Fall, die Jugend vor der Bekannt-
schaft sei nicht so böse, vielleicht sogar gut verlebt, zu was
wird das Verhältniß führen? Wenn es nicht als hl.
Ehrensache der Familie gehalten wird, gestaltet es sich zu
einer langen und schweren Sündenkette. Denn wie ein
mit dem Leben erfahrener Gelehrter bemerkt "alle Entschul-
digungen und Beschönigungen helfen da nichts; das ist
Flittergold, welches einen Abgrund von Sünden und Un-
sittlichkeiten verhüllt."
(Rive, Ehe, S. 36.) Das nun ist
freilich aller Thränen werth, aber noch lange nicht das
Traurigste. Denn wie beichten solche Leute, wenn sie zur
Seltenheit noch gehen? Verschweigen sie nicht oft ihre
Sünden, oder ihren wahren Zustand? Und wenn sie noch
aufrichtig sind, verabscheuen sie ihre Sünde? Und wenn
sie noch irgend welche Neue aus Furcht vor der Hölle
haben, wie steht's mit dem Vorsatze und dem ernstlichen
Willen, die böse Gelegenheit zu fliehen und nie mehr
allein beieinander zu sein? Dieser mag unter hundert
Fällen wohl neunzig mal fehlen. Und die Folge? Der
Empfang der hl. Sakramente der Buße und des Altars
wird zum Gottesraub und ein Abgrund ruft dem andern.

Nach einem, zwei, drei oder noch mehr Jahren eines
so traurigen Lebens folgt endlich der Hochzeitstag, wo die
hl. Sakramente wieder empfangen werden sollten. Es ist

Beichtväter verachtet, der Gottesdienst wird unterlassen,
die Christenlehre versäumt, man geht in leichtfertige Ge-
sellschaften, schwärmt bei Nacht herum, ergibt, sich der
Eitelkeit, der Gefallsucht, der Genußsucht, zu wüsten Reden
in und außer den Geschäften kommen wüste Thaten. Die
Sünde wird oft Gewohnheit, bevor man nur recht sündigen
kann. Wenn dann solche Leute eine Bekanntschaft anfangen,
wie wird das enden? Am Hochzeitstage nur zu oft mit
einem dreifachen Gottesraube und vielleicht mit der ewigen
Finsterniß in der Todesstunde.

Doch setzet den Fall, die Jugend vor der Bekannt-
schaft sei nicht so böse, vielleicht sogar gut verlebt, zu was
wird das Verhältniß führen? Wenn es nicht als hl.
Ehrensache der Familie gehalten wird, gestaltet es sich zu
einer langen und schweren Sündenkette. Denn wie ein
mit dem Leben erfahrener Gelehrter bemerkt „alle Entschul-
digungen und Beschönigungen helfen da nichts; das ist
Flittergold, welches einen Abgrund von Sünden und Un-
sittlichkeiten verhüllt.“
(Rive, Ehe, S. 36.) Das nun ist
freilich aller Thränen werth, aber noch lange nicht das
Traurigste. Denn wie beichten solche Leute, wenn sie zur
Seltenheit noch gehen? Verschweigen sie nicht oft ihre
Sünden, oder ihren wahren Zustand? Und wenn sie noch
aufrichtig sind, verabscheuen sie ihre Sünde? Und wenn
sie noch irgend welche Neue aus Furcht vor der Hölle
haben, wie steht's mit dem Vorsatze und dem ernstlichen
Willen, die böse Gelegenheit zu fliehen und nie mehr
allein beieinander zu sein? Dieser mag unter hundert
Fällen wohl neunzig mal fehlen. Und die Folge? Der
Empfang der hl. Sakramente der Buße und des Altars
wird zum Gottesraub und ein Abgrund ruft dem andern.

Nach einem, zwei, drei oder noch mehr Jahren eines
so traurigen Lebens folgt endlich der Hochzeitstag, wo die
hl. Sakramente wieder empfangen werden sollten. Es ist

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[117/0129] Beichtväter verachtet, der Gottesdienst wird unterlassen, die Christenlehre versäumt, man geht in leichtfertige Ge- sellschaften, schwärmt bei Nacht herum, ergibt, sich der Eitelkeit, der Gefallsucht, der Genußsucht, zu wüsten Reden in und außer den Geschäften kommen wüste Thaten. Die Sünde wird oft Gewohnheit, bevor man nur recht sündigen kann. Wenn dann solche Leute eine Bekanntschaft anfangen, wie wird das enden? Am Hochzeitstage nur zu oft mit einem dreifachen Gottesraube und vielleicht mit der ewigen Finsterniß in der Todesstunde. Doch setzet den Fall, die Jugend vor der Bekannt- schaft sei nicht so böse, vielleicht sogar gut verlebt, zu was wird das Verhältniß führen? Wenn es nicht als hl. Ehrensache der Familie gehalten wird, gestaltet es sich zu einer langen und schweren Sündenkette. Denn wie ein mit dem Leben erfahrener Gelehrter bemerkt „alle Entschul- digungen und Beschönigungen helfen da nichts; das ist Flittergold, welches einen Abgrund von Sünden und Un- sittlichkeiten verhüllt.“ (Rive, Ehe, S. 36.) Das nun ist freilich aller Thränen werth, aber noch lange nicht das Traurigste. Denn wie beichten solche Leute, wenn sie zur Seltenheit noch gehen? Verschweigen sie nicht oft ihre Sünden, oder ihren wahren Zustand? Und wenn sie noch aufrichtig sind, verabscheuen sie ihre Sünde? Und wenn sie noch irgend welche Neue aus Furcht vor der Hölle haben, wie steht's mit dem Vorsatze und dem ernstlichen Willen, die böse Gelegenheit zu fliehen und nie mehr allein beieinander zu sein? Dieser mag unter hundert Fällen wohl neunzig mal fehlen. Und die Folge? Der Empfang der hl. Sakramente der Buße und des Altars wird zum Gottesraub und ein Abgrund ruft dem andern. Nach einem, zwei, drei oder noch mehr Jahren eines so traurigen Lebens folgt endlich der Hochzeitstag, wo die hl. Sakramente wieder empfangen werden sollten. Es ist

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/129>, abgerufen am 26.11.2024.