Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]der an den Bergen lagert, um jeder neuen Richtung des Windes zu folgen. Harun al Raschid ließ die Worte der berühmten griechischen Gelehr- der an den Bergen lagert, um jeder neuen Richtung des Windes zu folgen. Harun al Raschid ließ die Worte der berühmten griechischen Gelehr- <TEI> <text> <body> <div type="session" n="13"> <p><pb facs="#f0108" n="104"/> der an den Bergen lagert, um jeder neuen Richtung des Windes zu folgen.<lb/> Um den Araber kurz zu characterisiren, so kañ man sie im allgemeinen<lb/> unwissend nennen; einzelne unter ihnen zeichnen sich aus durch eine gro-<lb/> ße Liebe zur Natur, die sie gründlicher zu untersuchen anfangen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> man<lb/> mö<subst><del rendition="#ow">ch</del><add place="across">g</add></subst>te die Art unserer heutigen Naturbeobachtungen von den Arabern da-<lb/> tiren. Früh schon vor <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118583158 http://d-nb.info/gnd/118583158">Mahomed</persName></hi> hatten griechische Aerzte aus der Schule von<lb/><hi rendition="#aq">Edessa</hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq">Athen</hi> wissenschaftliche Keñtnisse unter ihnen verbreitet und die<lb/> Dichtkunst hatte selbst eine schöne Blüthe erreicht. Zu <hi rendition="#aq">Mecca</hi> und <hi rendition="#aq">Okkadh</hi> waren<lb/> im 5<choice><abbr><hi rendition="#sup #uu">t</hi></abbr><expan resp="#TK"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></expan></choice> <choice><abbr><hi rendition="#aq">saec.</hi></abbr><expan resp="#BF"><hi rendition="#aq">saeculum</hi></expan></choice> lyrische Kampfspiele angeordnet, die nicht unähnlich den olym-<lb/> pischen zu gewissen bestim̃ten Zeiten gehalten wurden; die Gedichte, denen man den<lb/> Preis zuerkannte, wurden mit goldnen Buchstaben auf <hi rendition="#aq">Byssus</hi> geschrie-<lb/> ben <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> in der <hi rendition="#aq">Kaaba</hi> in <hi rendition="#aq">Mecca</hi> aufgehängt. <choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">(</reg></choice><hi rendition="#aq">Ham<subst><del rendition="#s">z</del><add place="across">a</add></subst>za</hi> Heldenlieder von<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100126707 http://d-nb.info/gnd/100126707">Freitag</persName></hi> in <hi rendition="#aq">Bonn</hi> herausgegeben<choice><orig>/.</orig><reg resp="#CT">.)</reg></choice><note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Freytag, Georg Wilhelm: Hamasae Carmina: cum tebrisii scholiis integris primum edidit, indicibus instruxit, versione latina et commentario illustravit. 1. Band: Textum arabicum et quatuor indices. Baaden, Bonn 1828.</bibl> Online verfügbar: <ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10219033-8">MDZ München, abgerufen am 29.12.2015.</ref></note> Den höchsten Flor des Reichs kañ man<lb/> unter den <hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119140764 http://d-nb.info/gnd/119140764">Hascheniden</persName></hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq #u"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118830147 http://d-nb.info/gnd/118830147">Abbassiden</persName></hi> annehmen. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11883889X http://d-nb.info/gnd/11883889X">Al Manzur</persName></hi>, ein<lb/> Chalif der letztern Dynastie erbaute <hi rendition="#aq">Bagdad</hi> 762 zur Residenz, wo unter<lb/> dem großen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118863096 http://d-nb.info/gnd/118863096">Harun al Raschid</persName></hi> gelehrte Schulen gestiftet wurden, so<lb/> wie auch zu <hi rendition="#aq">Mos<unclear reason="illegible" cert="low" resp="#CT"><subst><del rendition="#ow">ci</del><add place="across">u</add></subst></unclear>l</hi>. Diese erhielten ihren ersten Glanz durch grie-<lb/> chische Flüchtlinge, die wegen orthodoxer Verfolgungen ihr Vaterland<lb/> aufzugeben sich gezwungen sahen. So muß es deñ dankbar erkañt<lb/> werden, daß Griechenland, die alte Wiege abendländischer Cultur, von<lb/> jeher, selbst im Stande der tiefsten Versunkenheit, Strahlen der Civi-<lb/> lisation nach allen Seiten ausgesendet hat.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq #u"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118863096 http://d-nb.info/gnd/118863096">Harun al Raschid</persName></hi> ließ die Worte der berühmten griechischen Gelehr-<lb/> ten ins Arabische übersetzen durch einen eignen Uebersetzungs-<lb/> Ausschuß, der diese Uebertragungen durch viele Abschriften verbrei-<lb/> tete. Einer seiner Nachfolger, der Chalif <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118847686 http://d-nb.info/gnd/118847686">al Mamum</persName></hi> machte es zur<lb/> Bedingung eines Friedensschlusses, daß der griechische Kaiser ihm meh-<lb/> rere ausgezeichnete Manuscripte, <choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">(</reg></choice>die <hi rendition="#aq">Almagest</hi> von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118641786 http://d-nb.info/gnd/118641786">Ptolomaeus</persName></hi><choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">)</reg></choice><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0108]
der an den Bergen lagert, um jeder neuen Richtung des Windes zu folgen.
Um den Araber kurz zu characterisiren, so kañ man sie im allgemeinen
unwissend nennen; einzelne unter ihnen zeichnen sich aus durch eine gro-
ße Liebe zur Natur, die sie gründlicher zu untersuchen anfangen u man
mögte die Art unserer heutigen Naturbeobachtungen von den Arabern da-
tiren. Früh schon vor Mahomed hatten griechische Aerzte aus der Schule von
Edessa u Athen wissenschaftliche Keñtnisse unter ihnen verbreitet und die
Dichtkunst hatte selbst eine schöne Blüthe erreicht. Zu Mecca und Okkadh waren
im 5t saec. lyrische Kampfspiele angeordnet, die nicht unähnlich den olym-
pischen zu gewissen bestim̃ten Zeiten gehalten wurden; die Gedichte, denen man den
Preis zuerkannte, wurden mit goldnen Buchstaben auf Byssus geschrie-
ben u in der Kaaba in Mecca aufgehängt. /Hamaza Heldenlieder von
Freitag in Bonn herausgegeben/. Den höchsten Flor des Reichs kañ man
unter den Hascheniden u Abbassiden annehmen. Al Manzur, ein
Chalif der letztern Dynastie erbaute Bagdad 762 zur Residenz, wo unter
dem großen Harun al Raschid gelehrte Schulen gestiftet wurden, so
wie auch zu Mosul. Diese erhielten ihren ersten Glanz durch grie-
chische Flüchtlinge, die wegen orthodoxer Verfolgungen ihr Vaterland
aufzugeben sich gezwungen sahen. So muß es deñ dankbar erkañt
werden, daß Griechenland, die alte Wiege abendländischer Cultur, von
jeher, selbst im Stande der tiefsten Versunkenheit, Strahlen der Civi-
lisation nach allen Seiten ausgesendet hat.
Harun al Raschid ließ die Worte der berühmten griechischen Gelehr-
ten ins Arabische übersetzen durch einen eignen Uebersetzungs-
Ausschuß, der diese Uebertragungen durch viele Abschriften verbrei-
tete. Einer seiner Nachfolger, der Chalif al Mamum machte es zur
Bedingung eines Friedensschlusses, daß der griechische Kaiser ihm meh-
rere ausgezeichnete Manuscripte, /die Almagest von Ptolomaeus/
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Nalan Lom: Bilddigitalisierung
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.
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