Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]Welche Zweifel man auch trotz der gerechten Verehrung, die dem großen La [4. Vorlesung] [(3. Januar 1828)] Die Untersuchungen über die Beschaffenheit des festen Erdkörpers, über die Welche Zweifel man auch trotz der gerechten Verehrung, die dem großen La [4. Vorlesung] [(3. Januar 1828)] Die Untersuchungen über die Beschaffenheit des festen Erdkörpers, über die <TEI> <text> <body> <div type="session" n="3"> <pb facs="#f0031" n="27"/> <p>Welche Zweifel man auch trotz der gerechten Verehrung, die dem großen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">La<lb/> Place</persName></hi> gebührt, gegen die numerische Gewißheit seiner Berechnung erheben<lb/> kann, so steht eine so merkwürdige <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> fast allgemein bewährte Thatsache doch<lb/> unstreitig mit dem in Verbindung, was die vulkanischen Erscheinungen<lb/> uns lehren. Es scheint mir nehmlich wahrscheinlich, daß dieselben aus einer<lb/> sehr einfachen Ursache, aus einer steten oder vorübergehenden Verbin-<lb/> dung zwischen dem Innern und Äussern unseres Planeten entstehen;<lb/> diese Beobachtungen lehren zugleich, wie, unabhängig von der Schiefe<lb/> der Ekliptik im frühesten gleichsam jugendlichsten Zustande der Erde,<lb/> Tropentemperatur <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> Tropenvegetation unter jeglicher Zone entstehen,<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> so lange fortdauern konnten, bis durch Wärmestrahlung aus<lb/> der erhärteten Erdrinde <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> durch allmähliche Ausfüllung der Gangklüfte<lb/> mit het<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></del><add place="across">e</add></subst>rogenen Gesteinmassen, sich ein Zustand bildete, in welchem, wie<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118684310 http://d-nb.info/gnd/118684310">Fourier</persName></hi> in einem tiefsinnigen Werke<note resp="#BF" type="editorial">Vgl. <bibl>Fourier, Jean Baptiste Joseph: Théorie analytique de la Chaleur. Paris 1822. Online verfügbar: <ref target="http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k1045508v">Bibliothèque nationale de France, département Réserve des livres rares, R-3139, abgerufen am 29.12.2015.</ref></bibl></note> gezeigt hat, die Wärme der<lb/> Oberfläche und des Luftkreises nur von der Stellung des Planeten ge-<lb/> gen einen Centralkörper, die Sonne, abhängt. Nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118684310 http://d-nb.info/gnd/118684310">Fourier</persName></hi> kañ sich<lb/> die Temperatur in 30000 Jahren nicht um 1° vermindern.</p> </div><lb/> <div type="session" n="4"> <head> <supplied resp="#BF">4. Vorlesung</supplied> <supplied resp="#CT">(<ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-01-03">3. Januar 1828</date></ref>)</supplied> </head><lb/> <p>Die Untersuchungen über die <hi rendition="#u">Beschaffenheit des festen Erdkörpers</hi>, über die<lb/> geognostische Construction der Erde haben von jeher die gebildeten Men-<lb/> schen beschäftigt, doch ist erst in neuern Zeiten durch gesicht<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></del><add place="across">e</add></subst>tere Beob-<lb/> achtungen eine sehr mythische Behandlung verdrängt worden. Man kañ<lb/> sagen, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118561448 http://d-nb.info/gnd/118561448">Keppler</persName></hi> habe die Gesetze erkañt <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118587544 http://d-nb.info/gnd/118587544">Newton</persName></hi> sie erwiesen. – Im<lb/> allgemeinen ist angenom̃en, daß der Erdball, bevor seine Oberfläche<lb/> seine jetzige Gestalt gewonnen, sehr verbreitete Revolutionen<lb/> erlitten habe, welche die Ordnung der Dinge veränderten.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [27/0031]
Welche Zweifel man auch trotz der gerechten Verehrung, die dem großen La
Place gebührt, gegen die numerische Gewißheit seiner Berechnung erheben
kann, so steht eine so merkwürdige u fast allgemein bewährte Thatsache doch
unstreitig mit dem in Verbindung, was die vulkanischen Erscheinungen
uns lehren. Es scheint mir nehmlich wahrscheinlich, daß dieselben aus einer
sehr einfachen Ursache, aus einer steten oder vorübergehenden Verbin-
dung zwischen dem Innern und Äussern unseres Planeten entstehen;
diese Beobachtungen lehren zugleich, wie, unabhängig von der Schiefe
der Ekliptik im frühesten gleichsam jugendlichsten Zustande der Erde,
Tropentemperatur u Tropenvegetation unter jeglicher Zone entstehen,
u so lange fortdauern konnten, bis durch Wärmestrahlung aus
der erhärteten Erdrinde u durch allmähliche Ausfüllung der Gangklüfte
mit heterogenen Gesteinmassen, sich ein Zustand bildete, in welchem, wie
Fourier in einem tiefsinnigen Werke gezeigt hat, die Wärme der
Oberfläche und des Luftkreises nur von der Stellung des Planeten ge-
gen einen Centralkörper, die Sonne, abhängt. Nach Fourier kañ sich
die Temperatur in 30000 Jahren nicht um 1° vermindern.
4. Vorlesung (3. Januar 1828)
Die Untersuchungen über die Beschaffenheit des festen Erdkörpers, über die
geognostische Construction der Erde haben von jeher die gebildeten Men-
schen beschäftigt, doch ist erst in neuern Zeiten durch gesichtetere Beob-
achtungen eine sehr mythische Behandlung verdrängt worden. Man kañ
sagen, Keppler habe die Gesetze erkañt u Newton sie erwiesen. – Im
allgemeinen ist angenom̃en, daß der Erdball, bevor seine Oberfläche
seine jetzige Gestalt gewonnen, sehr verbreitete Revolutionen
erlitten habe, welche die Ordnung der Dinge veränderten.
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Weitere Informationen:Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.
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