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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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diese Aeusserungen zu stark oder zu an-
haltend fortgesezt werden, so kann völ-
lige Erschöpfung die Folge seyn. Diess
zeigt sich schon bey der gewöhnlichen
Erfahrung, dass wir durch Anstrengun-
gen derselben beym Gehen, Denken u.
s. w. müde werden. Noch deutlicher
aber zeigt sichs bey den neuern Galuoni-
schen Versuchen, wo man nach dem
Tode einen noch lebenden Muskel und
Nerven durch Metallbelegung reizt.
Wiederhohlt man den Reiz oft und stark,
so wird die Kraft bald, geschieht es
langsamer, so wird sie später erschöpft,
und selbst, wenn sie erschöpft scheint,
kann man dadurch, dass man einige Zeit
die Reizungen unterlässt, neue Ansamm-
lung und neue Aeusserungen derselben
bewirken. Dadurch entsteht also ein
neues Stärkungsmittel, nehmlich die
Ruhe, die unterlassne Aeusserung. Da-
durch kann sie sich sammlen, und wirk-
lich vermehren.


dieſe Aeuſserungen zu ſtark oder zu an-
haltend fortgeſezt werden, ſo kann völ-
lige Erſchöpfung die Folge ſeyn. Dieſs
zeigt ſich ſchon bey der gewöhnlichen
Erfahrung, daſs wir durch Anſtrengun-
gen derſelben beym Gehen, Denken u.
ſ. w. müde werden. Noch deutlicher
aber zeigt ſichs bey den neuern Galuoni-
ſchen Verſuchen, wo man nach dem
Tode einen noch lebenden Muskel und
Nerven durch Metallbelegung reizt.
Wiederhohlt man den Reiz oft und ſtark,
ſo wird die Kraft bald, geſchieht es
langſamer, ſo wird ſie ſpäter erſchöpft,
und ſelbſt, wenn ſie erſchöpft ſcheint,
kann man dadurch, daſs man einige Zeit
die Reizungen unterläſst, neue Anſamm-
lung und neue Aeuſserungen derſelben
bewirken. Dadurch entſteht alſo ein
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[70/0098] dieſe Aeuſserungen zu ſtark oder zu an- haltend fortgeſezt werden, ſo kann völ- lige Erſchöpfung die Folge ſeyn. Dieſs zeigt ſich ſchon bey der gewöhnlichen Erfahrung, daſs wir durch Anſtrengun- gen derſelben beym Gehen, Denken u. ſ. w. müde werden. Noch deutlicher aber zeigt ſichs bey den neuern Galuoni- ſchen Verſuchen, wo man nach dem Tode einen noch lebenden Muskel und Nerven durch Metallbelegung reizt. Wiederhohlt man den Reiz oft und ſtark, ſo wird die Kraft bald, geſchieht es langſamer, ſo wird ſie ſpäter erſchöpft, und ſelbſt, wenn ſie erſchöpft ſcheint, kann man dadurch, daſs man einige Zeit die Reizungen unterläſst, neue Anſamm- lung und neue Aeuſserungen derſelben bewirken. Dadurch entſteht alſo ein neues Stärkungsmittel, nehmlich die Ruhe, die unterlaſsne Aeuſserung. Da- durch kann ſie ſich ſammlen, und wirk- lich vermehren.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/98>, abgerufen am 22.11.2024.