schwehr zu bestimmen, welches Ursach und welches Folge ist.
Von der ausserordentlichen Kraft der Wärme, Leben zu nähren und zu erwecken, verdient folgendes ganz neue und entscheidende Beyspiel angeführt zu werden: Den zweyten August 1790 stürzte sich ein Carabinier, Nahmens Petit zu Strasburg, ganz nackend aus dem Fenster des Militairhospitals in den Rhein. Um 5 Uhr Nachmittags bemerkte man erst, dass er fehle, und er mochte über eine halbe Stunde im Wasser gele- gen haben, als man ihn herauszog. Er war ganz tod. Man that weiter nichts, als dass man ihn in ein recht durch- wärmtes Bett legte, den Kopf hoch, die Arme an den Leib, und die Beine nahe neben einander gelegt. Man begnügte sich dabey, ihm nur immerfort warme Tücher, besonders auf den Magen und die Beine aufzulegen. Auch wurden in verschiedene Gegenden des Bettes heisse Steine, mit Tüchern umwickelt, gelegt.
ſchwehr zu beſtimmen, welches Urſach und welches Folge iſt.
Von der auſſerordentlichen Kraft der Wärme, Leben zu nähren und zu erwecken, verdient folgendes ganz neue und entſcheidende Beyſpiel angeführt zu werden: Den zweyten Auguſt 1790 ſtürzte ſich ein Carabinier, Nahmens Petit zu Strasburg, ganz nackend aus dem Fenſter des Militairhoſpitals in den Rhein. Um 5 Uhr Nachmittags bemerkte man erſt, daſs er fehle, und er mochte über eine halbe Stunde im Waſſer gele- gen haben, als man ihn herauszog. Er war ganz tod. Man that weiter nichts, als daſs man ihn in ein recht durch- wärmtes Bett legte, den Kopf hoch, die Arme an den Leib, und die Beine nahe neben einander gelegt. Man begnügte ſich dabey, ihm nur immerfort warme Tücher, beſonders auf den Magen und die Beine aufzulegen. Auch wurden in verſchiedene Gegenden des Bettes heiſse Steine, mit Tüchern umwickelt, gelegt.
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ſchwehr zu beſtimmen, welches Urſach
und welches Folge iſt.
Von der auſſerordentlichen Kraft
der Wärme, Leben zu nähren und zu
erwecken, verdient folgendes ganz neue
und entſcheidende Beyſpiel angeführt zu
werden: Den zweyten Auguſt 1790
ſtürzte ſich ein Carabinier, Nahmens
Petit zu Strasburg, ganz nackend aus
dem Fenſter des Militairhoſpitals in den
Rhein. Um 5 Uhr Nachmittags bemerkte
man erſt, daſs er fehle, und er mochte
über eine halbe Stunde im Waſſer gele-
gen haben, als man ihn herauszog. Er
war ganz tod. Man that weiter nichts,
als daſs man ihn in ein recht durch-
wärmtes Bett legte, den Kopf hoch, die
Arme an den Leib, und die Beine nahe
neben einander gelegt. Man begnügte
ſich dabey, ihm nur immerfort warme
Tücher, beſonders auf den Magen und
die Beine aufzulegen. Auch wurden in
verſchiedene Gegenden des Bettes heiſse
Steine, mit Tüchern umwickelt, gelegt.
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/91>, abgerufen am 23.11.2024.
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