Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

einem belebten Körper kein blos mecha-
nischer oder chemischer Prozess möglich,
und alles trägt den Karakter des Lebens.
Ein Stoss, Reiz, Kälte und Hitze wirken
auf ein belebtes Wesen nach ganz eigen-
thümlichen Gesetzen, und jede Wir-
kung, die da entsteht, muss als eine aus
dem äusserlichen Eindruck und der Re-
action der Lebenskraft zusammengesezte
angesehen werden.

Eben hierinn liegt auch der Grund
der Eigenthümlichkeit einzelner Arten,
ja jedes einzelnen Individuums. Wir
sehen täglich, dass Pflanzen, die in ei-
nerley Boden neben einander wachsen
und ganz einerley Nahrung geniessen,
doch in ihrer Gestalt, Säften und Kräf-
ten himmelweit von einander verschie-
den sind. Eben das finden wir im Thier-
reich, und es ist eigentlich das, wovon
man sagt: Ein jedes hat seine eigne
Natur.


einem belebten Körper kein blos mecha-
niſcher oder chemiſcher Prozeſs möglich,
und alles trägt den Karakter des Lebens.
Ein Stoſs, Reiz, Kälte und Hitze wirken
auf ein belebtes Weſen nach ganz eigen-
thümlichen Geſetzen, und jede Wir-
kung, die da entſteht, muſs als eine aus
dem äuſſerlichen Eindruck und der Re-
action der Lebenskraft zuſammengeſezte
angeſehen werden.

Eben hierinn liegt auch der Grund
der Eigenthümlichkeit einzelner Arten,
ja jedes einzelnen Individuums. Wir
ſehen täglich, daſs Pflanzen, die in ei-
nerley Boden neben einander wachſen
und ganz einerley Nahrung genieſsen,
doch in ihrer Geſtalt, Säften und Kräf-
ten himmelweit von einander verſchie-
den ſind. Eben das finden wir im Thier-
reich, und es iſt eigentlich das, wovon
man ſagt: Ein jedes hat ſeine eigne
Natur.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="53"/>
einem belebten Körper kein blos mecha-<lb/>
ni&#x017F;cher oder chemi&#x017F;cher Proze&#x017F;s möglich,<lb/>
und alles trägt den Karakter des Lebens.<lb/>
Ein Sto&#x017F;s, Reiz, Kälte und Hitze wirken<lb/>
auf ein belebtes We&#x017F;en nach ganz eigen-<lb/>
thümlichen Ge&#x017F;etzen, und jede Wir-<lb/>
kung, die da ent&#x017F;teht, mu&#x017F;s als eine aus<lb/>
dem äu&#x017F;&#x017F;erlichen Eindruck und der Re-<lb/>
action der Lebenskraft zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezte<lb/>
ange&#x017F;ehen werden.</p><lb/>
          <p>Eben hierinn liegt auch der Grund<lb/>
der Eigenthümlichkeit einzelner Arten,<lb/>
ja jedes einzelnen Individuums. Wir<lb/>
&#x017F;ehen täglich, da&#x017F;s Pflanzen, die in ei-<lb/>
nerley Boden neben einander wach&#x017F;en<lb/>
und ganz einerley Nahrung genie&#x017F;sen,<lb/>
doch in ihrer Ge&#x017F;talt, Säften und Kräf-<lb/>
ten himmelweit von einander ver&#x017F;chie-<lb/>
den &#x017F;ind. Eben das finden wir im Thier-<lb/>
reich, und es i&#x017F;t eigentlich das, wovon<lb/>
man &#x017F;agt: Ein jedes hat &#x017F;eine eigne<lb/>
Natur.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0081] einem belebten Körper kein blos mecha- niſcher oder chemiſcher Prozeſs möglich, und alles trägt den Karakter des Lebens. Ein Stoſs, Reiz, Kälte und Hitze wirken auf ein belebtes Weſen nach ganz eigen- thümlichen Geſetzen, und jede Wir- kung, die da entſteht, muſs als eine aus dem äuſſerlichen Eindruck und der Re- action der Lebenskraft zuſammengeſezte angeſehen werden. Eben hierinn liegt auch der Grund der Eigenthümlichkeit einzelner Arten, ja jedes einzelnen Individuums. Wir ſehen täglich, daſs Pflanzen, die in ei- nerley Boden neben einander wachſen und ganz einerley Nahrung genieſsen, doch in ihrer Geſtalt, Säften und Kräf- ten himmelweit von einander verſchie- den ſind. Eben das finden wir im Thier- reich, und es iſt eigentlich das, wovon man ſagt: Ein jedes hat ſeine eigne Natur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/81
Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/81>, abgerufen am 05.05.2024.