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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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macht sich schon dadurch Krankheits-
empfänglich, denn er braucht nur ein-
mal davon abzuweichen, was seine an-
dere Natur worden ist, so kann er krank
werden. Auch kann selbst eine kleine
Unordnung, durch die kleine Revolu-
tion, die sie im Körper erregt, viel Nu-
tzen zur Reinigung, Eröfnung, Zerthei-
lung haben. Und selbst schädliche Din-
ge verlieren ja viel von ihrer Schädlich-
keit, wenn man sich daran gewöhnt.
Folglich zuweilen weniger schlafen als
gewöhnlich, zuweilen ein Gläschen
Wein mehr trinken, etwas mehr oder
unverdaulichere Dinge geniessen, sich
einer kleinen Erkältung oder Erhitzung,
z. B. durch Tanzen, Reiten u. dgl. aus-
setzen, sich mit unter einmal recht tüch-
tig, bis zur Ermüdung, bewegen, auch
wohl zuweilen einen Tag fasten, alles
diess sind Dinge, die zur Abhärtung des
Körpers beytragen, und der Gesundheit
gleichsam mehr Weite geben, indem sie
sie einer zu sklavischen Abhängigkeit
von der einförmigen Gewohnheit entzie-

S s

macht ſich ſchon dadurch Krankheits-
empfänglich, denn er braucht nur ein-
mal davon abzuweichen, was ſeine an-
dere Natur worden iſt, ſo kann er krank
werden. Auch kann ſelbſt eine kleine
Unordnung, durch die kleine Revolu-
tion, die ſie im Körper erregt, viel Nu-
tzen zur Reinigung, Eröfnung, Zerthei-
lung haben. Und ſelbſt ſchädliche Din-
ge verlieren ja viel von ihrer Schädlich-
keit, wenn man ſich daran gewöhnt.
Folglich zuweilen weniger ſchlafen als
gewöhnlich, zuweilen ein Gläschen
Wein mehr trinken, etwas mehr oder
unverdaulichere Dinge genieſſen, ſich
einer kleinen Erkältung oder Erhitzung,
z. B. durch Tanzen, Reiten u. dgl. aus-
ſetzen, ſich mit unter einmal recht tüch-
tig, bis zur Ermüdung, bewegen, auch
wohl zuweilen einen Tag faſten, alles
dieſs ſind Dinge, die zur Abhärtung des
Körpers beytragen, und der Geſundheit
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ſie einer zu ſklaviſchen Abhängigkeit
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[641/0669] macht ſich ſchon dadurch Krankheits- empfänglich, denn er braucht nur ein- mal davon abzuweichen, was ſeine an- dere Natur worden iſt, ſo kann er krank werden. Auch kann ſelbſt eine kleine Unordnung, durch die kleine Revolu- tion, die ſie im Körper erregt, viel Nu- tzen zur Reinigung, Eröfnung, Zerthei- lung haben. Und ſelbſt ſchädliche Din- ge verlieren ja viel von ihrer Schädlich- keit, wenn man ſich daran gewöhnt. Folglich zuweilen weniger ſchlafen als gewöhnlich, zuweilen ein Gläschen Wein mehr trinken, etwas mehr oder unverdaulichere Dinge genieſſen, ſich einer kleinen Erkältung oder Erhitzung, z. B. durch Tanzen, Reiten u. dgl. aus- ſetzen, ſich mit unter einmal recht tüch- tig, bis zur Ermüdung, bewegen, auch wohl zuweilen einen Tag faſten, alles dieſs ſind Dinge, die zur Abhärtung des Körpers beytragen, und der Geſundheit gleichſam mehr Weite geben, indem ſie ſie einer zu ſklaviſchen Abhängigkeit von der einförmigen Gewohnheit entzie- S s

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/669>, abgerufen am 26.06.2024.