einmal, oder zu wässerigt zu geniessen. Aber sie hat auch grosse Vortheile: Sie ersezt das Getränk, besonders bey Ge- lehrten, Frauenzimmern und allen de- nen, welche ausser Tisch wenig oder gar nicht trinken, und die, wenn sie nun auch das Suppenessen unterlassen, viel zu wenig Feuchtigkeit ins Blut bekom- men; wobey noch das zu bemerken ist, dass das Flüssige, in Suppengestalt ge- nossen, sich weit besser und schneller unsern Säften beymischt, als wenn es kalt und roh getrunken wird. Eben deswegen ist nun auch Suppe ein grosses Verhütungsmittel der Trockenheit und Rigidität des Körpers, und daher für trockne Naturen und im Alter die beste Art der Nahrung. Je älter der Mensch wird, desto mehr muss er von Suppe leben. Ja selbst die Dienste eines Arz- neymittels vertritt sie. Nach Erkältun- gen, bey nervigten oder Magenkopf- weh, bey Koliken und manchen Arten von Magenkrämpfen, ist warme Suppe
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einmal, oder zu wäſſerigt zu genieſſen. Aber ſie hat auch groſse Vortheile: Sie erſezt das Getränk, beſonders bey Ge- lehrten, Frauenzimmern und allen de- nen, welche auſſer Tiſch wenig oder gar nicht trinken, und die, wenn ſie nun auch das Suppeneſſen unterlaſſen, viel zu wenig Feuchtigkeit ins Blut bekom- men; wobey noch das zu bemerken iſt, daſs das Flüſſige, in Suppengeſtalt ge- noſſen, ſich weit beſſer und ſchneller unſern Säften beymiſcht, als wenn es kalt und roh getrunken wird. Eben deswegen iſt nun auch Suppe ein groſses Verhütungsmittel der Trockenheit und Rigidität des Körpers, und daher für trockne Naturen und im Alter die beſte Art der Nahrung. Je älter der Menſch wird, deſto mehr muſs er von Suppe leben. Ja ſelbſt die Dienſte eines Arz- neymittels vertritt ſie. Nach Erkältun- gen, bey nervigten oder Magenkopf- weh, bey Koliken und manchen Arten von Magenkrämpfen, iſt warme Suppe
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einmal, oder zu wäſſerigt zu genieſſen.
Aber ſie hat auch groſse Vortheile: Sie
erſezt das Getränk, beſonders bey Ge-
lehrten, Frauenzimmern und allen de-
nen, welche auſſer Tiſch wenig oder gar
nicht trinken, und die, wenn ſie nun
auch das Suppeneſſen unterlaſſen, viel
zu wenig Feuchtigkeit ins Blut bekom-
men; wobey noch das zu bemerken iſt,
daſs das Flüſſige, in Suppengeſtalt ge-
noſſen, ſich weit beſſer und ſchneller
unſern Säften beymiſcht, als wenn es
kalt und roh getrunken wird. Eben
deswegen iſt nun auch Suppe ein groſses
Verhütungsmittel der Trockenheit und
Rigidität des Körpers, und daher für
trockne Naturen und im Alter die beſte
Art der Nahrung. Je älter der Menſch
wird, deſto mehr muſs er von Suppe
leben. Ja ſelbſt die Dienſte eines Arz-
neymittels vertritt ſie. Nach Erkältun-
gen, bey nervigten oder Magenkopf-
weh, bey Koliken und manchen Arten
von Magenkrämpfen, iſt warme Suppe
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/639>, abgerufen am 22.11.2024.
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