Folge seyn. Insbesondere entstehen die übelsten Hautkrankheiten daher.
Die Haut ist ferner der Sitz des all- gemeinsten Sinns, des Gefühls, desjeni- gen Sinns, der uns vorzüglich mit der uns umgebenden Natur, insbesondere der Atmosphäre, in Verbindung sezt, von dessen Zustand also grösstentheils das Gefühl unsrer eignen Existenz und unsers Verhältnisses zu dem, was um uns ist, bestimmt wird. Die grössere oder geringere Empfänglichkeit für Krankheiten hängt daher gar sehr von der Haut ab, und wessen Haut zu ge- schwächt oder erschlafft ist, der hat ge- wöhnlich eine zu feine und unnatürli- che Empfindlichkeit derselben, wodurch es denn kommt, dass er jede kleine Ver- änderung der Witterung, jedes Zuglüft- gen auf eine höchst unangenehme Weise in seinem Innern bemerkt, und zulezt ein wahres Barometer wird. Man nennt diess die rhevmatische Constitu- tion, die hauptsächlich in der mangeln- den Hautstärke ihren Grund hat. Auch
Folge ſeyn. Insbeſondere entſtehen die übelſten Hautkrankheiten daher.
Die Haut iſt ferner der Sitz des all- gemeinſten Sinns, des Gefühls, desjeni- gen Sinns, der uns vorzüglich mit der uns umgebenden Natur, insbeſondere der Atmosphäre, in Verbindung ſezt, von deſſen Zuſtand alſo gröſstentheils das Gefühl unſrer eignen Exiſtenz und unſers Verhältniſſes zu dem, was um uns iſt, beſtimmt wird. Die gröſsere oder geringere Empfänglichkeit für Krankheiten hängt daher gar ſehr von der Haut ab, und weſſen Haut zu ge- ſchwächt oder erſchlafft iſt, der hat ge- wöhnlich eine zu feine und unnatürli- che Empfindlichkeit derſelben, wodurch es denn kommt, daſs er jede kleine Ver- änderung der Witterung, jedes Zuglüft- gen auf eine höchſt unangenehme Weiſe in ſeinem Innern bemerkt, und zulezt ein wahres Barometer wird. Man nennt dieſs die rhevmatiſche Conſtitu- tion, die hauptſächlich in der mangeln- den Hautſtärke ihren Grund hat. Auch
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Folge ſeyn. Insbeſondere entſtehen die
übelſten Hautkrankheiten daher.
Die Haut iſt ferner der Sitz des all-
gemeinſten Sinns, des Gefühls, desjeni-
gen Sinns, der uns vorzüglich mit der
uns umgebenden Natur, insbeſondere
der Atmosphäre, in Verbindung ſezt,
von deſſen Zuſtand alſo gröſstentheils
das Gefühl unſrer eignen Exiſtenz und
unſers Verhältniſſes zu dem, was um
uns iſt, beſtimmt wird. Die gröſsere
oder geringere Empfänglichkeit für
Krankheiten hängt daher gar ſehr von
der Haut ab, und weſſen Haut zu ge-
ſchwächt oder erſchlafft iſt, der hat ge-
wöhnlich eine zu feine und unnatürli-
che Empfindlichkeit derſelben, wodurch
es denn kommt, daſs er jede kleine Ver-
änderung der Witterung, jedes Zuglüft-
gen auf eine höchſt unangenehme Weiſe
in ſeinem Innern bemerkt, und zulezt
ein wahres Barometer wird. Man
nennt dieſs die rhevmatiſche Conſtitu-
tion, die hauptſächlich in der mangeln-
den Hautſtärke ihren Grund hat. Auch
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/615>, abgerufen am 22.11.2024.
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