"bes- und Seelenzustand. Ich steige von "der Erden an auf mein Pferd, ich klet- "tre steile Anhöhen hinauf, und habe "erst kürzlich ein Lustspiel voll von un- "schuldiger Freude und Scherz geschrie- "ben. Wenn ich von meinen Privatge- "schäften oder aus dem Senat nach Hause "komme, so finde ich 11 Enkel, deren "Auferziehung, Zeitvertreib und Gesän- "ge die Freude meines Alters sind. Oft "singe ich selbst mit ihnen, denn meine "Stimme ist jezt klärer und stärker, als sie "je in meiner Jugend war, und ich weiss "nichts von den Beschwehrden und den "mürrischen und ungeniessbaren Lau- "nen, die so oft das Loos des Alters "sind." In dieser glücklichen Stimmung erreichte er das hundertste Jahr, aber sein Beyspiel ist ohne Nachfolge geblie- ben. *)
*) Auch würde ich recht sehr bitten, ehe man diese Diät im strengsten Sinn anfinge, erst sei- nen Arzt zu consuliren. Denn nicht jedem ist es heilsam, die Abstinenz so weit zu treiben.
„bes- und Seelenzuſtand. Ich ſteige von „der Erden an auf mein Pferd, ich klet- „tre ſteile Anhöhen hinauf, und habe „erſt kürzlich ein Luſtſpiel voll von un- „ſchuldiger Freude und Scherz geſchrie- „ben. Wenn ich von meinen Privatge- „ſchäften oder aus dem Senat nach Hauſe „komme, ſo finde ich 11 Enkel, deren „Auferziehung, Zeitvertreib und Geſän- „ge die Freude meines Alters ſind. Oft „ſinge ich ſelbſt mit ihnen, denn meine „Stimme iſt jezt klärer und ſtärker, als ſie „je in meiner Jugend war, und ich weiſs „nichts von den Beſchwehrden und den „mürriſchen und ungenieſsbaren Lau- „nen, die ſo oft das Loos des Alters „ſind.“ In dieſer glücklichen Stimmung erreichte er das hundertſte Jahr, aber ſein Beyſpiel iſt ohne Nachfolge geblie- ben. *)
*) Auch würde ich recht ſehr bitten, ehe man dieſe Diät im ſtrengſten Sinn anfinge, erſt ſei- nen Arzt zu conſuliren. Denn nicht jedem iſt es heilſam, die Abſtinenz ſo weit zu treiben.
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[28/0056]
„bes- und Seelenzuſtand. Ich ſteige von
„der Erden an auf mein Pferd, ich klet-
„tre ſteile Anhöhen hinauf, und habe
„erſt kürzlich ein Luſtſpiel voll von un-
„ſchuldiger Freude und Scherz geſchrie-
„ben. Wenn ich von meinen Privatge-
„ſchäften oder aus dem Senat nach Hauſe
„komme, ſo finde ich 11 Enkel, deren
„Auferziehung, Zeitvertreib und Geſän-
„ge die Freude meines Alters ſind. Oft
„ſinge ich ſelbſt mit ihnen, denn meine
„Stimme iſt jezt klärer und ſtärker, als ſie
„je in meiner Jugend war, und ich weiſs
„nichts von den Beſchwehrden und den
„mürriſchen und ungenieſsbaren Lau-
„nen, die ſo oft das Loos des Alters
„ſind.“ In dieſer glücklichen Stimmung
erreichte er das hundertſte Jahr, aber
ſein Beyſpiel iſt ohne Nachfolge geblie-
ben. *)
*) Auch würde ich recht ſehr bitten, ehe man
dieſe Diät im ſtrengſten Sinn anfinge, erſt ſei-
nen Arzt zu conſuliren. Denn nicht jedem iſt
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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