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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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nerisch anstecken lässt, dieses Gift nicht
blos für sich aufnimmt, sondern es in
sich auch wieder reproducirt, und also
auch für andre, ja für die Menschheit
eine Giftquelle wird. Er giebt seinen
Körper zum Reservoir, zum Treibhaus
dieses scheuslichen Gifts her, und wird
dadurch ein Erhalter desselben für die
ganze Welt, denn es ist erwiesen, dass
sich dieses Gift nur im Menschen von
neuen erzeugt, und dass es sogleich aus-
gerottet seyn würde, wenn sich keine
Menschen mehr dazu hergäben, um es
zu reproduziren.

6. Noch ein Motiv, dessen Kraft,
wie ich weiss, bey gutgearteten Men-
schen sehr gross ist: Man denke an seine
künftige Geliebte und Gattin, und an
die Pflichten, die man ihr schuldig ist.
Kennt man sie schon, desto besser. Aber
auch ohne sie zu kennen, kann der Ge-
danke an die, der wir einst unsre Hand
geben wollen, von der wir Treue, Tu-
gend und feste Anhänglichkeit erwarten,
ein grosser Beweggrund zur eignen Ent-

neriſch anſtecken läſst, dieſes Gift nicht
blos für ſich aufnimmt, ſondern es in
ſich auch wieder reproducirt, und alſo
auch für andre, ja für die Menſchheit
eine Giftquelle wird. Er giebt ſeinen
Körper zum Reſervoir, zum Treibhaus
dieſes ſcheuslichen Gifts her, und wird
dadurch ein Erhalter deſſelben für die
ganze Welt, denn es iſt erwieſen, daſs
ſich dieſes Gift nur im Menſchen von
neuen erzeugt, und daſs es ſogleich aus-
gerottet ſeyn würde, wenn ſich keine
Menſchen mehr dazu hergäben, um es
zu reproduziren.

6. Noch ein Motiv, deſſen Kraft,
wie ich weiſs, bey gutgearteten Men-
ſchen ſehr groſs iſt: Man denke an ſeine
künftige Geliebte und Gattin, und an
die Pflichten, die man ihr ſchuldig iſt.
Kennt man ſie ſchon, deſto beſſer. Aber
auch ohne ſie zu kennen, kann der Ge-
danke an die, der wir einſt unſre Hand
geben wollen, von der wir Treue, Tu-
gend und feſte Anhänglichkeit erwarten,
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[530/0558] neriſch anſtecken läſst, dieſes Gift nicht blos für ſich aufnimmt, ſondern es in ſich auch wieder reproducirt, und alſo auch für andre, ja für die Menſchheit eine Giftquelle wird. Er giebt ſeinen Körper zum Reſervoir, zum Treibhaus dieſes ſcheuslichen Gifts her, und wird dadurch ein Erhalter deſſelben für die ganze Welt, denn es iſt erwieſen, daſs ſich dieſes Gift nur im Menſchen von neuen erzeugt, und daſs es ſogleich aus- gerottet ſeyn würde, wenn ſich keine Menſchen mehr dazu hergäben, um es zu reproduziren. 6. Noch ein Motiv, deſſen Kraft, wie ich weiſs, bey gutgearteten Men- ſchen ſehr groſs iſt: Man denke an ſeine künftige Geliebte und Gattin, und an die Pflichten, die man ihr ſchuldig iſt. Kennt man ſie ſchon, deſto beſſer. Aber auch ohne ſie zu kennen, kann der Ge- danke an die, der wir einſt unſre Hand geben wollen, von der wir Treue, Tu- gend und feſte Anhänglichkeit erwarten, ein groſser Beweggrund zur eignen Ent-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/558>, abgerufen am 22.11.2024.