VII. Man beobachte die äusserste Reinlickeit, d. h. man wechsele täglich das Hemde, wöchentlich die Kleidung, monatlich die Betten, entferne üble Ausdünstungen (vorzüglich nicht viel Menschen in der Kinderstube, kein Trocknen der Wäsche, keine alte Wä- sche). Reinlichkeit ist das halbe Leben für Kinder; je reinlicher sie gehalten werden, desto besser gedeihen und blü- hen sie. Durch blosse Reinlichkeit, bey sehr mässiger Nahrung, können sie in kurzer Zeit stark, frisch und munter ge- macht werden, da sie hingegen ohne Reinlichkeit, bey der reichlichsten Nah- rung elend und schwächlich werden. Diess ist die unerkannte Ursache, war- um manches Kind verdirbt und ver- welkt, man weiss nicht woher. Unge- bildete Leute glauben dann oft, es müsse behext seyn, oder die Mitesser haben. Aber die Unreinlichkeit allein ist der feindselige Dämon, der es besizt, und
der
die Jahreszeit) unbedeckt getragen wer- den.
VII. Man beobachte die äuſſerſte Reinlickeit, d. h. man wechſele täglich das Hemde, wöchentlich die Kleidung, monatlich die Betten, entferne üble Ausdünſtungen (vorzüglich nicht viel Menſchen in der Kinderſtube, kein Trocknen der Wäſche, keine alte Wä- ſche). Reinlichkeit iſt das halbe Leben für Kinder; je reinlicher ſie gehalten werden, deſto beſſer gedeihen und blü- hen ſie. Durch bloſſe Reinlichkeit, bey ſehr mäſsiger Nahrung, können ſie in kurzer Zeit ſtark, friſch und munter ge- macht werden, da ſie hingegen ohne Reinlichkeit, bey der reichlichſten Nah- rung elend und ſchwächlich werden. Dieſs iſt die unerkannte Urſache, war- um manches Kind verdirbt und ver- welkt, man weiſs nicht woher. Unge- bildete Leute glauben dann oft, es müſſe behext ſeyn, oder die Miteſſer haben. Aber die Unreinlichkeit allein iſt der feindſelige Dämon, der es beſizt, und
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die Jahreszeit) unbedeckt getragen wer-
den.
VII. Man beobachte die äuſſerſte
Reinlickeit, d. h. man wechſele täglich
das Hemde, wöchentlich die Kleidung,
monatlich die Betten, entferne üble
Ausdünſtungen (vorzüglich nicht viel
Menſchen in der Kinderſtube, kein
Trocknen der Wäſche, keine alte Wä-
ſche). Reinlichkeit iſt das halbe Leben
für Kinder; je reinlicher ſie gehalten
werden, deſto beſſer gedeihen und blü-
hen ſie. Durch bloſſe Reinlichkeit, bey
ſehr mäſsiger Nahrung, können ſie in
kurzer Zeit ſtark, friſch und munter ge-
macht werden, da ſie hingegen ohne
Reinlichkeit, bey der reichlichſten Nah-
rung elend und ſchwächlich werden.
Dieſs iſt die unerkannte Urſache, war-
um manches Kind verdirbt und ver-
welkt, man weiſs nicht woher. Unge-
bildete Leute glauben dann oft, es müſſe
behext ſeyn, oder die Miteſſer haben.
Aber die Unreinlichkeit allein iſt der
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/524>, abgerufen am 22.11.2024.
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