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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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chen Fortschritten dieser schleichenden
Pest Einhalt zu thun, und mein Herz
blutet mir, wenn ich sehe, wie das sonst
so blühende und robuste Landvolk, der
eigentliche Kern für die Erhaltung einer
kräftigen Menschheit, auch in unsern
Gegenden, wo es bisher noch den Na-
men dieses Giftes nicht kannte, schon
anfängt, durch die Mittheilung der
Städte davon angegriffen zu werden;
wenn ich Städte sehe, wo es noch vor
20 Jahren eine Seltenheit war, und jezt
schon allgemein geworden ist, und an-
dere, von denen es erwiesen ist, dass
zwey Drittheil der Einwohner venerisch
sind; -- wenn ich in die Zukunft blicke,
und bey fernerer ungestöhrten Fortwir-
kung des Gifts es unvermeidlich finde,
dass nicht zulezt alles, auch die ehrbar-
sten Familien (durch Kindermägde, Am-
men etc.), davon angesteckt werden, --
wenn ich die traurigsten Beyspiele vor
mir sehe (wie ich deren noch ganz kürz-
lich erlebt habe), wie die sittlichsten,
ehrbarsten und ordentlichsten Menschen,

chen Fortſchritten dieſer ſchleichenden
Peſt Einhalt zu thun, und mein Herz
blutet mir, wenn ich ſehe, wie das ſonſt
ſo blühende und robuſte Landvolk, der
eigentliche Kern für die Erhaltung einer
kräftigen Menſchheit, auch in unſern
Gegenden, wo es bisher noch den Na-
men dieſes Giftes nicht kannte, ſchon
anfängt, durch die Mittheilung der
Städte davon angegriffen zu werden;
wenn ich Städte ſehe, wo es noch vor
20 Jahren eine Seltenheit war, und jezt
ſchon allgemein geworden iſt, und an-
dere, von denen es erwieſen iſt, daſs
zwey Drittheil der Einwohner veneriſch
ſind; — wenn ich in die Zukunft blicke,
und bey fernerer ungeſtöhrten Fortwir-
kung des Gifts es unvermeidlich finde,
daſs nicht zulezt alles, auch die ehrbar-
ſten Familien (durch Kindermägde, Am-
men etc.), davon angeſteckt werden, —
wenn ich die traurigſten Beyſpiele vor
mir ſehe (wie ich deren noch ganz kürz-
lich erlebt habe), wie die ſittlichſten,
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[439/0467] chen Fortſchritten dieſer ſchleichenden Peſt Einhalt zu thun, und mein Herz blutet mir, wenn ich ſehe, wie das ſonſt ſo blühende und robuſte Landvolk, der eigentliche Kern für die Erhaltung einer kräftigen Menſchheit, auch in unſern Gegenden, wo es bisher noch den Na- men dieſes Giftes nicht kannte, ſchon anfängt, durch die Mittheilung der Städte davon angegriffen zu werden; wenn ich Städte ſehe, wo es noch vor 20 Jahren eine Seltenheit war, und jezt ſchon allgemein geworden iſt, und an- dere, von denen es erwieſen iſt, daſs zwey Drittheil der Einwohner veneriſch ſind; — wenn ich in die Zukunft blicke, und bey fernerer ungeſtöhrten Fortwir- kung des Gifts es unvermeidlich finde, daſs nicht zulezt alles, auch die ehrbar- ſten Familien (durch Kindermägde, Am- men etc.), davon angeſteckt werden, — wenn ich die traurigſten Beyſpiele vor mir ſehe (wie ich deren noch ganz kürz- lich erlebt habe), wie die ſittlichſten, ehrbarſten und ordentlichſten Menſchen,

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/467>, abgerufen am 22.11.2024.