nur mit einiger Aufmerksamkeit nach einem örtlichen Zufall zu fragen brauch- te, um ihn auch sogleich zu erregen; ich fragte nach Kopfweh, und es ent- stand, nach Krämpfen in dem Arm, nach Schluchsen, und die Krämpfe und der Schluchsen waren auf der Stelle da.
Tulpius erzählt das Beyspiel eines Menschen, der durch das Lesen vieler medizinischen und chirurgischen Bücher wahnsinnig wurde.
Monro sah einen Menschen, der un- ter Boerhaave Medizin studirte, und Hy- pochondrist dabey war. So oft er einer Vorlesung des Boerhaave beygewohnt hatte, bildete er sich allemal ein, auch die Krankheit zu haben, die vorgetra- gen worden war. Auf diese Art war er der beständige lebendige Commentar der Krankheitslehre, und er hatte kaum die Hälfte dieses angreifenden medizini-
nur mit einiger Aufmerkſamkeit nach einem örtlichen Zufall zu fragen brauch- te, um ihn auch ſogleich zu erregen; ich fragte nach Kopfweh, und es ent- ſtand, nach Krämpfen in dem Arm, nach Schluchſen, und die Krämpfe und der Schluchſen waren auf der Stelle da.
Tulpius erzählt das Beyſpiel eines Menſchen, der durch das Leſen vieler mediziniſchen und chirurgiſchen Bücher wahnſinnig wurde.
Monro ſah einen Menſchen, der un- ter Boerhaave Medizin ſtudirte, und Hy- pochondriſt dabey war. So oft er einer Vorleſung des Boerhaave beygewohnt hatte, bildete er ſich allemal ein, auch die Krankheit zu haben, die vorgetra- gen worden war. Auf dieſe Art war er der beſtändige lebendige Commentar der Krankheitslehre, und er hatte kaum die Hälfte dieſes angreifenden medizini-
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nur mit einiger Aufmerkſamkeit nach
einem örtlichen Zufall zu fragen brauch-
te, um ihn auch ſogleich zu erregen;
ich fragte nach Kopfweh, und es ent-
ſtand, nach Krämpfen in dem Arm,
nach Schluchſen, und die Krämpfe
und der Schluchſen waren auf der
Stelle da.
Tulpius erzählt das Beyſpiel eines
Menſchen, der durch das Leſen vieler
mediziniſchen und chirurgiſchen Bücher
wahnſinnig wurde.
Monro ſah einen Menſchen, der un-
ter Boerhaave Medizin ſtudirte, und Hy-
pochondriſt dabey war. So oft er einer
Vorleſung des Boerhaave beygewohnt
hatte, bildete er ſich allemal ein, auch
die Krankheit zu haben, die vorgetra-
gen worden war. Auf dieſe Art war er
der beſtändige lebendige Commentar der
Krankheitslehre, und er hatte kaum
die Hälfte dieſes angreifenden medizini-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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