sen kann es schädlich werden. Eyer, Milch, Butter, Mehl, sind, jedes für sich genossen, sehr verdauliche Substan- zen; aber man setze sie zusammen, und mache einen recht fetten und festen Pfannkuchen daraus, und man wird ein sehr schwehr verdauliches Product er- kalten. Man kann es als Grundsatz an- nehmen: je zusammengesezter eine Speise ist, desto schwehrer ist sie zu ver- dauen, und was noch schlimmer ist, de- sto schlechter werden die Säfte, die dar- aus bereitet werden.
4. Noch ein Haupttriumpf der neu- ern Kochkunst ist die Kunst, Nahrungs- saft in der concentrirtesten Gestalt in den Körper zu bringen. Da hat man Con- sommes, Jus, Coulus. Man hats dahin gebracht, durch Auspressen und Einko- chen, die Kraft von mehrern Pfunden Rindfleisch, Kapaunen und Markskno- chen in den kleinen Raum von einer Gelee oder Suppe zu concentriren. Da glaubt man nun etwas grosses gethan zu
ſen kann es ſchädlich werden. Eyer, Milch, Butter, Mehl, ſind, jedes für ſich genoſſen, ſehr verdauliche Subſtan- zen; aber man ſetze ſie zuſammen, und mache einen recht fetten und feſten Pfannkuchen daraus, und man wird ein ſehr ſchwehr verdauliches Product er- kalten. Man kann es als Grundſatz an- nehmen: je zuſammengeſezter eine Speiſe iſt, deſto ſchwehrer iſt ſie zu ver- dauen, und was noch ſchlimmer iſt, de- ſto ſchlechter werden die Säfte, die dar- aus bereitet werden.
4. Noch ein Haupttriumpf der neu- ern Kochkunſt iſt die Kunſt, Nahrungs- ſaft in der concentrirteſten Geſtalt in den Körper zu bringen. Da hat man Con- ſommés, Jus, Coulus. Man hats dahin gebracht, durch Auspreſſen und Einko- chen, die Kraft von mehrern Pfunden Rindfleiſch, Kapaunen und Markskno- chen in den kleinen Raum von einer Gelée oder Suppe zu concentriren. Da glaubt man nun etwas groſses gethan zu
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ſen kann es ſchädlich werden. Eyer,
Milch, Butter, Mehl, ſind, jedes für
ſich genoſſen, ſehr verdauliche Subſtan-
zen; aber man ſetze ſie zuſammen, und
mache einen recht fetten und feſten
Pfannkuchen daraus, und man wird ein
ſehr ſchwehr verdauliches Product er-
kalten. Man kann es als Grundſatz an-
nehmen: je zuſammengeſezter eine
Speiſe iſt, deſto ſchwehrer iſt ſie zu ver-
dauen, und was noch ſchlimmer iſt, de-
ſto ſchlechter werden die Säfte, die dar-
aus bereitet werden.
4. Noch ein Haupttriumpf der neu-
ern Kochkunſt iſt die Kunſt, Nahrungs-
ſaft in der concentrirteſten Geſtalt in den
Körper zu bringen. Da hat man Con-
ſommés, Jus, Coulus. Man hats dahin
gebracht, durch Auspreſſen und Einko-
chen, die Kraft von mehrern Pfunden
Rindfleiſch, Kapaunen und Markskno-
chen in den kleinen Raum von einer
Gelée oder Suppe zu concentriren. Da
glaubt man nun etwas groſses gethan zu
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/409>, abgerufen am 22.11.2024.
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