nigsten dazu gemacht, in grossen Hau- fen zusammen zu leben. Sein Athem ist tödlich für seine Mitgeschöpfe, und diess gilt eben sowohl im eigentlichen als im figürlichen Sinn. Die Feuchtig- keit, oder, wie mans gewöhnlich nennt, die Dickheit der Luft ists nicht allein, was sie so schädlich macht, sondern die Animalisation, die sie durch so viele auf einander gehäufte Menschen bekommt. Man kann höchstens viermal die nehm- liche Luft einathmen, so wird sie durch den Menschen selbst aus dem schönsten Erhaltungsmittel des Lebens in das töd- lichste Gift verwandelt. Nun denke man sich die Luft an einem so ungeheu- ren Orte; hier ist es physisch unmöglich, dass einer, der in der Mitte wohnt, ei- nen Athemzug von Luft thun sollte, die nicht schon kurz vorher in der Lunge eines andern verweilt hätte. Diess giebt eine allgemeine schleichende Vergiftung, die nothwendig die Lebensdauer im Ganzen verkürzen muss. -- Wer es also kann, meide den Aufenthalt in grossen
nigſten dazu gemacht, in groſsen Hau- fen zuſammen zu leben. Sein Athem iſt tödlich für ſeine Mitgeſchöpfe, und dieſs gilt eben ſowohl im eigentlichen als im figürlichen Sinn. Die Feuchtig- keit, oder, wie mans gewöhnlich nennt, die Dickheit der Luft iſts nicht allein, was ſie ſo ſchädlich macht, ſondern die Animaliſation, die ſie durch ſo viele auf einander gehäufte Menſchen bekommt. Man kann höchſtens viermal die nehm- liche Luft einathmen, ſo wird ſie durch den Menſchen ſelbſt aus dem ſchönſten Erhaltungsmittel des Lebens in das töd- lichſte Gift verwandelt. Nun denke man ſich die Luft an einem ſo ungeheu- ren Orte; hier iſt es phyſiſch unmöglich, daſs einer, der in der Mitte wohnt, ei- nen Athemzug von Luft thun ſollte, die nicht ſchon kurz vorher in der Lunge eines andern verweilt hätte. Dieſs giebt eine allgemeine ſchleichende Vergiftung, die nothwendig die Lebensdauer im Ganzen verkürzen muſs. — Wer es alſo kann, meide den Aufenthalt in groſsen
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nigſten dazu gemacht, in groſsen Hau-
fen zuſammen zu leben. Sein Athem iſt
tödlich für ſeine Mitgeſchöpfe, und
dieſs gilt eben ſowohl im eigentlichen
als im figürlichen Sinn. Die Feuchtig-
keit, oder, wie mans gewöhnlich nennt,
die Dickheit der Luft iſts nicht allein,
was ſie ſo ſchädlich macht, ſondern die
Animaliſation, die ſie durch ſo viele auf
einander gehäufte Menſchen bekommt.
Man kann höchſtens viermal die nehm-
liche Luft einathmen, ſo wird ſie durch
den Menſchen ſelbſt aus dem ſchönſten
Erhaltungsmittel des Lebens in das töd-
lichſte Gift verwandelt. Nun denke
man ſich die Luft an einem ſo ungeheu-
ren Orte; hier iſt es phyſiſch unmöglich,
daſs einer, der in der Mitte wohnt, ei-
nen Athemzug von Luft thun ſollte, die
nicht ſchon kurz vorher in der Lunge
eines andern verweilt hätte. Dieſs giebt
eine allgemeine ſchleichende Vergiftung,
die nothwendig die Lebensdauer im
Ganzen verkürzen muſs. — Wer es alſo
kann, meide den Aufenthalt in groſsen
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/403>, abgerufen am 23.11.2024.
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