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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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wirklichen Stillestand, der Sprung weit
geringer ist, als beym Menschen, der den
höchsten Grad von Lebensvollkommen-
heit besizt, und besonders übersieht man
den wichtigen Unterschied, den hier das
Respirationsgeschäfte macht. Alle diese
Thiere haben das Bedürfniss des Athem-
holens von Natur schon weniger, sie
haben von Natur wenig Wärme zum Le-
ben nöthig. Hingegen der Mensch
braucht beständigen Zugang von Wärme
und geistigen Kräften, genug von dem
pabulum vitae, das in der Luft liegt,
wenn sein Leben fortdauern soll. Eine
solche gänzliche Unterbrechung des
Athemholens würde schon durch den
völligen Verlust der innern Wärme töd-
lich werden. Selbst der vollkommnere
Seelenreiz ist so mit der Organisation
des Menschen verwebt, dass sein Ein-
fluss nicht so lange ganz aufhören kann,
ohne Absterbung und Destruction der
dazu nöthigen feinern Organe nach sich
zu ziehen.


wirklichen Stilleſtand, der Sprung weit
geringer iſt, als beym Menſchen, der den
höchſten Grad von Lebensvollkommen-
heit beſizt, und beſonders überſieht man
den wichtigen Unterſchied, den hier das
Reſpirationsgeſchäfte macht. Alle dieſe
Thiere haben das Bedürfniſs des Athem-
holens von Natur ſchon weniger, ſie
haben von Natur wenig Wärme zum Le-
ben nöthig. Hingegen der Menſch
braucht beſtändigen Zugang von Wärme
und geiſtigen Kräften, genug von dem
pabulum vitae, das in der Luft liegt,
wenn ſein Leben fortdauern ſoll. Eine
ſolche gänzliche Unterbrechung des
Athemholens würde ſchon durch den
völligen Verluſt der innern Wärme töd-
lich werden. Selbſt der vollkommnere
Seelenreiz iſt ſo mit der Organiſation
des Menſchen verwebt, daſs ſein Ein-
fluſs nicht ſo lange ganz aufhören kann,
ohne Abſterbung und Deſtruction der
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[296/0324] wirklichen Stilleſtand, der Sprung weit geringer iſt, als beym Menſchen, der den höchſten Grad von Lebensvollkommen- heit beſizt, und beſonders überſieht man den wichtigen Unterſchied, den hier das Reſpirationsgeſchäfte macht. Alle dieſe Thiere haben das Bedürfniſs des Athem- holens von Natur ſchon weniger, ſie haben von Natur wenig Wärme zum Le- ben nöthig. Hingegen der Menſch braucht beſtändigen Zugang von Wärme und geiſtigen Kräften, genug von dem pabulum vitae, das in der Luft liegt, wenn ſein Leben fortdauern ſoll. Eine ſolche gänzliche Unterbrechung des Athemholens würde ſchon durch den völligen Verluſt der innern Wärme töd- lich werden. Selbſt der vollkommnere Seelenreiz iſt ſo mit der Organiſation des Menſchen verwebt, daſs ſein Ein- fluſs nicht ſo lange ganz aufhören kann, ohne Abſterbung und Deſtruction der dazu nöthigen feinern Organe nach ſich zu ziehen.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/324>, abgerufen am 19.05.2024.