Unthätigkeit und Stillestand unbrauch- bar werden können. Nur Uebung und Thätigkeit ists, was sie brauchbar und dauerhaft erhält. Ruhe und Nichtge- brauch ist ihr tödlichstes Gift.
2. Wir haben gesehen, dass nicht blos Verminderung der Consumtion, sondern auch gehörige Beförderung der Restauration, zur Erhaltung und Verlän- gerung des Lebens nöthig ist. Dazu ge- hört aber zweyerley: einmal, voll- kommne Assimilation des Nüzlichen, und zweytens, Absonderung des Schäd- lichen. Das leztere kann nie Statt haben, ohne hinlängliche Thätigkeit und Bewe- gung. Was wird also die Folge einer solchen Lebensverlängerung durch Ruhe und Unthätigkeit seyn? Der Mensch consumirt sich wenig oder nicht, und dennoch restaurirt er sich. Es muss also endlich eine sehr nachtheilige Ueberfül- lung entstehen, weil er immer einnimmt, und nicht verhältnissmässig ausgiebt. Und dann, was das Schlimmste ist, es
Unthätigkeit und Stilleſtand unbrauch- bar werden können. Nur Uebung und Thätigkeit iſts, was ſie brauchbar und dauerhaft erhält. Ruhe und Nichtge- brauch iſt ihr tödlichſtes Gift.
2. Wir haben geſehen, daſs nicht blos Verminderung der Conſumtion, ſondern auch gehörige Beförderung der Reſtauration, zur Erhaltung und Verlän- gerung des Lebens nöthig iſt. Dazu ge- hört aber zweyerley: einmal, voll- kommne Aſſimilation des Nüzlichen, und zweytens, Abſonderung des Schäd- lichen. Das leztere kann nie Statt haben, ohne hinlängliche Thätigkeit und Bewe- gung. Was wird alſo die Folge einer ſolchen Lebensverlängerung durch Ruhe und Unthätigkeit ſeyn? Der Menſch conſumirt ſich wenig oder nicht, und dennoch reſtaurirt er ſich. Es muſs alſo endlich eine ſehr nachtheilige Ueberfül- lung entſtehen, weil er immer einnimmt, und nicht verhältniſsmäſsig ausgiebt. Und dann, was das Schlimmſte iſt, es
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Unthätigkeit und Stilleſtand unbrauch-
bar werden können. Nur Uebung und
Thätigkeit iſts, was ſie brauchbar und
dauerhaft erhält. Ruhe und Nichtge-
brauch iſt ihr tödlichſtes Gift.
2. Wir haben geſehen, daſs nicht
blos Verminderung der Conſumtion,
ſondern auch gehörige Beförderung der
Reſtauration, zur Erhaltung und Verlän-
gerung des Lebens nöthig iſt. Dazu ge-
hört aber zweyerley: einmal, voll-
kommne Aſſimilation des Nüzlichen,
und zweytens, Abſonderung des Schäd-
lichen. Das leztere kann nie Statt haben,
ohne hinlängliche Thätigkeit und Bewe-
gung. Was wird alſo die Folge einer
ſolchen Lebensverlängerung durch Ruhe
und Unthätigkeit ſeyn? Der Menſch
conſumirt ſich wenig oder nicht, und
dennoch reſtaurirt er ſich. Es muſs alſo
endlich eine ſehr nachtheilige Ueberfül-
lung entſtehen, weil er immer einnimmt,
und nicht verhältniſsmäſsig ausgiebt.
Und dann, was das Schlimmſte iſt, es
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/322>, abgerufen am 19.05.2024.
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