die geistige oder das Denkgeschäft hin- zu, und seine Dauer müsste also da- durch noch mehr leiden.
Es fragt sich also: wodurch hat der Mensch auch in Absicht der Dauer seines Lebens einen solchen Vorzug?
Ich glaube den Grund in folgenden gefunden zu haben.
I. Das ganze Zellgewebe des Menschen, oder die Grundfaser, ist von weit zärterer und weicherer Textur, als bey den Thieren derselben Klassen. Selbst die sogenannte Nervenhaut eines Darms ist bey einem Hunde viel härter, und lässt sich nicht so aufblasen, wie beym Menschen. Auch die Adern, die Knochen, selbst das Gehirn, sind bey Thieren weit fester, und haben mehr Erde. -- Nun habe ich aber oben gezeigt, dass ein gar zu grosser Grad von Härte und Sprödigkeit der Organe
Q
die geiſtige oder das Denkgeſchäft hin- zu, und ſeine Dauer müſste alſo da- durch noch mehr leiden.
Es fragt ſich alſo: wodurch hat der Menſch auch in Abſicht der Dauer ſeines Lebens einen ſolchen Vorzug?
Ich glaube den Grund in folgenden gefunden zu haben.
I. Das ganze Zellgewebe des Menſchen, oder die Grundfaſer, iſt von weit zärterer und weicherer Textur, als bey den Thieren derſelben Klaſſen. Selbſt die ſogenannte Nervenhaut eines Darms iſt bey einem Hunde viel härter, und läſst ſich nicht ſo aufblaſen, wie beym Menſchen. Auch die Adern, die Knochen, ſelbſt das Gehirn, ſind bey Thieren weit feſter, und haben mehr Erde. — Nun habe ich aber oben gezeigt, daſs ein gar zu groſser Grad von Härte und Sprödigkeit der Organe
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die geiſtige oder das Denkgeſchäft hin-
zu, und ſeine Dauer müſste alſo da-
durch noch mehr leiden.
Es fragt ſich alſo: wodurch hat der
Menſch auch in Abſicht der Dauer ſeines
Lebens einen ſolchen Vorzug?
Ich glaube den Grund in folgenden
gefunden zu haben.
I. Das ganze Zellgewebe des Menſchen,
oder die Grundfaſer, iſt von weit
zärterer und weicherer Textur, als
bey den Thieren derſelben Klaſſen.
Selbſt die ſogenannte Nervenhaut
eines Darms iſt bey einem Hunde
viel härter, und läſst ſich nicht ſo
aufblaſen, wie beym Menſchen.
Auch die Adern, die Knochen, ſelbſt
das Gehirn, ſind bey Thieren weit
feſter, und haben mehr Erde. —
Nun habe ich aber oben gezeigt,
daſs ein gar zu groſser Grad von
Härte und Sprödigkeit der Organe
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/269>, abgerufen am 24.11.2024.
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