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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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ges Blut aus den schon halb abgestor-
benen Theilen zugeschickt bekommt.
Aber nun erkalten auch diese Theile
völlig, die Säfte gerinnen, das Herz er-
hält gar kein Blut mehr, es hört alle Be-
wegung auf, und der Tod ist vollkom-
men.



Ehe ich weiter gehe, muss ich noch
einige auffallende und räthselhafte Um-
stände berühren, die sich jedem bey der
Untersuchung der Lebensdauer des Men-
schen aufdringen, und einer besondern
Aufmerksamkeit werth sind.

Das erste Räthsel ist: Wie ist es
möglich, dass der Mensch, dessen Organi-
sation die zarteste und komplicirteste, des-
sen Selbstkonsumtion die rapideste ist, und
dessen Lebensdauer also die allerkürzeste
seyn sollte, dennoch alle Klassen der voll-
kommnern Thiere, die mit ihm gleiche

ges Blut aus den ſchon halb abgeſtor-
benen Theilen zugeſchickt bekommt.
Aber nun erkalten auch dieſe Theile
völlig, die Säfte gerinnen, das Herz er-
hält gar kein Blut mehr, es hört alle Be-
wegung auf, und der Tod iſt vollkom-
men.



Ehe ich weiter gehe, muſs ich noch
einige auffallende und räthſelhafte Um-
ſtände berühren, die ſich jedem bey der
Unterſuchung der Lebensdauer des Men-
ſchen aufdringen, und einer beſondern
Aufmerkſamkeit werth ſind.

Das erſte Räthſel iſt: Wie iſt es
möglich, daſs der Menſch, deſſen Organi-
ſation die zarteſte und komplicirteſte, deſ-
ſen Selbſtkonſumtion die rapideſte iſt, und
deſſen Lebensdauer alſo die allerkürzeſte
ſeyn ſollte, dennoch alle Klaſſen der voll-
kommnern Thiere, die mit ihm gleiche

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[239/0267] ges Blut aus den ſchon halb abgeſtor- benen Theilen zugeſchickt bekommt. Aber nun erkalten auch dieſe Theile völlig, die Säfte gerinnen, das Herz er- hält gar kein Blut mehr, es hört alle Be- wegung auf, und der Tod iſt vollkom- men. Ehe ich weiter gehe, muſs ich noch einige auffallende und räthſelhafte Um- ſtände berühren, die ſich jedem bey der Unterſuchung der Lebensdauer des Men- ſchen aufdringen, und einer beſondern Aufmerkſamkeit werth ſind. Das erſte Räthſel iſt: Wie iſt es möglich, daſs der Menſch, deſſen Organi- ſation die zarteſte und komplicirteſte, deſ- ſen Selbſtkonſumtion die rapideſte iſt, und deſſen Lebensdauer alſo die allerkürzeſte ſeyn ſollte, dennoch alle Klaſſen der voll- kommnern Thiere, die mit ihm gleiche

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/267>, abgerufen am 24.11.2024.