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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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schied des Thiers von der Pflanze aus-
macht, und worauf sich eben der Vor-
zug der Individualität, des innern voll-
kommnern, entwickeltern Lebens, ur-
sprünglich gründet. Daher kann in
Thieren die aufgenommene Materie ei-
nen weit höhern Grad von Vollendung
erhalten, als in Pflanzen; die Wurzeln
sind gleichsam inwendig (die Milchge-
fässe), und erhalten den Nahrungssaft
schon durch den Darmkanal assimilirt
und verfeinert. -- Daher brauchen
Thiere mehr Absonderungen und Excre-
tiones, Pflanzen weniger. -- Daher
geht bey Thieren der Trieb des Nah-
rungssaftes und aller Bewegungen von
innen nach aussen, bey den Pflanzen
von aussen nach innen. -- Daher
stirbt das Thier von aussen nach innen
ab, die Pflanze umgekehrt, und man
sieht Bäume, wo Mark und alles Innere
völlig fehlen, und nur noch die Rinde
existirt, und welche dennoch fortleben.
-- Daher können Thiere weit mannich-

ſchied des Thiers von der Pflanze aus-
macht, und worauf ſich eben der Vor-
zug der Individualität, des innern voll-
kommnern, entwickeltern Lebens, ur-
ſprünglich gründet. Daher kann in
Thieren die aufgenommene Materie ei-
nen weit höhern Grad von Vollendung
erhalten, als in Pflanzen; die Wurzeln
ſind gleichſam inwendig (die Milchge-
fäſse), und erhalten den Nahrungsſaft
ſchon durch den Darmkanal aſſimilirt
und verfeinert. — Daher brauchen
Thiere mehr Abſonderungen und Excre-
tiones, Pflanzen weniger. — Daher
geht bey Thieren der Trieb des Nah-
rungsſaftes und aller Bewegungen von
innen nach auſſen, bey den Pflanzen
von auſſen nach innen. — Daher
ſtirbt das Thier von auſſen nach innen
ab, die Pflanze umgekehrt, und man
ſieht Bäume, wo Mark und alles Innere
völlig fehlen, und nur noch die Rinde
exiſtirt, und welche dennoch fortleben.
— Daher können Thiere weit mannich-

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[139/0167] ſchied des Thiers von der Pflanze aus- macht, und worauf ſich eben der Vor- zug der Individualität, des innern voll- kommnern, entwickeltern Lebens, ur- ſprünglich gründet. Daher kann in Thieren die aufgenommene Materie ei- nen weit höhern Grad von Vollendung erhalten, als in Pflanzen; die Wurzeln ſind gleichſam inwendig (die Milchge- fäſse), und erhalten den Nahrungsſaft ſchon durch den Darmkanal aſſimilirt und verfeinert. — Daher brauchen Thiere mehr Abſonderungen und Excre- tiones, Pflanzen weniger. — Daher geht bey Thieren der Trieb des Nah- rungsſaftes und aller Bewegungen von innen nach auſſen, bey den Pflanzen von auſſen nach innen. — Daher ſtirbt das Thier von auſſen nach innen ab, die Pflanze umgekehrt, und man ſieht Bäume, wo Mark und alles Innere völlig fehlen, und nur noch die Rinde exiſtirt, und welche dennoch fortleben. — Daher können Thiere weit mannich-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/167>, abgerufen am 06.05.2024.