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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Regenerationskraft wieder in Stand ge-
sezt sind, neue Blätter und Blüthen zu
treiben.

Aus eben dem Grunde erklärt sichs,
warum alle Gewächse, die früh zum
Zeugungsgeschäft gelangen, auch am
schnellsten wegsterben; und es ist das
beständigste Gesetz für die Lebensdauer
in der Pflanzenwelt: Je früher und ei-
liger die Pflanze zur Blüthe kommt,
desto kürzer dauert ihr Leben, je später,
desto länger. Alle die, welche gleich im
ersten Jahre blühen, sterben auch im er-
sten, die erst im 2ten Jahre Blüthen trei-
ben, sterben auch im 2ten. Nur die
Bäume und Holzgewächse, welche erst
im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene-
riren anfangen, werden alt, und selbst
unter ihnen werden die Gattungen am
ältesten, die am spätesten zur Genera-
tion gelangen. -- Eine äusserst wich-
tige Bemerkung, die theils unsre Ideen
von Consumtion vollkommen bestätigt,
theils uns schon einen lehrreichen

Regenerationskraft wieder in Stand ge-
ſezt ſind, neue Blätter und Blüthen zu
treiben.

Aus eben dem Grunde erklärt ſichs,
warum alle Gewächſe, die früh zum
Zeugungsgeſchäft gelangen, auch am
ſchnellſten wegſterben; und es iſt das
beſtändigſte Geſetz für die Lebensdauer
in der Pflanzenwelt: Je früher und ei-
liger die Pflanze zur Blüthe kommt,
deſto kürzer dauert ihr Leben, je ſpäter,
deſto länger. Alle die, welche gleich im
erſten Jahre blühen, ſterben auch im er-
ſten, die erſt im 2ten Jahre Blüthen trei-
ben, ſterben auch im 2ten. Nur die
Bäume und Holzgewächſe, welche erſt
im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene-
riren anfangen, werden alt, und ſelbſt
unter ihnen werden die Gattungen am
älteſten, die am ſpäteſten zur Genera-
tion gelangen. — Eine äuſſerſt wich-
tige Bemerkung, die theils unſre Ideen
von Conſumtion vollkommen beſtätigt,
theils uns ſchon einen lehrreichen

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[100/0128] Regenerationskraft wieder in Stand ge- ſezt ſind, neue Blätter und Blüthen zu treiben. Aus eben dem Grunde erklärt ſichs, warum alle Gewächſe, die früh zum Zeugungsgeſchäft gelangen, auch am ſchnellſten wegſterben; und es iſt das beſtändigſte Geſetz für die Lebensdauer in der Pflanzenwelt: Je früher und ei- liger die Pflanze zur Blüthe kommt, deſto kürzer dauert ihr Leben, je ſpäter, deſto länger. Alle die, welche gleich im erſten Jahre blühen, ſterben auch im er- ſten, die erſt im 2ten Jahre Blüthen trei- ben, ſterben auch im 2ten. Nur die Bäume und Holzgewächſe, welche erſt im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene- riren anfangen, werden alt, und ſelbſt unter ihnen werden die Gattungen am älteſten, die am ſpäteſten zur Genera- tion gelangen. — Eine äuſſerſt wich- tige Bemerkung, die theils unſre Ideen von Conſumtion vollkommen beſtätigt, theils uns ſchon einen lehrreichen

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/128>, abgerufen am 22.11.2024.