Regenerationskraft wieder in Stand ge- sezt sind, neue Blätter und Blüthen zu treiben.
Aus eben dem Grunde erklärt sichs, warum alle Gewächse, die früh zum Zeugungsgeschäft gelangen, auch am schnellsten wegsterben; und es ist das beständigste Gesetz für die Lebensdauer in der Pflanzenwelt: Je früher und ei- liger die Pflanze zur Blüthe kommt, desto kürzer dauert ihr Leben, je später, desto länger. Alle die, welche gleich im ersten Jahre blühen, sterben auch im er- sten, die erst im 2ten Jahre Blüthen trei- ben, sterben auch im 2ten. Nur die Bäume und Holzgewächse, welche erst im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene- riren anfangen, werden alt, und selbst unter ihnen werden die Gattungen am ältesten, die am spätesten zur Genera- tion gelangen. -- Eine äusserst wich- tige Bemerkung, die theils unsre Ideen von Consumtion vollkommen bestätigt, theils uns schon einen lehrreichen
Regenerationskraft wieder in Stand ge- ſezt ſind, neue Blätter und Blüthen zu treiben.
Aus eben dem Grunde erklärt ſichs, warum alle Gewächſe, die früh zum Zeugungsgeſchäft gelangen, auch am ſchnellſten wegſterben; und es iſt das beſtändigſte Geſetz für die Lebensdauer in der Pflanzenwelt: Je früher und ei- liger die Pflanze zur Blüthe kommt, deſto kürzer dauert ihr Leben, je ſpäter, deſto länger. Alle die, welche gleich im erſten Jahre blühen, ſterben auch im er- ſten, die erſt im 2ten Jahre Blüthen trei- ben, ſterben auch im 2ten. Nur die Bäume und Holzgewächſe, welche erſt im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene- riren anfangen, werden alt, und ſelbſt unter ihnen werden die Gattungen am älteſten, die am ſpäteſten zur Genera- tion gelangen. — Eine äuſſerſt wich- tige Bemerkung, die theils unſre Ideen von Conſumtion vollkommen beſtätigt, theils uns ſchon einen lehrreichen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0128"n="100"/>
Regenerationskraft wieder in Stand ge-<lb/>ſezt ſind, neue Blätter und Blüthen zu<lb/>
treiben.</p><lb/><p>Aus eben dem Grunde erklärt ſichs,<lb/>
warum alle Gewächſe, die früh zum<lb/>
Zeugungsgeſchäft gelangen, auch am<lb/>ſchnellſten wegſterben; und es iſt das<lb/>
beſtändigſte Geſetz für die Lebensdauer<lb/>
in der Pflanzenwelt: Je früher und ei-<lb/>
liger die Pflanze zur Blüthe kommt,<lb/>
deſto kürzer dauert ihr Leben, je ſpäter,<lb/>
deſto länger. Alle die, welche gleich im<lb/>
erſten Jahre blühen, ſterben auch im er-<lb/>ſten, die erſt im 2ten Jahre Blüthen trei-<lb/>
ben, ſterben auch im 2ten. Nur die<lb/>
Bäume und Holzgewächſe, welche erſt<lb/>
im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene-<lb/>
riren anfangen, werden alt, und ſelbſt<lb/>
unter ihnen werden die Gattungen am<lb/>
älteſten, die am ſpäteſten zur Genera-<lb/>
tion gelangen. — Eine äuſſerſt wich-<lb/>
tige Bemerkung, die theils unſre Ideen<lb/>
von Conſumtion vollkommen beſtätigt,<lb/>
theils uns ſchon einen lehrreichen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[100/0128]
Regenerationskraft wieder in Stand ge-
ſezt ſind, neue Blätter und Blüthen zu
treiben.
Aus eben dem Grunde erklärt ſichs,
warum alle Gewächſe, die früh zum
Zeugungsgeſchäft gelangen, auch am
ſchnellſten wegſterben; und es iſt das
beſtändigſte Geſetz für die Lebensdauer
in der Pflanzenwelt: Je früher und ei-
liger die Pflanze zur Blüthe kommt,
deſto kürzer dauert ihr Leben, je ſpäter,
deſto länger. Alle die, welche gleich im
erſten Jahre blühen, ſterben auch im er-
ſten, die erſt im 2ten Jahre Blüthen trei-
ben, ſterben auch im 2ten. Nur die
Bäume und Holzgewächſe, welche erſt
im 6ten, 9ten oder 12ten Jahre zu gene-
riren anfangen, werden alt, und ſelbſt
unter ihnen werden die Gattungen am
älteſten, die am ſpäteſten zur Genera-
tion gelangen. — Eine äuſſerſt wich-
tige Bemerkung, die theils unſre Ideen
von Conſumtion vollkommen beſtätigt,
theils uns ſchon einen lehrreichen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/128>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.