Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

praktischen Vorgang zu der endlichen Ausführung eines in
der Luft liegenden Gedankens angeregt worden ist. Be-
stätigt sich diese Hypothese, so liesse sich ein Zusammen-
hang der Reichslehenpost mit dem römischen Cursus pub-
licus herstellen, allerdings in anderer Weise, als es bisher
geschehen ist.

Es ist nämlich eine noch wenig beachtete Thatsache,
dass Spanien früher als alle anderen christlichen Staaten,
eine Postorganisation durchgeführt hat. Schon Alfons X.
von Leon und Kastilien (1252--1284) stellte Kouriere für
Beförderung der Staatsdepeschen, Jakob II. von Mallorka
im Jahre 1337 deren acht, Pedro IV. von Aragonien deren
20 auf (s. Anl. VIII).

Das vereinigte Königreich Spanien hatte schon Ende
des 15. Jahrhunderts (schon vor 1490 für die meisten Pro-
vinzen: Aragonien, Granada, Valencia u. s. w.) Chefs über
alle übrigen im Botendienst beschäftigten Diener, "könig-
liche Botenmeister" "correos mayores", die einen hohen Ge-
halt und viele Nebeneinkünfte hatten, zugleich Bankge-
schäfte, auch Börsengeschäfte -- als die ersten Empfänger
der damaligen "Telegramme" -- betrieben 1). Die Post ge-
hörte dort schon damals zur Staatsmaschinerie; kaum war
Amerika entdeckt, so wurde (Erlass vom 14. März 1514)
einem Lorenzo Galindez de Carbajal auch schon die Würde
eines "Ober-Postmeisters über Indien und über die ent-
deckten oder noch zu entdeckenden Festlande des Ozeans"
verliehen.

Nun ist die Annahme wohl nicht zu gewagt, dass
die Fürsten von Kastilien und Aragonien mit dieser An-
stalt nur die in ihrem Nachbarreich bestehende (Chalifen-)

1) Gonzalode Oviedo schreibt 1490 über den "Correo mayor": "Es
ist dies ein Amt sehr notwendig für die Erhaltung des Königreichs und des
guten Einvernehmens mit dem Papst und den anderen Potentaten der
Christenheit. ..."

praktischen Vorgang zu der endlichen Ausführung eines in
der Luft liegenden Gedankens angeregt worden ist. Be-
stätigt sich diese Hypothese, so liesse sich ein Zusammen-
hang der Reichslehenpost mit dem römischen Cursus pub-
licus herstellen, allerdings in anderer Weise, als es bisher
geschehen ist.

Es ist nämlich eine noch wenig beachtete Thatsache,
dass Spanien früher als alle anderen christlichen Staaten,
eine Postorganisation durchgeführt hat. Schon Alfons X.
von Leon und Kastilien (1252—1284) stellte Kouriere für
Beförderung der Staatsdepeschen, Jakob II. von Mallorka
im Jahre 1337 deren acht, Pedro IV. von Aragonien deren
20 auf (s. Anl. VIII).

Das vereinigte Königreich Spanien hatte schon Ende
des 15. Jahrhunderts (schon vor 1490 für die meisten Pro-
vinzen: Aragonien, Granada, Valencia u. s. w.) Chefs über
alle übrigen im Botendienst beschäftigten Diener, »könig-
liche Botenmeister« »correos mayores«, die einen hohen Ge-
halt und viele Nebeneinkünfte hatten, zugleich Bankge-
schäfte, auch Börsengeschäfte — als die ersten Empfänger
der damaligen »Telegramme« — betrieben 1). Die Post ge-
hörte dort schon damals zur Staatsmaschinerie; kaum war
Amerika entdeckt, so wurde (Erlass vom 14. März 1514)
einem Lorenzo Galindez de Carbajal auch schon die Würde
eines »Ober-Postmeisters über Indien und über die ent-
deckten oder noch zu entdeckenden Festlande des Ozeans«
verliehen.

Nun ist die Annahme wohl nicht zu gewagt, dass
die Fürsten von Kastilien und Aragonien mit dieser An-
stalt nur die in ihrem Nachbarreich bestehende (Chalifen-)

1) Gonzalode Oviedo schreibt 1490 über den »Correo mayor«: »Es
ist dies ein Amt sehr notwendig für die Erhaltung des Königreichs und des
guten Einvernehmens mit dem Papst und den anderen Potentaten der
Christenheit. …«
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0084" n="68"/>
praktischen Vorgang zu der endlichen Ausführung eines in<lb/>
der Luft liegenden Gedankens angeregt worden ist. Be-<lb/>
stätigt sich diese Hypothese, so liesse sich ein Zusammen-<lb/>
hang der Reichslehenpost mit dem römischen Cursus pub-<lb/>
licus herstellen, allerdings in anderer Weise, als es bisher<lb/>
geschehen ist.</p><lb/>
          <p>Es ist nämlich eine noch wenig beachtete Thatsache,<lb/>
dass Spanien früher als alle anderen christlichen Staaten,<lb/>
eine Postorganisation durchgeführt hat. Schon Alfons X.<lb/>
von Leon und Kastilien (1252&#x2014;1284) stellte Kouriere für<lb/>
Beförderung der Staatsdepeschen, Jakob II. von Mallorka<lb/>
im Jahre 1337 deren acht, Pedro IV. von Aragonien deren<lb/>
20 auf (s. Anl. VIII).</p><lb/>
          <p>Das vereinigte Königreich Spanien hatte schon Ende<lb/>
des 15. Jahrhunderts (schon vor 1490 für die meisten Pro-<lb/>
vinzen: Aragonien, Granada, Valencia u. s. w.) Chefs über<lb/>
alle übrigen im Botendienst beschäftigten Diener, »könig-<lb/>
liche Botenmeister« »correos mayores«, die einen hohen Ge-<lb/>
halt und viele Nebeneinkünfte hatten, zugleich Bankge-<lb/>
schäfte, auch Börsengeschäfte &#x2014; als die ersten Empfänger<lb/>
der damaligen »Telegramme« &#x2014; betrieben <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Gonzalode Oviedo</hi> schreibt 1490 über den »Correo mayor«: »Es<lb/>
ist dies ein Amt sehr notwendig für die Erhaltung des Königreichs und des<lb/>
guten Einvernehmens mit dem Papst und den anderen Potentaten der<lb/>
Christenheit. &#x2026;«</note>. Die Post ge-<lb/>
hörte dort schon damals zur Staatsmaschinerie; kaum war<lb/>
Amerika entdeckt, so wurde (Erlass vom 14. März 1514)<lb/>
einem Lorenzo Galindez de Carbajal auch schon die Würde<lb/>
eines »Ober-Postmeisters über Indien und über die ent-<lb/>
deckten oder noch zu entdeckenden Festlande des Ozeans«<lb/>
verliehen.</p><lb/>
          <p>Nun ist die Annahme wohl nicht zu gewagt, dass<lb/>
die Fürsten von Kastilien und Aragonien mit dieser An-<lb/>
stalt nur die in ihrem Nachbarreich bestehende (Chalifen-)<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0084] praktischen Vorgang zu der endlichen Ausführung eines in der Luft liegenden Gedankens angeregt worden ist. Be- stätigt sich diese Hypothese, so liesse sich ein Zusammen- hang der Reichslehenpost mit dem römischen Cursus pub- licus herstellen, allerdings in anderer Weise, als es bisher geschehen ist. Es ist nämlich eine noch wenig beachtete Thatsache, dass Spanien früher als alle anderen christlichen Staaten, eine Postorganisation durchgeführt hat. Schon Alfons X. von Leon und Kastilien (1252—1284) stellte Kouriere für Beförderung der Staatsdepeschen, Jakob II. von Mallorka im Jahre 1337 deren acht, Pedro IV. von Aragonien deren 20 auf (s. Anl. VIII). Das vereinigte Königreich Spanien hatte schon Ende des 15. Jahrhunderts (schon vor 1490 für die meisten Pro- vinzen: Aragonien, Granada, Valencia u. s. w.) Chefs über alle übrigen im Botendienst beschäftigten Diener, »könig- liche Botenmeister« »correos mayores«, die einen hohen Ge- halt und viele Nebeneinkünfte hatten, zugleich Bankge- schäfte, auch Börsengeschäfte — als die ersten Empfänger der damaligen »Telegramme« — betrieben 1). Die Post ge- hörte dort schon damals zur Staatsmaschinerie; kaum war Amerika entdeckt, so wurde (Erlass vom 14. März 1514) einem Lorenzo Galindez de Carbajal auch schon die Würde eines »Ober-Postmeisters über Indien und über die ent- deckten oder noch zu entdeckenden Festlande des Ozeans« verliehen. Nun ist die Annahme wohl nicht zu gewagt, dass die Fürsten von Kastilien und Aragonien mit dieser An- stalt nur die in ihrem Nachbarreich bestehende (Chalifen-) 1) Gonzalode Oviedo schreibt 1490 über den »Correo mayor«: »Es ist dies ein Amt sehr notwendig für die Erhaltung des Königreichs und des guten Einvernehmens mit dem Papst und den anderen Potentaten der Christenheit. …«

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/84
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/84>, abgerufen am 06.05.2024.