man zu diesem Zweck die Fragen des öffentlichen Lebens rückwärts nach ihrer geschichtlichen Entwickelung, so komme dies nicht nur dem Triebe der Erkenntnis zu gute, son- dern es würden auch dadurch manche Täuschungen über die Vergangenheit zerstört, sowie Licht und Klarheit über die Gegenwart verbreitet. Die Gesichtspunkte, welche im Vorstehenden umgrenzt sind, sind auch die für die gegen- wärtige Arbeit massgebenden. --
Wenden wir nun im folgenden die aufgeführten wirt- schaftlichen Gesichtspunkte auf die Ergebnisse der Alter- tumsforschung an, so erhalten wir von der Perser- und Römer-Post, wie von der "Postanstalt" Karls des Grossen und der der Taxis ein anderes Bild, als es gemeiniglich, namentlich in dilettantischen Arbeiten gegeben wird.
Nur als Beispiel für viele ziehe ich ein bekanntes, grösseres Werk, das von A. Rothschild ("Histoire de la poste" IV. Aufl.) an: er führt die Entstehung der Post auf den persischen König Artaxerxes I. zurück, mit dieser Perserpost wird dann in weiterer Folge Themistokles, Ale- xander der Grosse und die römische Republik in Verbin- dung gebracht und (S. 2 u. 40) -- unter Berufung auf eine angebliche Beweisstelle des Titus Livius ausgeführt, wie schon in frühester Zeit die römische Post aus dem be- wunderswerten Strassennetz, zuerst der Via Appia gleichsam habe von selbst heraus wachsen müssen.
Noch weiter zurück, als die ausländischen Schriftsteller, verfolgt Dr. Haas (in einer 1891 erschienenen Broschüre: "Ueber die Entwickelung der Posten vom Altertum bis zur Neuzeit") die Spuren der Post; sie sollen sich nämlich in dem grauesten Altertum vorfinden.
Ebenso genau wurde z. B. vor einem Jahre in der (Würzburger) "Gemeinnützigen Wochenschrift" (vom 25. De- zember 1891) folgendes dargelegt: "Cäsar ahmte mit seinen veredarii die Reitboteneinrichtung (angareion) des Perser-
man zu diesem Zweck die Fragen des öffentlichen Lebens rückwärts nach ihrer geschichtlichen Entwickelung, so komme dies nicht nur dem Triebe der Erkenntnis zu gute, son- dern es würden auch dadurch manche Täuschungen über die Vergangenheit zerstört, sowie Licht und Klarheit über die Gegenwart verbreitet. Die Gesichtspunkte, welche im Vorstehenden umgrenzt sind, sind auch die für die gegen- wärtige Arbeit massgebenden. —
Wenden wir nun im folgenden die aufgeführten wirt- schaftlichen Gesichtspunkte auf die Ergebnisse der Alter- tumsforschung an, so erhalten wir von der Perser- und Römer-Post, wie von der »Postanstalt« Karls des Grossen und der der Taxis ein anderes Bild, als es gemeiniglich, namentlich in dilettantischen Arbeiten gegeben wird.
Nur als Beispiel für viele ziehe ich ein bekanntes, grösseres Werk, das von A. Rothschild (»Histoire de la poste« IV. Aufl.) an: er führt die Entstehung der Post auf den persischen König Artaxerxes I. zurück, mit dieser Perserpost wird dann in weiterer Folge Themistokles, Ale- xander der Grosse und die römische Republik in Verbin- dung gebracht und (S. 2 u. 40) — unter Berufung auf eine angebliche Beweisstelle des Titus Livius ausgeführt, wie schon in frühester Zeit die römische Post aus dem be- wunderswerten Strassennetz, zuerst der Via Appia gleichsam habe von selbst heraus wachsen müssen.
Noch weiter zurück, als die ausländischen Schriftsteller, verfolgt Dr. Haas (in einer 1891 erschienenen Broschüre: »Ueber die Entwickelung der Posten vom Altertum bis zur Neuzeit«) die Spuren der Post; sie sollen sich nämlich in dem grauesten Altertum vorfinden.
Ebenso genau wurde z. B. vor einem Jahre in der (Würzburger) »Gemeinnützigen Wochenschrift« (vom 25. De- zember 1891) folgendes dargelegt: »Cäsar ahmte mit seinen veredarii die Reitboteneinrichtung (angareion) des Perser-
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man zu diesem Zweck die Fragen des öffentlichen Lebens
rückwärts nach ihrer geschichtlichen Entwickelung, so komme
dies nicht nur dem Triebe der Erkenntnis zu gute, son-
dern es würden auch dadurch manche Täuschungen über
die Vergangenheit zerstört, sowie Licht und Klarheit über
die Gegenwart verbreitet. Die Gesichtspunkte, welche im
Vorstehenden umgrenzt sind, sind auch die für die gegen-
wärtige Arbeit massgebenden. —
Wenden wir nun im folgenden die aufgeführten wirt-
schaftlichen Gesichtspunkte auf die Ergebnisse der Alter-
tumsforschung an, so erhalten wir von der Perser- und
Römer-Post, wie von der »Postanstalt« Karls des Grossen
und der der Taxis ein anderes Bild, als es gemeiniglich,
namentlich in dilettantischen Arbeiten gegeben wird.
Nur als Beispiel für viele ziehe ich ein bekanntes,
grösseres Werk, das von A. Rothschild (»Histoire de
la poste« IV. Aufl.) an: er führt die Entstehung der Post
auf den persischen König Artaxerxes I. zurück, mit dieser
Perserpost wird dann in weiterer Folge Themistokles, Ale-
xander der Grosse und die römische Republik in Verbin-
dung gebracht und (S. 2 u. 40) — unter Berufung auf
eine angebliche Beweisstelle des Titus Livius ausgeführt,
wie schon in frühester Zeit die römische Post aus dem be-
wunderswerten Strassennetz, zuerst der Via Appia
gleichsam habe von selbst heraus wachsen müssen.
Noch weiter zurück, als die ausländischen Schriftsteller,
verfolgt Dr. Haas (in einer 1891 erschienenen Broschüre:
»Ueber die Entwickelung der Posten vom Altertum bis zur
Neuzeit«) die Spuren der Post; sie sollen sich nämlich in
dem grauesten Altertum vorfinden.
Ebenso genau wurde z. B. vor einem Jahre in der
(Würzburger) »Gemeinnützigen Wochenschrift« (vom 25. De-
zember 1891) folgendes dargelegt: »Cäsar ahmte mit seinen
veredarii die Reitboteneinrichtung (angareion) des Perser-
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/42>, abgerufen am 07.07.2024.
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