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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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gemeine, auch die bis in das frühere Altertum zurückweisende
chronologische Einteilung der Herausgestaltung dieser Werk-
zeuge an sich sehr einfach: den Scheitelpunkt bilden die
zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts; die früher in Jahr-
tausenden errungenen Fortschritte halten zusammengenom-
men gegen die hernach in raschem Fluge erlangten in keiner
Beziehung, sowohl nach der Fahrgeschwindigkeit als nach
der beförderten Menge, als nach den für diesen Effekt
verwendeten Werkzeugen den Vergleich aus. Die Fort-
schritte des Landtransportwesens waren, wie Sax richtig
bemerkt, bis zu unserem Jahrhundert gegenüber dem Stande,
welchen schon das Altertum erreicht hatte, geringfügig
und "beschränkten sich streng genommen auf die verbesserte
Konstruktion der Vehikel."

Mehr kommen die indirekten Faktoren des Verkehrs
in Betracht, zunächst die Städte-Entwickelung. Das
Städtewesen, genauer das inselartige Auftauchen von
Städterepubliken aus der allgemein herrschenden Agrar-
wirtschaft bildet das Wahrzeichen dieser Verkehrsperiode.
Um die Städte drehen sich die Hauptpunkte des dama-
ligen Verkehrs und der ganze Gewerbebetrieb, (Hansa
in Bergen, Nischni, Londoner Stahlhof, Wisby; ober-
italienische Städterepubliken
: Genua, Venedig,
Florenz, Pisa; Städtebund in Schwaben und am Rhein).

An die Städte schliessen sich andere Verkehrsmittel
an, so die Messen und Märkte, und die Börsen, (welche
am Ausgang des Mittelalters aufkommen). Als ein weiterer
indirekter Faktor spielt herein: die Gründung übersee-
ischer Kolonien, zuerst zur Zeit der Kreuzzüge durch die
italienischen Städterepubliken; die Weiterentwickelung der
alten Seeversicherung, die Erfindung der Buchdruckerkunst,
die Entwickelung der Presse 1) und der Gasthäuser (vergl.

1) Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst kommen die Zeitungen auf,
welche auch an der internationalen Taxis'schen Post und an dem neuen In-

gemeine, auch die bis in das frühere Altertum zurückweisende
chronologische Einteilung der Herausgestaltung dieser Werk-
zeuge an sich sehr einfach: den Scheitelpunkt bilden die
zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts; die früher in Jahr-
tausenden errungenen Fortschritte halten zusammengenom-
men gegen die hernach in raschem Fluge erlangten in keiner
Beziehung, sowohl nach der Fahrgeschwindigkeit als nach
der beförderten Menge, als nach den für diesen Effekt
verwendeten Werkzeugen den Vergleich aus. Die Fort-
schritte des Landtransportwesens waren, wie Sax richtig
bemerkt, bis zu unserem Jahrhundert gegenüber dem Stande,
welchen schon das Altertum erreicht hatte, geringfügig
und »beschränkten sich streng genommen auf die verbesserte
Konstruktion der Vehikel.«

Mehr kommen die indirekten Faktoren des Verkehrs
in Betracht, zunächst die Städte-Entwickelung. Das
Städtewesen, genauer das inselartige Auftauchen von
Städterepubliken aus der allgemein herrschenden Agrar-
wirtschaft bildet das Wahrzeichen dieser Verkehrsperiode.
Um die Städte drehen sich die Hauptpunkte des dama-
ligen Verkehrs und der ganze Gewerbebetrieb, (Hansa
in Bergen, Nischni, Londoner Stahlhof, Wisby; ober-
italienische Städterepubliken
: Genua, Venedig,
Florenz, Pisa; Städtebund in Schwaben und am Rhein).

An die Städte schliessen sich andere Verkehrsmittel
an, so die Messen und Märkte, und die Börsen, (welche
am Ausgang des Mittelalters aufkommen). Als ein weiterer
indirekter Faktor spielt herein: die Gründung übersee-
ischer Kolonien, zuerst zur Zeit der Kreuzzüge durch die
italienischen Städterepubliken; die Weiterentwickelung der
alten Seeversicherung, die Erfindung der Buchdruckerkunst,
die Entwickelung der Presse 1) und der Gasthäuser (vergl.

1) Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst kommen die Zeitungen auf,
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[11/0027] gemeine, auch die bis in das frühere Altertum zurückweisende chronologische Einteilung der Herausgestaltung dieser Werk- zeuge an sich sehr einfach: den Scheitelpunkt bilden die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts; die früher in Jahr- tausenden errungenen Fortschritte halten zusammengenom- men gegen die hernach in raschem Fluge erlangten in keiner Beziehung, sowohl nach der Fahrgeschwindigkeit als nach der beförderten Menge, als nach den für diesen Effekt verwendeten Werkzeugen den Vergleich aus. Die Fort- schritte des Landtransportwesens waren, wie Sax richtig bemerkt, bis zu unserem Jahrhundert gegenüber dem Stande, welchen schon das Altertum erreicht hatte, geringfügig und »beschränkten sich streng genommen auf die verbesserte Konstruktion der Vehikel.« Mehr kommen die indirekten Faktoren des Verkehrs in Betracht, zunächst die Städte-Entwickelung. Das Städtewesen, genauer das inselartige Auftauchen von Städterepubliken aus der allgemein herrschenden Agrar- wirtschaft bildet das Wahrzeichen dieser Verkehrsperiode. Um die Städte drehen sich die Hauptpunkte des dama- ligen Verkehrs und der ganze Gewerbebetrieb, (Hansa in Bergen, Nischni, Londoner Stahlhof, Wisby; ober- italienische Städterepubliken: Genua, Venedig, Florenz, Pisa; Städtebund in Schwaben und am Rhein). An die Städte schliessen sich andere Verkehrsmittel an, so die Messen und Märkte, und die Börsen, (welche am Ausgang des Mittelalters aufkommen). Als ein weiterer indirekter Faktor spielt herein: die Gründung übersee- ischer Kolonien, zuerst zur Zeit der Kreuzzüge durch die italienischen Städterepubliken; die Weiterentwickelung der alten Seeversicherung, die Erfindung der Buchdruckerkunst, die Entwickelung der Presse 1) und der Gasthäuser (vergl. 1) Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst kommen die Zeitungen auf, welche auch an der internationalen Taxis’schen Post und an dem neuen In-

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/27>, abgerufen am 19.04.2024.