Anlage 13 zu oben S. 107. Die Sage von der Taxis'schen Erfindung.
Die Thatsache der "Erfindung" der Post durch Roger oder Franz von Taxis, auch das Jahr dieser Erfindung wird allge- mein, als über jeden Zweifel erhaben, nacherzählt, so z. B. noch im "Deutschen Postarchiv" v. 1888, S. 165, in der L'Union postale" von 1885, S. 169 (von dem sonst sehr sachkundigen verst. Postdirektor Löper), in der IV. Auflage von Meyer's Kon- versationslexikon s. v. "Post" S. 274, oder in Rothschilds "Hi- storie de la poste", S. 191); vergl. auch Hartmann 1868, S. 272: "Wenn Leonhard von Taxis 1563 (!) beabsichtigte, seine Post- unternehmungen über das ganze Reich auszudehnen, so war dies ein Gedanke, welcher allein schon gross und verdienstvoll genug ist, um seinen Namen für ewige Zeiten mit goldenen Lettern in die Blätter der Geschichte einzuschreiben".
Interessant ist es, diese Postfabel auf ihren Ursprung zu- rückzuverfolgen. Schon 60 Jahre vor Hartmann schreibt Emmerichs "Zeitschrift für das Postwesen" Jahrg. 1820 H. 7 pag. 4: "Franz von Taxis, Rogers Sohn ersann das gewünschte Mittel, und legte Maximilian I. einen Plan vor" etc. Aber schon Lü- nig, Reichsarchiv, dem sämtliche Bestallungsbriefe vorlagen, sagt 1710 kurzweg (im Index sub v. "Taxis"), Franz Taxis hätte das Postwesen "inventieret", im Reiche erfunden; 1811 meint Klüber, ("Das Postwesen in Deutschland, Erlangen" 1811, S. 37) aus An- lass der Abfindung der Taxis'schen Familie im Reichsdeputations- Hauptschluss von 1803 -- (A. D. R.: welche Summen mag hie- für Talleyrand erhalten haben)! --: "Die Begünstigung, welche dem Fürsten von Taxis wiederfuhr, war ansehnlich, aber nicht unverdient. Auch blieb sie nicht unbeneidet, denn noch waren die Neider des Postsegens nicht versöhnt durch die Erinnerung an die grossen Verdienste dieses Fürsten- hauses um eine Postwelt etc.".
Anlage 13 zu oben S. 107. Die Sage von der Taxis’schen Erfindung.
Die Thatsache der »Erfindung« der Post durch Roger oder Franz von Taxis, auch das Jahr dieser Erfindung wird allge- mein, als über jeden Zweifel erhaben, nacherzählt, so z. B. noch im »Deutschen Postarchiv« v. 1888, S. 165, in der L’Union postale« von 1885, S. 169 (von dem sonst sehr sachkundigen verst. Postdirektor Löper), in der IV. Auflage von Meyer’s Kon- versationslexikon s. v. »Post« S. 274, oder in Rothschilds »Hi- storie de la poste«, S. 191); vergl. auch Hartmann 1868, S. 272: »Wenn Leonhard von Taxis 1563 (!) beabsichtigte, seine Post- unternehmungen über das ganze Reich auszudehnen, so war dies ein Gedanke, welcher allein schon gross und verdienstvoll genug ist, um seinen Namen für ewige Zeiten mit goldenen Lettern in die Blätter der Geschichte einzuschreiben«.
Interessant ist es, diese Postfabel auf ihren Ursprung zu- rückzuverfolgen. Schon 60 Jahre vor Hartmann schreibt Emmerichs »Zeitschrift für das Postwesen« Jahrg. 1820 H. 7 pag. 4: »Franz von Taxis, Rogers Sohn ersann das gewünschte Mittel, und legte Maximilian I. einen Plan vor« etc. Aber schon Lü- nig, Reichsarchiv, dem sämtliche Bestallungsbriefe vorlagen, sagt 1710 kurzweg (im Index sub v. »Taxis«), Franz Taxis hätte das Postwesen »inventieret«, im Reiche erfunden; 1811 meint Klüber, (»Das Postwesen in Deutschland, Erlangen« 1811, S. 37) aus An- lass der Abfindung der Taxis’schen Familie im Reichsdeputations- Hauptschluss von 1803 — (A. D. R.: welche Summen mag hie- für Talleyrand erhalten haben)! —: »Die Begünstigung, welche dem Fürsten von Taxis wiederfuhr, war ansehnlich, aber nicht unverdient. Auch blieb sie nicht unbeneidet, denn noch waren die Neider des Postsegens nicht versöhnt durch die Erinnerung an die grossen Verdienste dieses Fürsten- hauses um eine Postwelt etc.«.
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Anlage 13 zu oben S. 107.
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Die Thatsache der »Erfindung« der Post durch Roger oder
Franz von Taxis, auch das Jahr dieser Erfindung wird allge-
mein, als über jeden Zweifel erhaben, nacherzählt, so z. B. noch
im »Deutschen Postarchiv« v. 1888, S. 165, in der L’Union
postale« von 1885, S. 169 (von dem sonst sehr sachkundigen
verst. Postdirektor Löper), in der IV. Auflage von Meyer’s Kon-
versationslexikon s. v. »Post« S. 274, oder in Rothschilds »Hi-
storie de la poste«, S. 191); vergl. auch Hartmann 1868, S. 272:
»Wenn Leonhard von Taxis 1563 (!) beabsichtigte, seine Post-
unternehmungen über das ganze Reich auszudehnen, so war
dies ein Gedanke, welcher allein schon gross und verdienstvoll
genug ist, um seinen Namen für ewige Zeiten mit goldenen
Lettern in die Blätter der Geschichte einzuschreiben«.
Interessant ist es, diese Postfabel auf ihren Ursprung zu-
rückzuverfolgen. Schon 60 Jahre vor Hartmann schreibt Emmerichs
»Zeitschrift für das Postwesen« Jahrg. 1820 H. 7 pag. 4: »Franz
von Taxis, Rogers Sohn ersann das gewünschte Mittel, und
legte Maximilian I. einen Plan vor« etc. Aber schon Lü-
nig, Reichsarchiv, dem sämtliche Bestallungsbriefe vorlagen, sagt
1710 kurzweg (im Index sub v. »Taxis«), Franz Taxis hätte das
Postwesen »inventieret«, im Reiche erfunden; 1811 meint Klüber,
(»Das Postwesen in Deutschland, Erlangen« 1811, S. 37) aus An-
lass der Abfindung der Taxis’schen Familie im Reichsdeputations-
Hauptschluss von 1803 — (A. D. R.: welche Summen mag hie-
für Talleyrand erhalten haben)! —: »Die Begünstigung, welche
dem Fürsten von Taxis wiederfuhr, war ansehnlich, aber nicht
unverdient. Auch blieb sie nicht unbeneidet, denn noch
waren die Neider des Postsegens nicht versöhnt durch die
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. [213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/229>, abgerufen am 07.07.2024.
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