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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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edierten Urkunden verdient alle Anerkennung 1); noch
rühmenswerter ist die ungemeine Sachkenntnis der Heraus-
geber. Demungeachtet kann ich einige Bedenken gegen-
über der Interpretation der von ihnen auf bewahrten Archival-
Schätze und ihrer Ergebnisse nicht unterdrücken. Bisher
zeigte sie eine an sich naturgemässe Voreingenommenheit,
so dass die Gefahr besteht, es werde die Legenden-Bildung
durch den der "Aufklärung" bestimmten Apparat noch ge-
stärkt und befestigt 2). Dem entgegenzutreten bildet einen der
Zwecke der gegenwärtigen Abhandlung. Es ist naturgemäss,
dass der Herausgeber (Dr. Rübsam) von Verehrung für
das Haus Taxis und seinen "gnädigsten Fürsten und Herrn"
erfüllt ist, dass er die gemeinnützigen Verdienste des Hauses
als über allen Zweifel erhaben ansieht: "das Walten dieses
Geschlechtes wurde (nach ihm) für die ganze zivilisierte Welt
eine Quelle reichsten Segens." Nur als Beispiel greife ich eine
charakteristische Bemerkung heraus, welche mit der Entwick-
lung der Reichsanstalt in Zusammenhang steht; es heisst
in dem 1889 erschienenen Werke ("Johann Baptista von
Taxis" S. 207): "Das Briefgeheimnis, jenes unverletzliche
Palladium der modernen Post, wurde von der Taxis'schen
Anstalt seit ihren ersten Anfängen hochgehalten." Wäre
dies wirklich der Fall gewesen, so hätte sich vielleicht der
Kaiser nicht so warm um die Angelegenheit der Taxis an-

1) Ueberhaupt dürften, wie die Madrider (und die preussische) Post-
direktion gethan, auch die anderen kontinentalen Direktionen es als eine
Ehrenpflicht ansehen, die Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Post
ihres Landes durch archivalische Studien aufklären zu lassen.
2) Für Rübsam ist der Ausgangspunkt, den er 1889 seinem Werke
über Johann Baptista von Taxis S. 1 voranstellt, der: "Bekanntlich haben die
Vorfahren des fürstlichen Hauses durch die Errichtung der Posten eine neue
Aera im Verkehrswesen
heraufgeführt; der epochemachende
Fortschritt dieser genial organisierten Kulturanstalt lag in dem Umstande,
dass dieselbe nicht ausschliesslich den Bedürfnissen und Interessen des Staates
huldigte, sondern eine gemeinnützige volkswirtschaftliche Richtung
einschlug."

edierten Urkunden verdient alle Anerkennung 1); noch
rühmenswerter ist die ungemeine Sachkenntnis der Heraus-
geber. Demungeachtet kann ich einige Bedenken gegen-
über der Interpretation der von ihnen auf bewahrten Archival-
Schätze und ihrer Ergebnisse nicht unterdrücken. Bisher
zeigte sie eine an sich naturgemässe Voreingenommenheit,
so dass die Gefahr besteht, es werde die Legenden-Bildung
durch den der »Aufklärung« bestimmten Apparat noch ge-
stärkt und befestigt 2). Dem entgegenzutreten bildet einen der
Zwecke der gegenwärtigen Abhandlung. Es ist naturgemäss,
dass der Herausgeber (Dr. Rübsam) von Verehrung für
das Haus Taxis und seinen »gnädigsten Fürsten und Herrn«
erfüllt ist, dass er die gemeinnützigen Verdienste des Hauses
als über allen Zweifel erhaben ansieht: »das Walten dieses
Geschlechtes wurde (nach ihm) für die ganze zivilisierte Welt
eine Quelle reichsten Segens.« Nur als Beispiel greife ich eine
charakteristische Bemerkung heraus, welche mit der Entwick-
lung der Reichsanstalt in Zusammenhang steht; es heisst
in dem 1889 erschienenen Werke (»Johann Baptista von
Taxis« S. 207): »Das Briefgeheimnis, jenes unverletzliche
Palladium der modernen Post, wurde von der Taxis’schen
Anstalt seit ihren ersten Anfängen hochgehalten.« Wäre
dies wirklich der Fall gewesen, so hätte sich vielleicht der
Kaiser nicht so warm um die Angelegenheit der Taxis an-

1) Ueberhaupt dürften, wie die Madrider (und die preussische) Post-
direktion gethan, auch die anderen kontinentalen Direktionen es als eine
Ehrenpflicht ansehen, die Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Post
ihres Landes durch archivalische Studien aufklären zu lassen.
2) Für Rübsam ist der Ausgangspunkt, den er 1889 seinem Werke
über Johann Baptista von Taxis S. 1 voranstellt, der: »Bekanntlich haben die
Vorfahren des fürstlichen Hauses durch die Errichtung der Posten eine neue
Aera im Verkehrswesen
heraufgeführt; der epochemachende
Fortschritt dieser genial organisierten Kulturanstalt lag in dem Umstande,
dass dieselbe nicht ausschliesslich den Bedürfnissen und Interessen des Staates
huldigte, sondern eine gemeinnützige volkswirtschaftliche Richtung
einschlug.«
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[111/0127] edierten Urkunden verdient alle Anerkennung 1); noch rühmenswerter ist die ungemeine Sachkenntnis der Heraus- geber. Demungeachtet kann ich einige Bedenken gegen- über der Interpretation der von ihnen auf bewahrten Archival- Schätze und ihrer Ergebnisse nicht unterdrücken. Bisher zeigte sie eine an sich naturgemässe Voreingenommenheit, so dass die Gefahr besteht, es werde die Legenden-Bildung durch den der »Aufklärung« bestimmten Apparat noch ge- stärkt und befestigt 2). Dem entgegenzutreten bildet einen der Zwecke der gegenwärtigen Abhandlung. Es ist naturgemäss, dass der Herausgeber (Dr. Rübsam) von Verehrung für das Haus Taxis und seinen »gnädigsten Fürsten und Herrn« erfüllt ist, dass er die gemeinnützigen Verdienste des Hauses als über allen Zweifel erhaben ansieht: »das Walten dieses Geschlechtes wurde (nach ihm) für die ganze zivilisierte Welt eine Quelle reichsten Segens.« Nur als Beispiel greife ich eine charakteristische Bemerkung heraus, welche mit der Entwick- lung der Reichsanstalt in Zusammenhang steht; es heisst in dem 1889 erschienenen Werke (»Johann Baptista von Taxis« S. 207): »Das Briefgeheimnis, jenes unverletzliche Palladium der modernen Post, wurde von der Taxis’schen Anstalt seit ihren ersten Anfängen hochgehalten.« Wäre dies wirklich der Fall gewesen, so hätte sich vielleicht der Kaiser nicht so warm um die Angelegenheit der Taxis an- 1) Ueberhaupt dürften, wie die Madrider (und die preussische) Post- direktion gethan, auch die anderen kontinentalen Direktionen es als eine Ehrenpflicht ansehen, die Geschichte der Entstehung und Ausbildung der Post ihres Landes durch archivalische Studien aufklären zu lassen. 2) Für Rübsam ist der Ausgangspunkt, den er 1889 seinem Werke über Johann Baptista von Taxis S. 1 voranstellt, der: »Bekanntlich haben die Vorfahren des fürstlichen Hauses durch die Errichtung der Posten eine neue Aera im Verkehrswesen heraufgeführt; der epochemachende Fortschritt dieser genial organisierten Kulturanstalt lag in dem Umstande, dass dieselbe nicht ausschliesslich den Bedürfnissen und Interessen des Staates huldigte, sondern eine gemeinnützige volkswirtschaftliche Richtung einschlug.«

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/127>, abgerufen am 22.11.2024.