rung, die Ausbildung des Gewerbmässigen der "Motor" für die weitere Entwickelung: speziell für die Post ist sie von gleicher Bedeutung, wie z. B. die Entwickelung des primitiven Leihens auf Zinsen zum gewerbemässigen Leihen (d. h. zum Bankiergewerbe) und damit zu einem Stützpunkte für die Kontinuität des heutigen Kredit- und Börsenver- kehrs. Auch dieses Stadium weist noch keine "Post" auf, es sind aber wenigstens die Keime zu einer solchen zu sehen, die von nun an nur noch der weiteren Entwickelung bedürfen. Diese ergiebt sich mit dem Fortschritt zum Grossbetrieb: als der Handels- und Familienverkehr sich in die Ferne ausweitete und der Binnenhandel inten- siver wurde, reichten hiefür diese embryonischen Keime nicht mehr aus und wurde die Vereinigung dieser spora- disch und zerstreut vorkommenden Beförderungsanstalten in ein System (maschinenmässiger Grossbetrieb), die Ni- vellierung aller Abweichungen und die Zentralisation not- wendig; zugleich "produziert" das Botengewerbe nicht nur mehr bloss für jedermann, sondern "en masse", und zwar für den Weltmarkt. Erst jetzt, im 16. Jahrhundert, mit dem steigenden Verkehr treten naturgemäss verschiedene Neue- rungen ein: so unbedingte Zugänglichkeit für jeder- mann, Unabhängigkeit von dem individuellen Bedürfnis und Anlass, Erhebung der Beförderung der all- gemeinen Korrespondenz (nicht nur der Staatsdepeschen und Preisnotierungen) zur Hauptaufgabe der Anstalt, Vorausbestimmung der Leistung (Beförderungs- dauer) und Gegenleistung (bestimmte Taxe, Tarife), sowie der Ankunfts- und Abgangszeit (Einrichtung eines Kurses), Veröffentlichung dieser Kurse und Tarife, regel- mässige und ständige Verbindung (Kontinuität), be- sonders mit dem Ausland, Internationalität und Uni- versalierung der Beförderung, amtliche Garantie für die zuverlässige Ablieferung. Gefördert wird dieser Fort-
rung, die Ausbildung des Gewerbmässigen der »Motor« für die weitere Entwickelung: speziell für die Post ist sie von gleicher Bedeutung, wie z. B. die Entwickelung des primitiven Leihens auf Zinsen zum gewerbemässigen Leihen (d. h. zum Bankiergewerbe) und damit zu einem Stützpunkte für die Kontinuität des heutigen Kredit- und Börsenver- kehrs. Auch dieses Stadium weist noch keine »Post« auf, es sind aber wenigstens die Keime zu einer solchen zu sehen, die von nun an nur noch der weiteren Entwickelung bedürfen. Diese ergiebt sich mit dem Fortschritt zum Grossbetrieb: als der Handels- und Familienverkehr sich in die Ferne ausweitete und der Binnenhandel inten- siver wurde, reichten hiefür diese embryonischen Keime nicht mehr aus und wurde die Vereinigung dieser spora- disch und zerstreut vorkommenden Beförderungsanstalten in ein System (maschinenmässiger Grossbetrieb), die Ni- vellierung aller Abweichungen und die Zentralisation not- wendig; zugleich »produziert« das Botengewerbe nicht nur mehr bloss für jedermann, sondern »en masse«, und zwar für den Weltmarkt. Erst jetzt, im 16. Jahrhundert, mit dem steigenden Verkehr treten naturgemäss verschiedene Neue- rungen ein: so unbedingte Zugänglichkeit für jeder- mann, Unabhängigkeit von dem individuellen Bedürfnis und Anlass, Erhebung der Beförderung der all- gemeinen Korrespondenz (nicht nur der Staatsdepeschen und Preisnotierungen) zur Hauptaufgabe der Anstalt, Vorausbestimmung der Leistung (Beförderungs- dauer) und Gegenleistung (bestimmte Taxe, Tarife), sowie der Ankunfts- und Abgangszeit (Einrichtung eines Kurses), Veröffentlichung dieser Kurse und Tarife, regel- mässige und ständige Verbindung (Kontinuität), be- sonders mit dem Ausland, Internationalität und Uni- versalierung der Beförderung, amtliche Garantie für die zuverlässige Ablieferung. Gefördert wird dieser Fort-
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rung, die Ausbildung des Gewerbmässigen der »Motor«
für die weitere Entwickelung: speziell für die Post ist sie
von gleicher Bedeutung, wie z. B. die Entwickelung des
primitiven Leihens auf Zinsen zum gewerbemässigen Leihen
(d. h. zum Bankiergewerbe) und damit zu einem Stützpunkte
für die Kontinuität des heutigen Kredit- und Börsenver-
kehrs. Auch dieses Stadium weist noch keine »Post« auf,
es sind aber wenigstens die Keime zu einer solchen zu
sehen, die von nun an nur noch der weiteren Entwickelung
bedürfen. Diese ergiebt sich mit dem Fortschritt zum
Grossbetrieb: als der Handels- und Familienverkehr
sich in die Ferne ausweitete und der Binnenhandel inten-
siver wurde, reichten hiefür diese embryonischen Keime
nicht mehr aus und wurde die Vereinigung dieser spora-
disch und zerstreut vorkommenden Beförderungsanstalten
in ein System (maschinenmässiger Grossbetrieb), die Ni-
vellierung aller Abweichungen und die Zentralisation not-
wendig; zugleich »produziert« das Botengewerbe nicht nur
mehr bloss für jedermann, sondern »en masse«, und zwar
für den Weltmarkt. Erst jetzt, im 16. Jahrhundert, mit dem
steigenden Verkehr treten naturgemäss verschiedene Neue-
rungen ein: so unbedingte Zugänglichkeit für jeder-
mann, Unabhängigkeit von dem individuellen
Bedürfnis und Anlass, Erhebung der Beförderung der all-
gemeinen Korrespondenz (nicht nur der Staatsdepeschen
und Preisnotierungen) zur Hauptaufgabe der Anstalt,
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dauer) und Gegenleistung (bestimmte Taxe, Tarife), sowie
der Ankunfts- und Abgangszeit (Einrichtung eines Kurses),
Veröffentlichung dieser Kurse und Tarife, regel-
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/100>, abgerufen am 30.07.2024.
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