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Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Als Gigia wieder zu Athem gelangte, klagte sie: Nun komme ich zu spät, nun wird er mich gleich heute erstechen, noch ehe wir Mann und Frau sind. Weh mir, weh mir! Sie brach in krampfhaftes Weinen aus und rief ein über das andere Mal: Mamma mia!

Maso stand so rathlos, wie jeder junge Bursche gestanden haben würde, als er zum ersten Male Zeuge wurde solch eines weiblichen Thränenausbruchs, dessen Wuth ihm nur mit der eines Gewitters in den Hundstagen vergleichbar schien. Er wußte nichts Anderes zu sagen als: Ich begreife nicht, warum du so tobst, Gigia; sei doch ruhig! Du wirst ja den Agenore nicht heirathen, sondern mich, den Maso!

Niemals! niemals! schrie Gigia.

Den möcht' ich sehen, der das verhindern wollte! Meinst du, ich fürchte den Agenore? Nicht so viel! Maso machte eine sehr deutliche Geberde höchster Geringschätzung. Ihn nicht sammt all den Urballeser Großsprechern.

Mamma mia! er bildet sich ein, ich dürfe ihn heirathen!

Wozu bist du denn hierher gekommen, mein holder Schatz, heute in aller Frühe, wenn du mich nicht heirathen willst? Er faßte zärtlich ihre Hand; sie ließ es geschehen, aber sie sah ihn nicht an, sondern sagte traurig: Wozu ich gekommen bin? Weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe, weil ich immerfort dich sah, wie du in deiner blinden Unvernunft den Agenore gegen

Als Gigia wieder zu Athem gelangte, klagte sie: Nun komme ich zu spät, nun wird er mich gleich heute erstechen, noch ehe wir Mann und Frau sind. Weh mir, weh mir! Sie brach in krampfhaftes Weinen aus und rief ein über das andere Mal: Mamma mia!

Maso stand so rathlos, wie jeder junge Bursche gestanden haben würde, als er zum ersten Male Zeuge wurde solch eines weiblichen Thränenausbruchs, dessen Wuth ihm nur mit der eines Gewitters in den Hundstagen vergleichbar schien. Er wußte nichts Anderes zu sagen als: Ich begreife nicht, warum du so tobst, Gigia; sei doch ruhig! Du wirst ja den Agenore nicht heirathen, sondern mich, den Maso!

Niemals! niemals! schrie Gigia.

Den möcht' ich sehen, der das verhindern wollte! Meinst du, ich fürchte den Agenore? Nicht so viel! Maso machte eine sehr deutliche Geberde höchster Geringschätzung. Ihn nicht sammt all den Urballeser Großsprechern.

Mamma mia! er bildet sich ein, ich dürfe ihn heirathen!

Wozu bist du denn hierher gekommen, mein holder Schatz, heute in aller Frühe, wenn du mich nicht heirathen willst? Er faßte zärtlich ihre Hand; sie ließ es geschehen, aber sie sah ihn nicht an, sondern sagte traurig: Wozu ich gekommen bin? Weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe, weil ich immerfort dich sah, wie du in deiner blinden Unvernunft den Agenore gegen

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[0073] Als Gigia wieder zu Athem gelangte, klagte sie: Nun komme ich zu spät, nun wird er mich gleich heute erstechen, noch ehe wir Mann und Frau sind. Weh mir, weh mir! Sie brach in krampfhaftes Weinen aus und rief ein über das andere Mal: Mamma mia! Maso stand so rathlos, wie jeder junge Bursche gestanden haben würde, als er zum ersten Male Zeuge wurde solch eines weiblichen Thränenausbruchs, dessen Wuth ihm nur mit der eines Gewitters in den Hundstagen vergleichbar schien. Er wußte nichts Anderes zu sagen als: Ich begreife nicht, warum du so tobst, Gigia; sei doch ruhig! Du wirst ja den Agenore nicht heirathen, sondern mich, den Maso! Niemals! niemals! schrie Gigia. Den möcht' ich sehen, der das verhindern wollte! Meinst du, ich fürchte den Agenore? Nicht so viel! Maso machte eine sehr deutliche Geberde höchster Geringschätzung. Ihn nicht sammt all den Urballeser Großsprechern. Mamma mia! er bildet sich ein, ich dürfe ihn heirathen! Wozu bist du denn hierher gekommen, mein holder Schatz, heute in aller Frühe, wenn du mich nicht heirathen willst? Er faßte zärtlich ihre Hand; sie ließ es geschehen, aber sie sah ihn nicht an, sondern sagte traurig: Wozu ich gekommen bin? Weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen habe, weil ich immerfort dich sah, wie du in deiner blinden Unvernunft den Agenore gegen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:13:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:13:28Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/horner_saeugling_1910/73>, abgerufen am 23.11.2024.