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Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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So ist's also nicht wahr, was ganz Urballa sich erzählt. Um so besser für dich, Gigia. Denn wisse, keiner von uns Burschen, die wir deine Mitbürger sind, hätte zugegeben, daß du Den zum Manne nehmest. Und merk es dir für alle Zukunft. Du bist so launisch, als du schön bist, und bei dir lügt das Sprüchwort nicht, welches sagt:

Schönheit und Unverstand
Gehn meistens Hand in Hand.

Du hättest wohl gethan, längst einen von uns zu heirathen, mich oder hier den Bistino, oder den Angelo oder wie wir Burschen von Urballa sonst heißen. Indessen dazu können wir dich nicht zwingen. Aber das brauchen wir nicht zu leiden und werden wir nicht leiden, daß das schönste Mädchen von Urballa einen Ausländer heirathe -- und nun gar solch einen Valtellaner Knirps, den ich mit meinem linken kleinen Finger wollte tanzen lassen wie einen Kreisel. Also merk es dir und nimm Einsicht an und heirathe einen deiner Mitbürger, ehe es zu spät ist, denn auch der schönste Schuh wird zum Schlappen, und, die Jüngste bist du längst nicht mehr.

Als nach dieser Rede Agenore und sein Gefährte wieder gegangen waren, sagte Sora Maria, indem sie rathlos die Hände erhob und wieder zusammenlegte: Gigina, mein Kind, was soll das aber werden? Du bist ja doch nun einmal seine Braut. Ach, warum habe ich meine Einwilligung gegeben! Hätt' ich's nur nicht

So ist's also nicht wahr, was ganz Urballa sich erzählt. Um so besser für dich, Gigia. Denn wisse, keiner von uns Burschen, die wir deine Mitbürger sind, hätte zugegeben, daß du Den zum Manne nehmest. Und merk es dir für alle Zukunft. Du bist so launisch, als du schön bist, und bei dir lügt das Sprüchwort nicht, welches sagt:

Schönheit und Unverstand
Gehn meistens Hand in Hand.

Du hättest wohl gethan, längst einen von uns zu heirathen, mich oder hier den Bistino, oder den Angelo oder wie wir Burschen von Urballa sonst heißen. Indessen dazu können wir dich nicht zwingen. Aber das brauchen wir nicht zu leiden und werden wir nicht leiden, daß das schönste Mädchen von Urballa einen Ausländer heirathe — und nun gar solch einen Valtellaner Knirps, den ich mit meinem linken kleinen Finger wollte tanzen lassen wie einen Kreisel. Also merk es dir und nimm Einsicht an und heirathe einen deiner Mitbürger, ehe es zu spät ist, denn auch der schönste Schuh wird zum Schlappen, und, die Jüngste bist du längst nicht mehr.

Als nach dieser Rede Agenore und sein Gefährte wieder gegangen waren, sagte Sora Maria, indem sie rathlos die Hände erhob und wieder zusammenlegte: Gigina, mein Kind, was soll das aber werden? Du bist ja doch nun einmal seine Braut. Ach, warum habe ich meine Einwilligung gegeben! Hätt' ich's nur nicht

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[0034] So ist's also nicht wahr, was ganz Urballa sich erzählt. Um so besser für dich, Gigia. Denn wisse, keiner von uns Burschen, die wir deine Mitbürger sind, hätte zugegeben, daß du Den zum Manne nehmest. Und merk es dir für alle Zukunft. Du bist so launisch, als du schön bist, und bei dir lügt das Sprüchwort nicht, welches sagt: Schönheit und Unverstand Gehn meistens Hand in Hand. Du hättest wohl gethan, längst einen von uns zu heirathen, mich oder hier den Bistino, oder den Angelo oder wie wir Burschen von Urballa sonst heißen. Indessen dazu können wir dich nicht zwingen. Aber das brauchen wir nicht zu leiden und werden wir nicht leiden, daß das schönste Mädchen von Urballa einen Ausländer heirathe — und nun gar solch einen Valtellaner Knirps, den ich mit meinem linken kleinen Finger wollte tanzen lassen wie einen Kreisel. Also merk es dir und nimm Einsicht an und heirathe einen deiner Mitbürger, ehe es zu spät ist, denn auch der schönste Schuh wird zum Schlappen, und, die Jüngste bist du längst nicht mehr. Als nach dieser Rede Agenore und sein Gefährte wieder gegangen waren, sagte Sora Maria, indem sie rathlos die Hände erhob und wieder zusammenlegte: Gigina, mein Kind, was soll das aber werden? Du bist ja doch nun einmal seine Braut. Ach, warum habe ich meine Einwilligung gegeben! Hätt' ich's nur nicht

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:13:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:13:28Z)

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Zitationshilfe: Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/horner_saeugling_1910/34>, abgerufen am 23.11.2024.