Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899.Sieben Septillionen Jahre zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstrasse. Sie endeten nicht. Myriaden Aeonen versank ich in die Wunder eines einzigen Thautröpfchens. Es erschlossen sich immer neue. Mein Herz erzitterte! Selig ins Moos streckte ich mich und wurde Erde. Jetzt ranken Brombeeren über mir, auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig zwitschert ein Rotkehlchen. Aus meiner Brust springt fröhlich ein Quell, aus meinem Schädel wachsen Blumen. Sieben Septillionen Jahre zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstrasse. Sie endeten nicht. Myriaden Aeonen versank ich in die Wunder eines einzigen Thautröpfchens. Es erschlossen sich immer neue. Mein Herz erzitterte! Selig ins Moos streckte ich mich und wurde Erde. Jetzt ranken Brombeeren über mir, auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig zwitschert ein Rotkehlchen. Aus meiner Brust springt fröhlich ein Quell, aus meinem Schädel wachsen Blumen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0048"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Sieben Septillionen Jahre</l><lb/> <l rendition="#c">zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstrasse.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Sie endeten nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Myriaden Aeonen</l><lb/> <l rendition="#c">versank ich in die Wunder eines einzigen Thautröpfchens.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Es erschlossen sich immer neue.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Mein Herz erzitterte!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Selig ins Moos</l><lb/> <l rendition="#c">streckte ich mich und wurde Erde.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l rendition="#c">Jetzt ranken Brombeeren</l><lb/> <l rendition="#c">über mir,</l><lb/> <l rendition="#c">auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig</l><lb/> <l rendition="#c">zwitschert ein Rotkehlchen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l rendition="#c">Aus meiner Brust</l><lb/> <l rendition="#c">springt fröhlich ein Quell,</l><lb/> <l rendition="#c">aus meinem Schädel</l><lb/> <l rendition="#c">wachsen Blumen.</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0048]
Sieben Septillionen Jahre
zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstrasse.
Sie endeten nicht.
Myriaden Aeonen
versank ich in die Wunder eines einzigen Thautröpfchens.
Es erschlossen sich immer neue.
Mein Herz erzitterte!
Selig ins Moos
streckte ich mich und wurde Erde.
Jetzt ranken Brombeeren
über mir,
auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig
zwitschert ein Rotkehlchen.
Aus meiner Brust
springt fröhlich ein Quell,
aus meinem Schädel
wachsen Blumen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |