Holz, Arno: Phantasus. 2. Heft. Berlin, 1899.In den Grunewald, seit fünf Uhr früh, spie Berlin seine Extrazüge. Ueber die Brücke von Halensee, über Spandau, Schmargendorf, über den Pichelsberg, von allen Seiten, zwischen trommelnden Turnerzügen, zwischen Kremsern mit Musik, entlang die schimmernde Havel, kilometerten sich die Chausseeflöhe. "Pankow, Pankow, Pankow, Kille, Kille""Rixdorfer" "Schunkelwalzer" "Holzauktion!" Jetzt ist es Nacht. Noch immer aas der Hundequäle quietscht und empört sich der Leierkasten. Hinter den Bahndamm, zwischen die dunklen Kuscheln, verschwindet eine brennende Cigarre, ein Pfingstkleid. Luna: lächelt. Zwischen weggeworfnem Stullenpapier und Eierschalen suchen sie die blaue Blume! In den Grunewald, seit fünf Uhr früh, spie Berlin seine Extrazüge. Ueber die Brücke von Halensee, über Spandau, Schmargendorf, über den Pichelsberg, von allen Seiten, zwischen trommelnden Turnerzügen, zwischen Kremsern mit Musik, entlang die schimmernde Havel, kilometerten sich die Chausseeflöhe. „Pankow, Pankow, Pankow, Kille, Kille“„Rixdorfer“ „Schunkelwalzer“ „Holzauktion!“ Jetzt ist es Nacht. Noch immer aas der Hundequäle quietscht und empört sich der Leierkasten. Hinter den Bahndamm, zwischen die dunklen Kuscheln, verschwindet eine brennende Cigarre, ein Pfingstkleid. Luna: lächelt. Zwischen weggeworfnem Stullenpapier und Eierschalen suchen sie die blaue Blume! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0038"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">In den Grunewald,</l><lb/> <l rendition="#c">seit fünf Uhr früh,</l><lb/> <l rendition="#c">spie Berlin seine Extrazüge.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Ueber die Brücke von Halensee,</l><lb/> <l rendition="#c">über Spandau, Schmargendorf, über den Pichelsberg,</l><lb/> <l rendition="#c">von allen Seiten,</l><lb/> <l rendition="#c">zwischen trommelnden Turnerzügen, zwischen Kremsern mit Musik,</l><lb/> <l rendition="#c">entlang die schimmernde Havel,</l><lb/> <l rendition="#c">kilometerten sich die Chausseeflöhe.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">„Pankow, Pankow, Pankow, Kille, Kille“„Rixdorfer“ „Schunkelwalzer“</l><lb/> <l rendition="#c">„Holzauktion!“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Jetzt ist es Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Noch immer</l><lb/> <l rendition="#c">aas der Hundequäle</l><lb/> <l rendition="#c">quietscht und empört sich der Leierkasten.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Hinter den Bahndamm, zwischen die dunklen Kuscheln,</l><lb/> <l rendition="#c">verschwindet</l><lb/> <l rendition="#c">eine brennende Cigarre, ein Pfingstkleid.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l rendition="#c">Luna: lächelt.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l rendition="#c">Zwischen weggeworfnem Stullenpapier und Eierschalen</l><lb/> <l rendition="#c">suchen sie die blaue Blume!</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0038]
In den Grunewald,
seit fünf Uhr früh,
spie Berlin seine Extrazüge.
Ueber die Brücke von Halensee,
über Spandau, Schmargendorf, über den Pichelsberg,
von allen Seiten,
zwischen trommelnden Turnerzügen, zwischen Kremsern mit Musik,
entlang die schimmernde Havel,
kilometerten sich die Chausseeflöhe.
„Pankow, Pankow, Pankow, Kille, Kille“„Rixdorfer“ „Schunkelwalzer“
„Holzauktion!“
Jetzt ist es Nacht.
Noch immer
aas der Hundequäle
quietscht und empört sich der Leierkasten.
Hinter den Bahndamm, zwischen die dunklen Kuscheln,
verschwindet
eine brennende Cigarre, ein Pfingstkleid.
Luna: lächelt.
Zwischen weggeworfnem Stullenpapier und Eierschalen
suchen sie die blaue Blume!
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