Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Phantasus. 1. Heft. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite
Nacht.
Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht,
von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras,
und mein Herz
schlägt.
Nacht.
Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, -- still!
Still!!
Du? . . . Du?
Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt!
Und . . . deine Augen . . . gebrochen!
Gebrochen!!
Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn.
dass die Lippen mir zucken,
und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse --
Du armes Weib!
Also nachts,
nachts nur noch wagst du dich,
schüchtern,
aus deinem Sarg?
Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen?
Armes Weib!

Nacht.
Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht,
von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras,
und mein Herz
schlägt.
Nacht.
Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, — still!
Still!!
Du? . . . Du?
Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt!
Und . . . deine Augen . . . gebrochen!
Gebrochen!!
Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn.
dass die Lippen mir zucken,
und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse —
Du armes Weib!
Also nachts,
nachts nur noch wagst du dich,
schüchtern,
aus deinem Sarg?
Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen?
Armes Weib!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0011"/>
      <lg type="poem">
        <lg n="1">
          <l rendition="#c">Nacht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="2">
          <l rendition="#c">Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht,</l><lb/>
          <l rendition="#c">von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras,</l><lb/>
          <l rendition="#c">und mein Herz</l><lb/>
          <l rendition="#c">schlägt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="3">
          <l rendition="#c">Nacht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="4">
          <l rendition="#c">Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, &#x2014; still!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="5">
          <l rendition="#c">Still!!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="6">
          <l rendition="#c">Du? . . . Du?</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="7">
          <l rendition="#c">Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt!</l><lb/>
          <l rendition="#c">Und . . . deine Augen . . . gebrochen!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="8">
          <l rendition="#c">Gebrochen!!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="9">
          <l rendition="#c">Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn.</l><lb/>
          <l rendition="#c">dass die Lippen mir zucken,</l><lb/>
          <l rendition="#c">und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse &#x2014;</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="10">
          <l rendition="#c">Du armes Weib!</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="11">
          <l rendition="#c">Also nachts,</l><lb/>
          <l rendition="#c">nachts nur noch wagst du dich,</l><lb/>
          <l rendition="#c">schüchtern,</l><lb/>
          <l rendition="#c">aus deinem Sarg?</l><lb/>
          <l rendition="#c">Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen?</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="12">
          <l rendition="#c">Armes Weib!</l>
        </lg><lb/>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0011] Nacht. Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht, von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras, und mein Herz schlägt. Nacht. Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, — still! Still!! Du? . . . Du? Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt! Und . . . deine Augen . . . gebrochen! Gebrochen!! Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn. dass die Lippen mir zucken, und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse — Du armes Weib! Also nachts, nachts nur noch wagst du dich, schüchtern, aus deinem Sarg? Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen? Armes Weib!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus01_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus01_1898/11
Zitationshilfe: Holz, Arno: Phantasus. 1. Heft. Berlin, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_phantasus01_1898/11>, abgerufen am 03.12.2024.