Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Hm! Jedenfalls sitzt er im Dalles, Doch, Teufel ja, wie dem auch sei! Wir dulden alles, alles, alles, Nur nicht Tendenzenreiterei! Die Poesie ist keine Pfütze, Sie brennt nicht wie ein Lampendocht, Und nichts gilt uns ein Kopf voll Grütze, Wenn sie das Herz nicht weich gekocht!" -- So hört doch auf mit euerm Schelten Und schlagt mir nicht die Fenster ein! Gewiß, ihr Herrn, ich laß es gelten: Der Mensch lebt nicht von Brot allein! Die Lerchen jubeln noch und klettern An ihren Liedern in die Luft Und dunkle Hochgewitter wettern Noch nächtlich über Wald und Kluft. Noch immer blüht im Lenz der Flieder,
Im Sommer duftet der Jasmin, Die Nachtigall singt ihre Lieder Und jeder Ton ist ein Blutrubin. Hm! Jedenfalls ſitzt er im Dalles, Doch, Teufel ja, wie dem auch ſei! Wir dulden alles, alles, alles, Nur nicht Tendenzenreiterei! Die Poeſie iſt keine Pfütze, Sie brennt nicht wie ein Lampendocht, Und nichts gilt uns ein Kopf voll Grütze, Wenn ſie das Herz nicht weich gekocht!“ — So hört doch auf mit euerm Schelten Und ſchlagt mir nicht die Fenſter ein! Gewiß, ihr Herrn, ich laß es gelten: Der Menſch lebt nicht von Brot allein! Die Lerchen jubeln noch und klettern An ihren Liedern in die Luft Und dunkle Hochgewitter wettern Noch nächtlich über Wald und Kluft. Noch immer blüht im Lenz der Flieder,
Im Sommer duftet der Jasmin, Die Nachtigall ſingt ihre Lieder Und jeder Ton iſt ein Blutrubin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0086" n="64"/> <lg n="4"> <l>Hm! Jedenfalls ſitzt er im Dalles,</l><lb/> <l>Doch, Teufel ja, wie dem auch ſei!</l><lb/> <l>Wir dulden alles, alles, alles,</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Nur</hi> nicht Tendenzenreiterei!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Die Poeſie iſt keine Pfütze,</l><lb/> <l>Sie brennt nicht wie ein Lampendocht,</l><lb/> <l>Und nichts gilt uns ein Kopf voll Grütze,</l><lb/> <l>Wenn ſie das Herz nicht <hi rendition="#g">weich</hi> gekocht!“ —</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>So hört doch auf mit euerm Schelten</l><lb/> <l>Und ſchlagt mir nicht die Fenſter ein!</l><lb/> <l>Gewiß, ihr Herrn, ich laß es gelten:</l><lb/> <l>Der Menſch lebt nicht von Brot allein!</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Die Lerchen jubeln noch und klettern</l><lb/> <l>An ihren Liedern in die Luft</l><lb/> <l>Und dunkle Hochgewitter wettern</l><lb/> <l>Noch nächtlich über Wald und Kluft.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Noch immer blüht im Lenz der Flieder,</l><lb/> <l>Im Sommer duftet der Jasmin,</l><lb/> <l>Die Nachtigall ſingt ihre Lieder</l><lb/> <l>Und jeder Ton iſt ein Blutrubin.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0086]
Hm! Jedenfalls ſitzt er im Dalles,
Doch, Teufel ja, wie dem auch ſei!
Wir dulden alles, alles, alles,
Nur nicht Tendenzenreiterei!
Die Poeſie iſt keine Pfütze,
Sie brennt nicht wie ein Lampendocht,
Und nichts gilt uns ein Kopf voll Grütze,
Wenn ſie das Herz nicht weich gekocht!“ —
So hört doch auf mit euerm Schelten
Und ſchlagt mir nicht die Fenſter ein!
Gewiß, ihr Herrn, ich laß es gelten:
Der Menſch lebt nicht von Brot allein!
Die Lerchen jubeln noch und klettern
An ihren Liedern in die Luft
Und dunkle Hochgewitter wettern
Noch nächtlich über Wald und Kluft.
Noch immer blüht im Lenz der Flieder,
Im Sommer duftet der Jasmin,
Die Nachtigall ſingt ihre Lieder
Und jeder Ton iſt ein Blutrubin.
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