Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.3. Die Nacht verrinnt, der Morgen dämmert, Vom Hof her poltert die Fabrik Und walkt und stampft und pocht und hämmert, Ein hirnzermarterndes Gequik! Die Nacht verrinnt, der Traumgott ruht nun, Die Welt geht wieder ihren Lauf, Zum Himmel spritzt der Tag sein Blut nun, Die Nacht verrinnt und seufzend thut nun Das Elend seine Augen auf! Die Schläfen zittern mir und zucken,
Denk ich, o Volk, an deine Noth, Wie du dich winden mußt und ducken, Dich ducken um ein Stückchen Brod! Du wälzst verthiert dich in der Gosse Und baust dir selbst dein Blutgerüst, Indeß in goldener Karosse Vor seinem sandsteingelben Schlosse Der Dandy seine Dirne küßt! 3. Die Nacht verrinnt, der Morgen dämmert, Vom Hof her poltert die Fabrik Und walkt und ſtampft und pocht und hämmert, Ein hirnzermarterndes Gequik! Die Nacht verrinnt, der Traumgott ruht nun, Die Welt geht wieder ihren Lauf, Zum Himmel ſpritzt der Tag ſein Blut nun, Die Nacht verrinnt und ſeufzend thut nun Das Elend ſeine Augen auf! Die Schläfen zittern mir und zucken,
Denk ich, o Volk, an deine Noth, Wie du dich winden mußt und ducken, Dich ducken um ein Stückchen Brod! Du wälzſt verthiert dich in der Goſſe Und bauſt dir ſelbſt dein Blutgerüſt, Indeß in goldener Karoſſe Vor ſeinem ſandſteingelben Schloſſe Der Dandy ſeine Dirne küßt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0420" n="398"/> </div> <div n="2"> <head>3.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Nacht verrinnt, der Morgen dämmert,</l><lb/> <l>Vom Hof her poltert die Fabrik</l><lb/> <l>Und walkt und ſtampft und pocht und hämmert,</l><lb/> <l>Ein hirnzermarterndes Gequik!</l><lb/> <l>Die Nacht verrinnt, der Traumgott ruht nun,</l><lb/> <l>Die Welt geht wieder ihren Lauf,</l><lb/> <l>Zum Himmel ſpritzt der Tag ſein Blut nun,</l><lb/> <l>Die Nacht verrinnt und ſeufzend thut nun</l><lb/> <l>Das Elend ſeine Augen auf!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die Schläfen zittern mir und zucken,</l><lb/> <l>Denk ich, o Volk, an deine Noth,</l><lb/> <l>Wie du dich winden mußt und ducken,</l><lb/> <l>Dich ducken um ein Stückchen Brod!</l><lb/> <l>Du wälzſt verthiert dich in der Goſſe</l><lb/> <l>Und bauſt dir ſelbſt dein Blutgerüſt,</l><lb/> <l>Indeß in goldener Karoſſe</l><lb/> <l>Vor ſeinem ſandſteingelben Schloſſe</l><lb/> <l>Der Dandy ſeine Dirne küßt!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [398/0420]
3.
Die Nacht verrinnt, der Morgen dämmert,
Vom Hof her poltert die Fabrik
Und walkt und ſtampft und pocht und hämmert,
Ein hirnzermarterndes Gequik!
Die Nacht verrinnt, der Traumgott ruht nun,
Die Welt geht wieder ihren Lauf,
Zum Himmel ſpritzt der Tag ſein Blut nun,
Die Nacht verrinnt und ſeufzend thut nun
Das Elend ſeine Augen auf!
Die Schläfen zittern mir und zucken,
Denk ich, o Volk, an deine Noth,
Wie du dich winden mußt und ducken,
Dich ducken um ein Stückchen Brod!
Du wälzſt verthiert dich in der Goſſe
Und bauſt dir ſelbſt dein Blutgerüſt,
Indeß in goldener Karoſſe
Vor ſeinem ſandſteingelben Schloſſe
Der Dandy ſeine Dirne küßt!
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