Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Der hochgeborne Hausherr, Excellenz, Schwankt wie ein Rohr umher auf bleicher Düne, Die erste Redekraft des Parlaments Fehlt heute abermals auf der Tribüne. Zwar trat man gestern erst in den Etat, Doch hat sein Fehlen diesmal gute Gründe: Schon viermal war der greise Hausarzt da Und meinte, daß es sehr bedenklich stünde. Nach Eis und Himbeer wird gar oft geschellt, Doch mäuschenstill ist es im Krankenzimmer, Und seine düstre Teppichpracht erhellt Nur einer Ampel röthliches Geflimmer. Weit offen steht die Thür zum Vestibul Und wie im Traum nur plätschert die Fontäne, Die Luft umher ist wie gewitterschwül, Denn ach, die "gnä'ge Fraa" hat heut -- Migräne! Der hochgeborne Hausherr, Excellenz, Schwankt wie ein Rohr umher auf bleicher Düne, Die erſte Redekraft des Parlaments Fehlt heute abermals auf der Tribüne. Zwar trat man geſtern erſt in den Etat, Doch hat ſein Fehlen diesmal gute Gründe: Schon viermal war der greiſe Hausarzt da Und meinte, daß es ſehr bedenklich ſtünde. Nach Eis und Himbeer wird gar oft geſchellt, Doch mäuschenſtill iſt es im Krankenzimmer, Und ſeine düſtre Teppichpracht erhellt Nur einer Ampel röthliches Geflimmer. Weit offen ſteht die Thür zum Veſtibul Und wie im Traum nur plätſchert die Fontäne, Die Luft umher iſt wie gewitterſchwül, Denn ach, die „gnä'ge Fraa“ hat heut — Migräne! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0042" n="20"/> <lg n="3"> <l>Der hochgeborne Hausherr, Excellenz,</l><lb/> <l>Schwankt wie ein Rohr umher auf bleicher Düne,</l><lb/> <l>Die erſte Redekraft des Parlaments</l><lb/> <l>Fehlt heute abermals auf der Tribüne.</l><lb/> <l>Zwar trat man geſtern erſt in den Etat,</l><lb/> <l>Doch hat ſein Fehlen diesmal gute Gründe:</l><lb/> <l>Schon viermal war der greiſe Hausarzt da</l><lb/> <l>Und meinte, daß es ſehr bedenklich ſtünde.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Nach Eis und Himbeer wird gar oft geſchellt,</l><lb/> <l>Doch mäuschenſtill iſt es im Krankenzimmer,</l><lb/> <l>Und ſeine düſtre Teppichpracht erhellt</l><lb/> <l>Nur einer Ampel röthliches Geflimmer.</l><lb/> <l>Weit offen ſteht die Thür zum Veſtibul</l><lb/> <l>Und wie im Traum nur plätſchert die Fontäne,</l><lb/> <l>Die Luft umher iſt wie gewitterſchwül,</l><lb/> <l>Denn ach, die „gnä'ge Fraa“ hat heut — Migräne!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [20/0042]
Der hochgeborne Hausherr, Excellenz,
Schwankt wie ein Rohr umher auf bleicher Düne,
Die erſte Redekraft des Parlaments
Fehlt heute abermals auf der Tribüne.
Zwar trat man geſtern erſt in den Etat,
Doch hat ſein Fehlen diesmal gute Gründe:
Schon viermal war der greiſe Hausarzt da
Und meinte, daß es ſehr bedenklich ſtünde.
Nach Eis und Himbeer wird gar oft geſchellt,
Doch mäuschenſtill iſt es im Krankenzimmer,
Und ſeine düſtre Teppichpracht erhellt
Nur einer Ampel röthliches Geflimmer.
Weit offen ſteht die Thür zum Veſtibul
Und wie im Traum nur plätſchert die Fontäne,
Die Luft umher iſt wie gewitterſchwül,
Denn ach, die „gnä'ge Fraa“ hat heut — Migräne!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/42>, abgerufen am 27.07.2024. |