Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Den Gang, den lichtumstrahlt die Kunst
Sieghaft zu wandeln mir geboten;
Und Herz an Herz mit ihren Todten,
Veracht ich euch und eure Gunst!
Denn mir schlägt nicht das Wort den Takt
Zum Reigen selbstischer Gedanken,
Ein Löwe, hat es seine Pranken
Tief in mein Herzfleisch eingehackt.
Nur, daß es mich nicht jäh zerfleischt,
Such ich's mit Liedern zu beschwören,
Doch nicht beim Rauschen alter Föhren,
Die Nachts ein schwarzer Aar umkreischt.
Auch nicht ins Grab der Lorelei
Verirrt sich mehr mein schwankes Steuer;
Die Zeit verliebter Abenteuer,
Für mich ist sie schon längst vorbei.
Nein, mitten nur im Volksgewühl,
Beim Ausblick auf die großen Städte,
Beim Klang der Telegraphendrähte
Ergießt ins Wort sich mein Gefühl.
Den Gang, den lichtumſtrahlt die Kunſt
Sieghaft zu wandeln mir geboten;
Und Herz an Herz mit ihren Todten,
Veracht ich euch und eure Gunſt!
Denn mir ſchlägt nicht das Wort den Takt
Zum Reigen ſelbſtiſcher Gedanken,
Ein Löwe, hat es ſeine Pranken
Tief in mein Herzfleiſch eingehackt.
Nur, daß es mich nicht jäh zerfleiſcht,
Such ich's mit Liedern zu beſchwören,
Doch nicht beim Rauſchen alter Föhren,
Die Nachts ein ſchwarzer Aar umkreiſcht.
Auch nicht ins Grab der Lorelei
Verirrt ſich mehr mein ſchwankes Steuer;
Die Zeit verliebter Abenteuer,
Für mich iſt ſie ſchon längſt vorbei.
Nein, mitten nur im Volksgewühl,
Beim Ausblick auf die großen Städte,
Beim Klang der Telegraphendrähte
Ergießt ins Wort ſich mein Gefühl.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0032" n="10"/>
          <lg n="24">
            <l>Den Gang, den lichtum&#x017F;trahlt die Kun&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Sieghaft zu wandeln mir geboten;</l><lb/>
            <l>Und Herz an Herz mit ihren Todten,</l><lb/>
            <l>Veracht ich euch und eure Gun&#x017F;t!</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="25">
            <l>Denn mir &#x017F;chlägt nicht das Wort den Takt</l><lb/>
            <l>Zum Reigen &#x017F;elb&#x017F;ti&#x017F;cher Gedanken,</l><lb/>
            <l>Ein Löwe, hat es &#x017F;eine Pranken</l><lb/>
            <l>Tief in mein Herzflei&#x017F;ch eingehackt.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="26">
            <l>Nur, daß es mich nicht jäh zerflei&#x017F;cht,</l><lb/>
            <l>Such ich's mit Liedern zu be&#x017F;chwören,</l><lb/>
            <l>Doch nicht beim Rau&#x017F;chen alter Föhren,</l><lb/>
            <l>Die Nachts ein &#x017F;chwarzer Aar umkrei&#x017F;cht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="27">
            <l>Auch nicht ins Grab der Lorelei</l><lb/>
            <l>Verirrt &#x017F;ich mehr mein &#x017F;chwankes Steuer;</l><lb/>
            <l>Die Zeit verliebter Abenteuer,</l><lb/>
            <l>Für mich i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;chon läng&#x017F;t vorbei.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="28">
            <l>Nein, mitten nur im Volksgewühl,</l><lb/>
            <l>Beim Ausblick auf die großen Städte,</l><lb/>
            <l>Beim Klang der Telegraphendrähte</l><lb/>
            <l>Ergießt ins Wort &#x017F;ich mein Gefühl.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0032] Den Gang, den lichtumſtrahlt die Kunſt Sieghaft zu wandeln mir geboten; Und Herz an Herz mit ihren Todten, Veracht ich euch und eure Gunſt! Denn mir ſchlägt nicht das Wort den Takt Zum Reigen ſelbſtiſcher Gedanken, Ein Löwe, hat es ſeine Pranken Tief in mein Herzfleiſch eingehackt. Nur, daß es mich nicht jäh zerfleiſcht, Such ich's mit Liedern zu beſchwören, Doch nicht beim Rauſchen alter Föhren, Die Nachts ein ſchwarzer Aar umkreiſcht. Auch nicht ins Grab der Lorelei Verirrt ſich mehr mein ſchwankes Steuer; Die Zeit verliebter Abenteuer, Für mich iſt ſie ſchon längſt vorbei. Nein, mitten nur im Volksgewühl, Beim Ausblick auf die großen Städte, Beim Klang der Telegraphendrähte Ergießt ins Wort ſich mein Gefühl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/32
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/32>, abgerufen am 18.04.2024.