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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Ein Priester zu sein
Mein Leben lang --
Und alles das:
Aus ganzem Herzen,
Aus ganzer Seele
Und aus ganzem Gemüthe!
Und ob sich mein Pfad auch durch Wüsten windet
Und unter dornenumkrochnem Gestein
Giftige Schlangen nach meiner Ferse züngeln,
Indeß die Versuchung, die alte, graue Sünderin,
Mir dreifach ins Ohr raunt:
"Thor, der du bist! Denk nicht an Andre!
Denk an dich selber und schlage dich seitwärts!
Besser als Nachts auf freiem Feld,
Steingebettet und windbedeckt,
Ruht es sich unter dem schirmenden Dach
Der ragenden Burg, der hallenden Kirche
Und des schimmernden Palasts!"....,
Mein Weg sei gradaus!
Kein Gold soll mich blenden,
Kein Kreuz mich verdummen,
Kein Schwert mich erschrecken!
Ja!
Ein will ich stehn
Für Licht und Wahrheit,
Recht und Freiheit,
Ein Prieſter zu ſein
Mein Leben lang —
Und alles das:
Aus ganzem Herzen,
Aus ganzer Seele
Und aus ganzem Gemüthe!
Und ob ſich mein Pfad auch durch Wüſten windet
Und unter dornenumkrochnem Geſtein
Giftige Schlangen nach meiner Ferſe züngeln,
Indeß die Verſuchung, die alte, graue Sünderin,
Mir dreifach ins Ohr raunt:
„Thor, der du biſt! Denk nicht an Andre!
Denk an dich ſelber und ſchlage dich ſeitwärts!
Beſſer als Nachts auf freiem Feld,
Steingebettet und windbedeckt,
Ruht es ſich unter dem ſchirmenden Dach
Der ragenden Burg, der hallenden Kirche
Und des ſchimmernden Palaſts!“....,
Mein Weg ſei gradaus!
Kein Gold ſoll mich blenden,
Kein Kreuz mich verdummen,
Kein Schwert mich erſchrecken!
Ja!
Ein will ich ſtehn
Für Licht und Wahrheit,
Recht und Freiheit,
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[281/0303] Ein Prieſter zu ſein Mein Leben lang — Und alles das: Aus ganzem Herzen, Aus ganzer Seele Und aus ganzem Gemüthe! Und ob ſich mein Pfad auch durch Wüſten windet Und unter dornenumkrochnem Geſtein Giftige Schlangen nach meiner Ferſe züngeln, Indeß die Verſuchung, die alte, graue Sünderin, Mir dreifach ins Ohr raunt: „Thor, der du biſt! Denk nicht an Andre! Denk an dich ſelber und ſchlage dich ſeitwärts! Beſſer als Nachts auf freiem Feld, Steingebettet und windbedeckt, Ruht es ſich unter dem ſchirmenden Dach Der ragenden Burg, der hallenden Kirche Und des ſchimmernden Palaſts!“...., Mein Weg ſei gradaus! Kein Gold ſoll mich blenden, Kein Kreuz mich verdummen, Kein Schwert mich erſchrecken! Ja! Ein will ich ſtehn Für Licht und Wahrheit, Recht und Freiheit,

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/303>, abgerufen am 12.05.2024.