Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.26. O Herz, du fühlst dich wie von Gott geweiht, Und hoch schlägst du empor in deinen Träumen, Wenn dir die Sehnsucht ihre Flügel leiht Und mit dir wandelt unter Blüthenbäumen. Kein Wölkchen segelt durch das Blau der Luft, Die Knospen brechen und die Früchte schwellen, Und fernhin schaukelt sich's wie Rosenduft Sanft über sanft bewegten Meereswellen. Doch dringt auch Erd und Himmel auf dich ein,
Es läßt dich nie an einem Orte rasten; Denn ach, dich lockt ein ferner Zauberschein Und ruhlos mußt du nun die Welt durchhasten. 26. O Herz, du fühlſt dich wie von Gott geweiht, Und hoch ſchlägſt du empor in deinen Träumen, Wenn dir die Sehnſucht ihre Flügel leiht Und mit dir wandelt unter Blüthenbäumen. Kein Wölkchen ſegelt durch das Blau der Luft, Die Knospen brechen und die Früchte ſchwellen, Und fernhin ſchaukelt ſich's wie Roſenduft Sanft über ſanft bewegten Meereswellen. Doch dringt auch Erd und Himmel auf dich ein,
Es läßt dich nie an einem Orte raſten; Denn ach, dich lockt ein ferner Zauberſchein Und ruhlos mußt du nun die Welt durchhaſten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0262" n="240"/> </div> <div n="2"> <head>26.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">O</hi> Herz, du fühlſt dich wie von Gott geweiht,</l><lb/> <l>Und hoch ſchlägſt du empor in deinen Träumen,</l><lb/> <l>Wenn dir die Sehnſucht ihre Flügel leiht</l><lb/> <l>Und mit dir wandelt unter Blüthenbäumen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Kein Wölkchen ſegelt durch das Blau der Luft,</l><lb/> <l>Die Knospen brechen und die Früchte ſchwellen,</l><lb/> <l>Und fernhin ſchaukelt ſich's wie Roſenduft</l><lb/> <l>Sanft über ſanft bewegten Meereswellen.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch dringt auch Erd und Himmel auf dich ein,</l><lb/> <l>Es läßt dich nie an einem Orte raſten;</l><lb/> <l>Denn ach, dich lockt ein ferner Zauberſchein</l><lb/> <l>Und ruhlos mußt du nun die Welt durchhaſten.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0262]
26.
O Herz, du fühlſt dich wie von Gott geweiht,
Und hoch ſchlägſt du empor in deinen Träumen,
Wenn dir die Sehnſucht ihre Flügel leiht
Und mit dir wandelt unter Blüthenbäumen.
Kein Wölkchen ſegelt durch das Blau der Luft,
Die Knospen brechen und die Früchte ſchwellen,
Und fernhin ſchaukelt ſich's wie Roſenduft
Sanft über ſanft bewegten Meereswellen.
Doch dringt auch Erd und Himmel auf dich ein,
Es läßt dich nie an einem Orte raſten;
Denn ach, dich lockt ein ferner Zauberſchein
Und ruhlos mußt du nun die Welt durchhaſten.
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