Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Und wen nur der Frühling zum Feste sich lud, Der mag nun nimmermehr traurig sein; Doch mich hat er nicht geladen, Ich kann ja die Seele nicht baden In dem goldigen Sonnenschein! Ich kann ja nicht steigen zu schwindelnden Höhn, Wo das Adlerweib brütet im luftigen Horst! Ich kann ja nicht liegen und lauschen, Wie die Wälder so einsam rauschen Und die Amseln pfeifen im Forst! Muß bleiben daheim, ob mit Ungestüm Auch das Herz in die lockende Ferne mich zieht; Muß hören das Klatschen der Basen, Statt zu ruhen im blumigen Rasen Und zu lauschen dem Lerchenlied! Vor dem schwärzlichen, städtischen Bogenthor,
Da schauert der lustige Frühling zurück -- Ach, zwischen den Giebeln und Mauern Muß ich nun einsam vertrauern Meinen Jugendtraum und mein Glück! Und wen nur der Frühling zum Feſte ſich lud, Der mag nun nimmermehr traurig ſein; Doch mich hat er nicht geladen, Ich kann ja die Seele nicht baden In dem goldigen Sonnenſchein! Ich kann ja nicht ſteigen zu ſchwindelnden Höhn, Wo das Adlerweib brütet im luftigen Horſt! Ich kann ja nicht liegen und lauſchen, Wie die Wälder ſo einſam rauſchen Und die Amſeln pfeifen im Forſt! Muß bleiben daheim, ob mit Ungeſtüm Auch das Herz in die lockende Ferne mich zieht; Muß hören das Klatſchen der Baſen, Statt zu ruhen im blumigen Raſen Und zu lauſchen dem Lerchenlied! Vor dem ſchwärzlichen, ſtädtiſchen Bogenthor,
Da ſchauert der luſtige Frühling zurück — Ach, zwiſchen den Giebeln und Mauern Muß ich nun einſam vertrauern Meinen Jugendtraum und mein Glück! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0245" n="223"/> <lg n="4"> <l>Und wen nur der Frühling zum Feſte ſich lud,</l><lb/> <l>Der mag nun nimmermehr traurig ſein;</l><lb/> <l>Doch <hi rendition="#g">mich</hi> hat er <hi rendition="#g">nicht</hi> geladen,</l><lb/> <l>Ich kann ja die Seele nicht baden</l><lb/> <l>In dem goldigen Sonnenſchein!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Ich kann ja nicht ſteigen zu ſchwindelnden Höhn,</l><lb/> <l>Wo das Adlerweib brütet im luftigen Horſt!</l><lb/> <l>Ich kann ja nicht liegen und lauſchen,</l><lb/> <l>Wie die Wälder ſo einſam rauſchen</l><lb/> <l>Und die Amſeln pfeifen im Forſt!</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Muß bleiben daheim, ob mit Ungeſtüm</l><lb/> <l>Auch das Herz in die lockende Ferne mich zieht;</l><lb/> <l>Muß hören das Klatſchen der Baſen,</l><lb/> <l>Statt zu ruhen im blumigen Raſen</l><lb/> <l>Und zu lauſchen dem Lerchenlied!</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Vor dem ſchwärzlichen, ſtädtiſchen Bogenthor,</l><lb/> <l>Da ſchauert der luſtige Frühling zurück —</l><lb/> <l>Ach, zwiſchen den Giebeln und Mauern</l><lb/> <l>Muß ich nun einſam vertrauern</l><lb/> <l>Meinen Jugendtraum und mein Glück!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0245]
Und wen nur der Frühling zum Feſte ſich lud,
Der mag nun nimmermehr traurig ſein;
Doch mich hat er nicht geladen,
Ich kann ja die Seele nicht baden
In dem goldigen Sonnenſchein!
Ich kann ja nicht ſteigen zu ſchwindelnden Höhn,
Wo das Adlerweib brütet im luftigen Horſt!
Ich kann ja nicht liegen und lauſchen,
Wie die Wälder ſo einſam rauſchen
Und die Amſeln pfeifen im Forſt!
Muß bleiben daheim, ob mit Ungeſtüm
Auch das Herz in die lockende Ferne mich zieht;
Muß hören das Klatſchen der Baſen,
Statt zu ruhen im blumigen Raſen
Und zu lauſchen dem Lerchenlied!
Vor dem ſchwärzlichen, ſtädtiſchen Bogenthor,
Da ſchauert der luſtige Frühling zurück —
Ach, zwiſchen den Giebeln und Mauern
Muß ich nun einſam vertrauern
Meinen Jugendtraum und mein Glück!
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