Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit Entfacht noch stündlich den Prometheusfunken Und doch ist ihre goldne Blüthezeit Schon längst ins Grab der Ewigkeit gesunken. Denn jene Welt der Sagenpoesie Ist nicht nur Traum, ist Wirklichkeit gewesen, Und wem das Schicksal Seherkraft verlieh, Kann das noch heute aus den Sternen lesen. Wer zählt die Sprossen, die zertrümmert sind
Aus jener gotterbauten Himmelsleiter? Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind Und unaufhaltsam rollt das Rad sich weiter. Die leuchtend kreisen durch das dunkle All, Erhaben groß ist noch die Zahl der Welten; Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall, Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten? Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit Entfacht noch ſtündlich den Prometheusfunken Und doch iſt ihre goldne Blüthezeit Schon längſt ins Grab der Ewigkeit geſunken. Denn jene Welt der Sagenpoeſie Iſt nicht nur Traum, iſt Wirklichkeit geweſen, Und wem das Schickſal Seherkraft verlieh, Kann das noch heute aus den Sternen leſen. Wer zählt die Sproſſen, die zertrümmert ſind
Aus jener gotterbauten Himmelsleiter? Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind Und unaufhaltſam rollt das Rad ſich weiter. Die leuchtend kreiſen durch das dunkle All, Erhaben groß iſt noch die Zahl der Welten; Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall, Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0177" n="155"/> <p> <hi rendition="#b">Von Ewigkeit zu Ewigkeit.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit</l><lb/> <l>Entfacht noch ſtündlich den Prometheusfunken</l><lb/> <l>Und doch iſt ihre goldne Blüthezeit</l><lb/> <l>Schon längſt ins Grab der Ewigkeit geſunken.</l><lb/> <l>Denn jene Welt der Sagenpoeſie</l><lb/> <l>Iſt nicht nur Traum, iſt Wirklichkeit geweſen,</l><lb/> <l>Und wem das Schickſal Seherkraft verlieh,</l><lb/> <l>Kann das noch heute aus den Sternen leſen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wer zählt die Sproſſen, die zertrümmert ſind</l><lb/> <l>Aus jener gotterbauten Himmelsleiter?</l><lb/> <l>Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind</l><lb/> <l>Und unaufhaltſam rollt das Rad ſich weiter.</l><lb/> <l>Die leuchtend kreiſen durch das dunkle All,</l><lb/> <l>Erhaben groß iſt noch die Zahl der Welten;</l><lb/> <l>Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall,</l><lb/> <l>Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [155/0177]
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der Schöpfung nie begriffne Herrlichkeit
Entfacht noch ſtündlich den Prometheusfunken
Und doch iſt ihre goldne Blüthezeit
Schon längſt ins Grab der Ewigkeit geſunken.
Denn jene Welt der Sagenpoeſie
Iſt nicht nur Traum, iſt Wirklichkeit geweſen,
Und wem das Schickſal Seherkraft verlieh,
Kann das noch heute aus den Sternen leſen.
Wer zählt die Sproſſen, die zertrümmert ſind
Aus jener gotterbauten Himmelsleiter?
Die Sonne glüht und kühlend weht der Wind
Und unaufhaltſam rollt das Rad ſich weiter.
Die leuchtend kreiſen durch das dunkle All,
Erhaben groß iſt noch die Zahl der Welten;
Und kommt allnächtlich eine auch zum Fall,
Was kann dem Meere wohl ein Tropfen gelten?
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