Und nun ging mir ein Leben an In holder Frauen holdem Bann, In edler Sänger edlem Kreis, Daß ich es kaum zu schildern weiß. Von Falknern und von Bogenspannern, Von Kranzgewinden und von Bannern War das ein farbenprächtig Wogen, Und allenthalben kam gezogen Durch Winterschnee und Sommerstaub, Durch Herbstblattfall und Frühlingslaub Ein Heer von ritterlichen Sängern, Von Fahrenden und Herzensfängern. Von Harfenklang und Speerwurf klang's Im Burgpallas tagaus, tagein Und edle Herzen werbend drang's Bis weit ins deutsche Land hinein; Denn nichts stand höher in der Gunst Des Burgherrn als die Sangeskunst. Und wahrlich, nicht vergebens hielt, Vom Hauch der Poesie umspielt, Der Landgraf Hermann für und für Den Sängern offen Thor und Thür. Denn prächtig war die Tafelrunde In seinem goldnen Prunkgemach Und wohl der Edelste im Bunde War Wolferam von Eschinbach; Auch Walther von der Vogelweide, "Wer deß vergäß, der thät mir leide,"
Und nun ging mir ein Leben an In holder Frauen holdem Bann, In edler Sänger edlem Kreis, Daß ich es kaum zu ſchildern weiß. Von Falknern und von Bogenſpannern, Von Kranzgewinden und von Bannern War das ein farbenprächtig Wogen, Und allenthalben kam gezogen Durch Winterſchnee und Sommerſtaub, Durch Herbſtblattfall und Frühlingslaub Ein Heer von ritterlichen Sängern, Von Fahrenden und Herzensfängern. Von Harfenklang und Speerwurf klang's Im Burgpallas tagaus, tagein Und edle Herzen werbend drang's Bis weit ins deutſche Land hinein; Denn nichts ſtand höher in der Gunſt Des Burgherrn als die Sangeskunſt. Und wahrlich, nicht vergebens hielt, Vom Hauch der Poeſie umſpielt, Der Landgraf Hermann für und für Den Sängern offen Thor und Thür. Denn prächtig war die Tafelrunde In ſeinem goldnen Prunkgemach Und wohl der Edelſte im Bunde War Wolferam von Eſchinbach; Auch Walther von der Vogelweide, „Wer deß vergäß, der thät mir leide,“
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Und nun ging mir ein Leben an
In holder Frauen holdem Bann,
In edler Sänger edlem Kreis,
Daß ich es kaum zu ſchildern weiß.
Von Falknern und von Bogenſpannern,
Von Kranzgewinden und von Bannern
War das ein farbenprächtig Wogen,
Und allenthalben kam gezogen
Durch Winterſchnee und Sommerſtaub,
Durch Herbſtblattfall und Frühlingslaub
Ein Heer von ritterlichen Sängern,
Von Fahrenden und Herzensfängern.
Von Harfenklang und Speerwurf klang's
Im Burgpallas tagaus, tagein
Und edle Herzen werbend drang's
Bis weit ins deutſche Land hinein;
Denn nichts ſtand höher in der Gunſt
Des Burgherrn als die Sangeskunſt.
Und wahrlich, nicht vergebens hielt,
Vom Hauch der Poeſie umſpielt,
Der Landgraf Hermann für und für
Den Sängern offen Thor und Thür.
Denn prächtig war die Tafelrunde
In ſeinem goldnen Prunkgemach
Und wohl der Edelſte im Bunde
War Wolferam von Eſchinbach;
Auch Walther von der Vogelweide,
„Wer deß vergäß, der thät mir leide,“
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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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