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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Venetiens schimmernde Paläste
Verschwammen kaum im Morgenduft,
Da grüßte schon die deutschen Gäste
Der Thurm Bolognas durch die Luft.
Doch weiter ging's; und immer milder
Umfloß uns Luft und Licht und Lenz,
Bis wir das schönste aller Bilder
Erschaut, das göttliche Florenz.
Doch ach, so schnell wie es erschienen,
So schnell war es auch schon versunken,
Und weiter zogen schönheitstrunken
Wir längs des Hangs der Apenninen.
Durch alter Tempel Säulenreste
Ging lachend unser Siegeslauf
Und mehr als eine welsche Veste
Nahm uns in ihre Mauern auf.
Im Pinien- und Olivenhain,
In manches Klosters stiller Zelle,
Siener- und Orvietowein,
Wir probten ihn an seiner Quelle.
Durch Ufergrün und Blüthenschnee
Ging's rund um den Bolsenersee
Und weiter mit Triumphgesang
Dem gelben Tiberstrom entlang,
Bis endlich auf den sieben Hügeln
Die Stadt der Städte sich erhob,
Und jauchzend, mit verhängten Zügeln,
Ging's thalwärts, daß es Funken stob!
Venetiens ſchimmernde Paläſte
Verſchwammen kaum im Morgenduft,
Da grüßte ſchon die deutſchen Gäſte
Der Thurm Bolognas durch die Luft.
Doch weiter ging's; und immer milder
Umfloß uns Luft und Licht und Lenz,
Bis wir das ſchönſte aller Bilder
Erſchaut, das göttliche Florenz.
Doch ach, ſo ſchnell wie es erſchienen,
So ſchnell war es auch ſchon verſunken,
Und weiter zogen ſchönheitstrunken
Wir längs des Hangs der Apenninen.
Durch alter Tempel Säulenreſte
Ging lachend unſer Siegeslauf
Und mehr als eine welſche Veſte
Nahm uns in ihre Mauern auf.
Im Pinien- und Olivenhain,
In manches Kloſters ſtiller Zelle,
Siener- und Orvietowein,
Wir probten ihn an ſeiner Quelle.
Durch Ufergrün und Blüthenſchnee
Ging's rund um den Bolſenerſee
Und weiter mit Triumphgeſang
Dem gelben Tiberſtrom entlang,
Bis endlich auf den ſieben Hügeln
Die Stadt der Städte ſich erhob,
Und jauchzend, mit verhängten Zügeln,
Ging's thalwärts, daß es Funken ſtob!
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[126/0148] Venetiens ſchimmernde Paläſte Verſchwammen kaum im Morgenduft, Da grüßte ſchon die deutſchen Gäſte Der Thurm Bolognas durch die Luft. Doch weiter ging's; und immer milder Umfloß uns Luft und Licht und Lenz, Bis wir das ſchönſte aller Bilder Erſchaut, das göttliche Florenz. Doch ach, ſo ſchnell wie es erſchienen, So ſchnell war es auch ſchon verſunken, Und weiter zogen ſchönheitstrunken Wir längs des Hangs der Apenninen. Durch alter Tempel Säulenreſte Ging lachend unſer Siegeslauf Und mehr als eine welſche Veſte Nahm uns in ihre Mauern auf. Im Pinien- und Olivenhain, In manches Kloſters ſtiller Zelle, Siener- und Orvietowein, Wir probten ihn an ſeiner Quelle. Durch Ufergrün und Blüthenſchnee Ging's rund um den Bolſenerſee Und weiter mit Triumphgeſang Dem gelben Tiberſtrom entlang, Bis endlich auf den ſieben Hügeln Die Stadt der Städte ſich erhob, Und jauchzend, mit verhängten Zügeln, Ging's thalwärts, daß es Funken ſtob!

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/148>, abgerufen am 01.05.2024.