Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Wir dienten ihm im Heeresbann
So an die hunderttausend Mann,
Doch hätte Jeder wohl sein Leben
Mit Freuden für ihn hingegeben!
Ich bin so manches liebe Mal
Ins Welschland vor ihm hergeritten,
Wenn über uns ins Alpenthal
Vom Felsgrat die Lawinen glitten.
Der Pfad war eng, von rechts und links
Umzischten uns die welschen Speere,
Doch mitten durch die Feinde gings
Zu seiner und zu unsrer Ehre.
Dann sprengte er wohl siegbewußt
Dicht neben mir auf seinem Rappen,
Ich aber jauchzte auf vor Lust
Und hoch hielt ich das Kaiserwappen.
So kämpften wir uns wacker durch
Und stürmten manche Felsenburg,
Bis endlich wir in welschen Landen
Die köstlichste Belohnung fanden.
Wohl sind sie schön, Germaniens Gauen
Und sagenraunend rauscht der Rhein
Und lieblich ist's, in ihn zu schauen
Beim Sonnen- wie beim Mondenschein;
Denn rückgespiegelt siehst Du blinken
In ihm der Burgen schlanken Bau
Wir dienten ihm im Heeresbann
So an die hunderttauſend Mann,
Doch hätte Jeder wohl ſein Leben
Mit Freuden für ihn hingegeben!
Ich bin ſo manches liebe Mal
Ins Welſchland vor ihm hergeritten,
Wenn über uns ins Alpenthal
Vom Felsgrat die Lawinen glitten.
Der Pfad war eng, von rechts und links
Umziſchten uns die welſchen Speere,
Doch mitten durch die Feinde gings
Zu ſeiner und zu unſrer Ehre.
Dann ſprengte er wohl ſiegbewußt
Dicht neben mir auf ſeinem Rappen,
Ich aber jauchzte auf vor Luſt
Und hoch hielt ich das Kaiſerwappen.
So kämpften wir uns wacker durch
Und ſtürmten manche Felſenburg,
Bis endlich wir in welſchen Landen
Die köſtlichſte Belohnung fanden.
Wohl ſind ſie ſchön, Germaniens Gauen
Und ſagenraunend rauſcht der Rhein
Und lieblich iſt's, in ihn zu ſchauen
Beim Sonnen- wie beim Mondenſchein;
Denn rückgeſpiegelt ſiehſt Du blinken
In ihm der Burgen ſchlanken Bau
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0146" n="124"/>
          <lg n="2">
            <l>Wir dienten ihm im Heeresbann</l><lb/>
            <l>So an die hunderttau&#x017F;end Mann,</l><lb/>
            <l>Doch hätte Jeder wohl &#x017F;ein Leben</l><lb/>
            <l>Mit Freuden für ihn hingegeben!</l><lb/>
            <l>Ich bin &#x017F;o manches liebe Mal</l><lb/>
            <l>Ins Wel&#x017F;chland vor ihm hergeritten,</l><lb/>
            <l>Wenn über uns ins Alpenthal</l><lb/>
            <l>Vom Felsgrat die Lawinen glitten.</l><lb/>
            <l>Der Pfad war eng, von rechts und links</l><lb/>
            <l>Umzi&#x017F;chten uns die wel&#x017F;chen Speere,</l><lb/>
            <l>Doch mitten durch die Feinde gings</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;einer und zu un&#x017F;rer Ehre.</l><lb/>
            <l>Dann &#x017F;prengte er wohl &#x017F;iegbewußt</l><lb/>
            <l>Dicht neben mir auf &#x017F;einem Rappen,</l><lb/>
            <l>Ich aber jauchzte auf vor Lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Und hoch hielt ich das Kai&#x017F;erwappen.</l><lb/>
            <l>So kämpften wir uns wacker durch</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;türmten manche Fel&#x017F;enburg,</l><lb/>
            <l>Bis endlich wir in wel&#x017F;chen Landen</l><lb/>
            <l>Die kö&#x017F;tlich&#x017F;te Belohnung fanden.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="3">
            <l>Wohl &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chön, Germaniens Gauen</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;agenraunend rau&#x017F;cht der Rhein</l><lb/>
            <l>Und lieblich i&#x017F;t's, in ihn zu &#x017F;chauen</l><lb/>
            <l>Beim Sonnen- wie beim Monden&#x017F;chein;</l><lb/>
            <l>Denn rückge&#x017F;piegelt &#x017F;ieh&#x017F;t Du blinken</l><lb/>
            <l>In ihm der Burgen &#x017F;chlanken Bau</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0146] Wir dienten ihm im Heeresbann So an die hunderttauſend Mann, Doch hätte Jeder wohl ſein Leben Mit Freuden für ihn hingegeben! Ich bin ſo manches liebe Mal Ins Welſchland vor ihm hergeritten, Wenn über uns ins Alpenthal Vom Felsgrat die Lawinen glitten. Der Pfad war eng, von rechts und links Umziſchten uns die welſchen Speere, Doch mitten durch die Feinde gings Zu ſeiner und zu unſrer Ehre. Dann ſprengte er wohl ſiegbewußt Dicht neben mir auf ſeinem Rappen, Ich aber jauchzte auf vor Luſt Und hoch hielt ich das Kaiſerwappen. So kämpften wir uns wacker durch Und ſtürmten manche Felſenburg, Bis endlich wir in welſchen Landen Die köſtlichſte Belohnung fanden. Wohl ſind ſie ſchön, Germaniens Gauen Und ſagenraunend rauſcht der Rhein Und lieblich iſt's, in ihn zu ſchauen Beim Sonnen- wie beim Mondenſchein; Denn rückgeſpiegelt ſiehſt Du blinken In ihm der Burgen ſchlanken Bau

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/146
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/146>, abgerufen am 01.05.2024.