Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.was Du wurdest, seitdem Du mich liebst; was Du -- Jch sagte Ja! Jch durfte es sagen, mit gutem Mein Vater sah die Liebschaft, die seine "einträg- was Du wurdeſt, ſeitdem Du mich liebſt; was Du — Jch ſagte Ja! Jch durfte es ſagen, mit gutem Mein Vater ſah die Liebſchaft, die ſeine „eintraͤg- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="18"/> was Du wurdeſt, ſeitdem Du mich liebſt; was Du<lb/> ſein wirſt und willſt, ſo lange wir uns lieben werden?<lb/> Und deshalb frag’ ich Dich: biſt Du mir treu gewe-<lb/> ſen von der Stunde an, wo Du mein warſt? Willſt<lb/> Du mir treu ſein und bleiben, aus frohem Herzen<lb/> und freiem Willen, bis zum Tode? Und kannſt Du<lb/> dieſe Frage mit einem entſchiedenen <hi rendition="#g">Ja</hi> beantworten,<lb/> jetzt, zu dieſer Stunde, ſo werd’ ich um ſo ſicherer an<lb/> Dich glauben, je ungeheurer Deine freiwilligen<lb/> Geſtaͤndniſſe ſind; werde um ſo feſter an Dir halten,<lb/> je hoͤher Du Dich zu erheben vermochteſt durch Deine<lb/> und meine Liebe. Trennen von Dir kann ich mich<lb/> nicht mehr. Erwiederſt Du <hi rendition="#g">Nein,</hi> dann ſprichſt Du<lb/> mein Todesurtheil, doch ſterbend will ich Dich noch<lb/> ſegnen, daß Du Wahrheit geſprochen. Kannſt Du<lb/><hi rendition="#g">Ja</hi> ſagen, dann iſt es unſer beider Leben.“</p><lb/> <p>— Jch ſagte <hi rendition="#g">Ja!</hi> Jch durfte es ſagen, mit gutem<lb/> Gewiſſen. —</p><lb/> <p>Mein Vater ſah die Liebſchaft, die ſeine „eintraͤg-<lb/> lichſte“ Tochter mit einem unbemittelten Studenten<lb/> unterhielt, nicht guͤnſtig an. Noch unguͤnſtiger mußte<lb/> eine Geliebte, die ſich allabendlich auf dem Seile<lb/> ſchwang und ihre Reize unweiblich zur Schau trug,<lb/> Reinhards religioͤſen, buͤrgerlichen Verwandten erſchei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
was Du wurdeſt, ſeitdem Du mich liebſt; was Du
ſein wirſt und willſt, ſo lange wir uns lieben werden?
Und deshalb frag’ ich Dich: biſt Du mir treu gewe-
ſen von der Stunde an, wo Du mein warſt? Willſt
Du mir treu ſein und bleiben, aus frohem Herzen
und freiem Willen, bis zum Tode? Und kannſt Du
dieſe Frage mit einem entſchiedenen Ja beantworten,
jetzt, zu dieſer Stunde, ſo werd’ ich um ſo ſicherer an
Dich glauben, je ungeheurer Deine freiwilligen
Geſtaͤndniſſe ſind; werde um ſo feſter an Dir halten,
je hoͤher Du Dich zu erheben vermochteſt durch Deine
und meine Liebe. Trennen von Dir kann ich mich
nicht mehr. Erwiederſt Du Nein, dann ſprichſt Du
mein Todesurtheil, doch ſterbend will ich Dich noch
ſegnen, daß Du Wahrheit geſprochen. Kannſt Du
Ja ſagen, dann iſt es unſer beider Leben.“
— Jch ſagte Ja! Jch durfte es ſagen, mit gutem
Gewiſſen. —
Mein Vater ſah die Liebſchaft, die ſeine „eintraͤg-
lichſte“ Tochter mit einem unbemittelten Studenten
unterhielt, nicht guͤnſtig an. Noch unguͤnſtiger mußte
eine Geliebte, die ſich allabendlich auf dem Seile
ſchwang und ihre Reize unweiblich zur Schau trug,
Reinhards religioͤſen, buͤrgerlichen Verwandten erſchei-
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