Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.oder Beruf gehabt, sich aufzulehnen. Miez wie Linz Gräfin Julia, den durch seine ehrenvollen Wun- "Pastor-Puschel" übertraf alle Erwartungen, die oder Beruf gehabt, ſich aufzulehnen. Miez wie Linz Graͤfin Julia, den durch ſeine ehrenvollen Wun- „Paſtor-Puſchel“ uͤbertraf alle Erwartungen, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="151"/> oder Beruf gehabt, ſich aufzulehnen. Miez wie Linz<lb/> hatten zwar, bevor der Name der Braut ertoͤnte,<lb/> einige unſchweſterlich-neidiſche Beſorgniſſe gehegt,<lb/> doch da es nur nicht Ottilie war, ſich ſogleich wieder<lb/> beruhiget.</p><lb/> <p>Graͤfin Julia, den durch ſeine ehrenvollen Wun-<lb/> den geſchmuͤckten Brautvater ſorgſam fuͤhrend, machte<lb/> in ihrer tiefen Trauer einen gewaltigen und erſchuͤt-<lb/> ternden Eindruck, den jedoch Hedwig’s heit’re braͤut-<lb/> liche Erſcheinung ſogleich in einen froͤhlichen umwan-<lb/> delte. Ottilie ging, als Brautjungfer, neben ihr.<lb/> Stolz und ernſt wie immer, ſtrahlte doch ihr bleiches,<lb/> mageres Angeſicht von theilnehmendem Gluͤcke.</p><lb/> <p>„Paſtor-Puſchel“ uͤbertraf alle Erwartungen, die<lb/> Anton auf ihn geſetzt. Er ſprach einfach, natuͤrlich<lb/> und wahr. Er rief der ganzen Gemeinde das Bild des<lb/> Korbmacherjungen Anton in’s Gedaͤchtniß; er erinnerte<lb/> die Leute daran, daß dieſer junge freundliche Mann,<lb/> der jetzt als Gutsherr, als Braͤutigam einer liebens-<lb/> wuͤrdigen Jungfrau vor dieſem Altare ſtehe, dereinſt,<lb/> wie er ein armer Junge, ein verwaiſeter Fremdling hieß,<lb/> der Liebling des Dorfes geweſen ſei. Und warum, ſagte<lb/> er, ſollte er dies nicht bleiben, jetzt, wo ihm Gelegen-<lb/> heit ward, Eure Liebe von damals zu vergelten?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [151/0155]
oder Beruf gehabt, ſich aufzulehnen. Miez wie Linz
hatten zwar, bevor der Name der Braut ertoͤnte,
einige unſchweſterlich-neidiſche Beſorgniſſe gehegt,
doch da es nur nicht Ottilie war, ſich ſogleich wieder
beruhiget.
Graͤfin Julia, den durch ſeine ehrenvollen Wun-
den geſchmuͤckten Brautvater ſorgſam fuͤhrend, machte
in ihrer tiefen Trauer einen gewaltigen und erſchuͤt-
ternden Eindruck, den jedoch Hedwig’s heit’re braͤut-
liche Erſcheinung ſogleich in einen froͤhlichen umwan-
delte. Ottilie ging, als Brautjungfer, neben ihr.
Stolz und ernſt wie immer, ſtrahlte doch ihr bleiches,
mageres Angeſicht von theilnehmendem Gluͤcke.
„Paſtor-Puſchel“ uͤbertraf alle Erwartungen, die
Anton auf ihn geſetzt. Er ſprach einfach, natuͤrlich
und wahr. Er rief der ganzen Gemeinde das Bild des
Korbmacherjungen Anton in’s Gedaͤchtniß; er erinnerte
die Leute daran, daß dieſer junge freundliche Mann,
der jetzt als Gutsherr, als Braͤutigam einer liebens-
wuͤrdigen Jungfrau vor dieſem Altare ſtehe, dereinſt,
wie er ein armer Junge, ein verwaiſeter Fremdling hieß,
der Liebling des Dorfes geweſen ſei. Und warum, ſagte
er, ſollte er dies nicht bleiben, jetzt, wo ihm Gelegen-
heit ward, Eure Liebe von damals zu vergelten?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |