Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

in Anton's Nähe laut wurde, gedachte er sogleich
jener Schönen, die er bei der Violine bemerkt hatte,
während Nicolo andere Hände küßte, anderen Gön-
nern huldigte.

Närrin, sammt ihrer Eifersucht, rief einer der
Umstehenden; und wenn sie die G-Saite auch ent-
zwei geschnitten, so hätte er sich von seinen langen
Haaren ausgerauft und auf diesen gegeigt, der Parze
und ihrer Scheere zum Trotze. Viva Paganini!! --

Auf der offenen, in ein Orchester umgewandelten
Bühne ging es lebhaft zu. Viele Personen verließen
den Zuschauer-Raum, um sich an Paganini zu drän-
gen und ihm Lobeserhebungen in's Gesicht zu werfen.

Wohin? fragte Geronimo seinen jungen Gefähr-
ten, als derselbe eiligst entwich.

"Zu ihm!" erwiederte Anton.

Plagt den Jungen der Teufel? sprach Geronimo
zum Vorstädter; wo nimmt er den Muth her, sich
unter Fürsten und Grafen zu mischen?

"Es wird schon so sein, wie ich vermuthete,"
äußerte der Vorstädter; "Jhr habt einen hochgebore-
nen Knecht bei Eurem Vieh. -- Seht doch, er macht
sich Platz, -- er gelangt bis zu ihm, -- er nimmt
ein kleines Portefeuille aus der Brusttasche, -- er

in Anton’s Naͤhe laut wurde, gedachte er ſogleich
jener Schoͤnen, die er bei der Violine bemerkt hatte,
waͤhrend Nicolo andere Haͤnde kuͤßte, anderen Goͤn-
nern huldigte.

Naͤrrin, ſammt ihrer Eiferſucht, rief einer der
Umſtehenden; und wenn ſie die G-Saite auch ent-
zwei geſchnitten, ſo haͤtte er ſich von ſeinen langen
Haaren ausgerauft und auf dieſen gegeigt, der Parze
und ihrer Scheere zum Trotze. Viva Paganini!! —

Auf der offenen, in ein Orcheſter umgewandelten
Buͤhne ging es lebhaft zu. Viele Perſonen verließen
den Zuſchauer-Raum, um ſich an Paganini zu draͤn-
gen und ihm Lobeserhebungen in’s Geſicht zu werfen.

Wohin? fragte Geronimo ſeinen jungen Gefaͤhr-
ten, als derſelbe eiligſt entwich.

„Zu ihm!“ erwiederte Anton.

Plagt den Jungen der Teufel? ſprach Geronimo
zum Vorſtaͤdter; wo nimmt er den Muth her, ſich
unter Fuͤrſten und Grafen zu miſchen?

„Es wird ſchon ſo ſein, wie ich vermuthete,“
aͤußerte der Vorſtaͤdter; „Jhr habt einen hochgebore-
nen Knecht bei Eurem Vieh. — Seht doch, er macht
ſich Platz, — er gelangt bis zu ihm, — er nimmt
ein kleines Portefeuille aus der Bruſttaſche, — er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="79"/>
in Anton&#x2019;s Na&#x0364;he laut wurde, gedachte er &#x017F;ogleich<lb/>
jener Scho&#x0364;nen, die er bei der Violine bemerkt hatte,<lb/>
wa&#x0364;hrend Nicolo andere Ha&#x0364;nde ku&#x0364;ßte, anderen Go&#x0364;n-<lb/>
nern huldigte.</p><lb/>
        <p>Na&#x0364;rrin, &#x017F;ammt ihrer Eifer&#x017F;ucht, rief einer der<lb/>
Um&#x017F;tehenden; und wenn &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">G</hi>-Saite <hi rendition="#g">auch</hi> ent-<lb/>
zwei ge&#x017F;chnitten, &#x017F;o ha&#x0364;tte <hi rendition="#g">er</hi> &#x017F;ich von &#x017F;einen langen<lb/>
Haaren ausgerauft und auf die&#x017F;en gegeigt, der Parze<lb/>
und ihrer Scheere zum Trotze. Viva Paganini!! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Auf der offenen, in ein Orche&#x017F;ter umgewandelten<lb/>
Bu&#x0364;hne ging es lebhaft zu. Viele Per&#x017F;onen verließen<lb/>
den Zu&#x017F;chauer-Raum, um &#x017F;ich an Paganini zu dra&#x0364;n-<lb/>
gen und ihm Lobeserhebungen in&#x2019;s Ge&#x017F;icht zu werfen.</p><lb/>
        <p>Wohin? fragte Geronimo &#x017F;einen jungen Gefa&#x0364;hr-<lb/>
ten, als der&#x017F;elbe eilig&#x017F;t entwich.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Zu ihm!&#x201C; erwiederte Anton.</p><lb/>
        <p>Plagt den Jungen der Teufel? &#x017F;prach Geronimo<lb/>
zum Vor&#x017F;ta&#x0364;dter; wo nimmt er den Muth her, &#x017F;ich<lb/>
unter Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Grafen zu mi&#x017F;chen?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es wird &#x017F;chon &#x017F;o &#x017F;ein, wie ich vermuthete,&#x201C;<lb/>
a&#x0364;ußerte der Vor&#x017F;ta&#x0364;dter; &#x201E;Jhr habt einen hochgebore-<lb/>
nen Knecht bei Eurem Vieh. &#x2014; Seht doch, er macht<lb/>
&#x017F;ich Platz, &#x2014; er gelangt bis zu <hi rendition="#g">ihm,</hi> &#x2014; er nimmt<lb/>
ein kleines Portefeuille aus der Bru&#x017F;tta&#x017F;che, &#x2014; er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0083] in Anton’s Naͤhe laut wurde, gedachte er ſogleich jener Schoͤnen, die er bei der Violine bemerkt hatte, waͤhrend Nicolo andere Haͤnde kuͤßte, anderen Goͤn- nern huldigte. Naͤrrin, ſammt ihrer Eiferſucht, rief einer der Umſtehenden; und wenn ſie die G-Saite auch ent- zwei geſchnitten, ſo haͤtte er ſich von ſeinen langen Haaren ausgerauft und auf dieſen gegeigt, der Parze und ihrer Scheere zum Trotze. Viva Paganini!! — Auf der offenen, in ein Orcheſter umgewandelten Buͤhne ging es lebhaft zu. Viele Perſonen verließen den Zuſchauer-Raum, um ſich an Paganini zu draͤn- gen und ihm Lobeserhebungen in’s Geſicht zu werfen. Wohin? fragte Geronimo ſeinen jungen Gefaͤhr- ten, als derſelbe eiligſt entwich. „Zu ihm!“ erwiederte Anton. Plagt den Jungen der Teufel? ſprach Geronimo zum Vorſtaͤdter; wo nimmt er den Muth her, ſich unter Fuͤrſten und Grafen zu miſchen? „Es wird ſchon ſo ſein, wie ich vermuthete,“ aͤußerte der Vorſtaͤdter; „Jhr habt einen hochgebore- nen Knecht bei Eurem Vieh. — Seht doch, er macht ſich Platz, — er gelangt bis zu ihm, — er nimmt ein kleines Portefeuille aus der Bruſttaſche, — er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/83
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/83>, abgerufen am 18.05.2024.