Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Das zweite Stück des Konzertgebers war ange- Schon nach den ersten Bogenstrichen platzte eine Wie wird das werden? dachte Anton. Paganini spielte fort. Jetzt sprang die zweite Saite. Paganini achtete nicht darauf und spielte fort auf Kaum waren noch einige Takte vorüber, so riß Nur die G-Saite hielt sich. Auf dieser setzte er sein Musikstück fort, ohne ein *) Hier scheint Anton's Tagebuch in einem Jrrthum. So
viel ich mich erinnern kann, kam bei Paganini's Sonate mili- taire jene jammernde Klage als Einleitung und dann erst das Motiv aus Figaro. A. d. V. Das zweite Stuͤck des Konzertgebers war ange- Schon nach den erſten Bogenſtrichen platzte eine Wie wird das werden? dachte Anton. Paganini ſpielte fort. Jetzt ſprang die zweite Saite. Paganini achtete nicht darauf und ſpielte fort auf Kaum waren noch einige Takte voruͤber, ſo riß Nur die G-Saite hielt ſich. Auf dieſer ſetzte er ſein Muſikſtuͤck fort, ohne ein *) Hier ſcheint Anton’s Tagebuch in einem Jrrthum. So
viel ich mich erinnern kann, kam bei Paganini’s Sonate mili- taire jene jammernde Klage als Einleitung und dann erſt das Motiv aus Figaro. A. d. V. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0081" n="77"/> <p>Das zweite Stuͤck des Konzertgebers war ange-<lb/> kuͤndiget als: Militairiſche Sonate, ohne Begleitung<lb/> des Orcheſters. Es begann nach duͤſterer Einleitung<lb/> mit dem Thema aus Mozart’s Figaro <hi rendition="#aq">„non piu<lb/> andrai.“</hi></p><lb/> <p>Schon nach den erſten Bogenſtrichen platzte eine<lb/> Saite.</p><lb/> <p>Wie wird das werden? dachte Anton.</p><lb/> <p>Paganini ſpielte fort.</p><lb/> <p>Jetzt ſprang die zweite Saite.</p><lb/> <p>Paganini achtete nicht darauf und ſpielte fort auf<lb/> zwei Saiten.</p><lb/> <p>Kaum waren noch einige Takte voruͤber, ſo riß<lb/> ſchwirrend auch die <hi rendition="#g">dritte.</hi></p><lb/> <p>Nur die <hi rendition="#aq">G</hi>-Saite hielt ſich.</p><lb/> <p>Auf dieſer ſetzte er ſein Muſikſtuͤck fort, ohne ein<lb/> Zeichen von Verlegenheit zu geben. Ja, es war, wie<lb/> wenn er den Mangel dreier Saiten nicht bemerkte.<lb/> Er ging aus dem Mozartiſchen heroiſchen Motiv in<lb/> eine wunderlich-monotone Klage uͤber <note place="foot" n="*)">Hier ſcheint Anton’s Tagebuch in einem Jrrthum. So<lb/> viel ich mich erinnern kann, kam bei Paganini’s <hi rendition="#aq">Sonate mili-<lb/> taire</hi> jene jammernde Klage als Einleitung und <hi rendition="#g">dann</hi> erſt<lb/> das Motiv aus Figaro. <hi rendition="#et">A. d. V.</hi></note>; er ſtoͤhnte,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0081]
Das zweite Stuͤck des Konzertgebers war ange-
kuͤndiget als: Militairiſche Sonate, ohne Begleitung
des Orcheſters. Es begann nach duͤſterer Einleitung
mit dem Thema aus Mozart’s Figaro „non piu
andrai.“
Schon nach den erſten Bogenſtrichen platzte eine
Saite.
Wie wird das werden? dachte Anton.
Paganini ſpielte fort.
Jetzt ſprang die zweite Saite.
Paganini achtete nicht darauf und ſpielte fort auf
zwei Saiten.
Kaum waren noch einige Takte voruͤber, ſo riß
ſchwirrend auch die dritte.
Nur die G-Saite hielt ſich.
Auf dieſer ſetzte er ſein Muſikſtuͤck fort, ohne ein
Zeichen von Verlegenheit zu geben. Ja, es war, wie
wenn er den Mangel dreier Saiten nicht bemerkte.
Er ging aus dem Mozartiſchen heroiſchen Motiv in
eine wunderlich-monotone Klage uͤber *); er ſtoͤhnte,
*) Hier ſcheint Anton’s Tagebuch in einem Jrrthum. So
viel ich mich erinnern kann, kam bei Paganini’s Sonate mili-
taire jene jammernde Klage als Einleitung und dann erſt
das Motiv aus Figaro. A. d. V.
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Zitationshilfe: | Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/81>, abgerufen am 26.07.2024. |