Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

beschwerlichen Dienst eines Krankenpflegers über-
nommen. Er sowohl wie sein nächtlicher Begleiter
wurden fruchtlos verfolgt.

Große Schwierigkeiten stellten sich der Beerdigung
des Nichtkatholiken entgegen, die Anton gern recht
feierlich angeordnet hätte, was ihm aber durchaus
nicht gelang. Theodor wurde zu Grabe getragen,
wie der schwarze Wolfgang. Der braunen Bärbel
drittes und letztes Opfer war ausersehen, seinen beiden
Vorgängern einzig und allein das letzte Geleite zu
geben.

Durch diese unvermeidlichen Abhaltungen wurde
Anton verhindert, die ersten Tage für sich und seine
Zwecke zu benützen. Sobald er Theodor's Leiche
unter die Erde gebracht, verließ er das Hotel, in
welchem aus eigenen Mitteln zu leben ihm nicht
geziemen wollte, zog in ein geringes Haus, und
begann jetzt, was er bisher versäumen müssen. Leider
war es schon zu spät. Signora Carina entmuthiget
durch ihre Unfälle hatte nicht mehr gewagt, vor
einem italienischen Parterre zu erscheinen. Dürftig,
muthlos, leidend, war sie einem Unternehmer in den
Weg gelaufen, der mehrere herunter gekommene
Künstler und Künstlerinnen ihrer Art mit verschiedenen

beſchwerlichen Dienſt eines Krankenpflegers uͤber-
nommen. Er ſowohl wie ſein naͤchtlicher Begleiter
wurden fruchtlos verfolgt.

Große Schwierigkeiten ſtellten ſich der Beerdigung
des Nichtkatholiken entgegen, die Anton gern recht
feierlich angeordnet haͤtte, was ihm aber durchaus
nicht gelang. Theodor wurde zu Grabe getragen,
wie der ſchwarze Wolfgang. Der braunen Baͤrbel
drittes und letztes Opfer war auserſehen, ſeinen beiden
Vorgaͤngern einzig und allein das letzte Geleite zu
geben.

Durch dieſe unvermeidlichen Abhaltungen wurde
Anton verhindert, die erſten Tage fuͤr ſich und ſeine
Zwecke zu benuͤtzen. Sobald er Theodor’s Leiche
unter die Erde gebracht, verließ er das Hôtel, in
welchem aus eigenen Mitteln zu leben ihm nicht
geziemen wollte, zog in ein geringes Haus, und
begann jetzt, was er bisher verſaͤumen muͤſſen. Leider
war es ſchon zu ſpaͤt. Signora Carina entmuthiget
durch ihre Unfaͤlle hatte nicht mehr gewagt, vor
einem italieniſchen Parterre zu erſcheinen. Duͤrftig,
muthlos, leidend, war ſie einem Unternehmer in den
Weg gelaufen, der mehrere herunter gekommene
Kuͤnſtler und Kuͤnſtlerinnen ihrer Art mit verſchiedenen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="55"/>
be&#x017F;chwerlichen Dien&#x017F;t eines Krankenpflegers u&#x0364;ber-<lb/>
nommen. Er &#x017F;owohl wie &#x017F;ein na&#x0364;chtlicher Begleiter<lb/>
wurden fruchtlos verfolgt.</p><lb/>
        <p>Große Schwierigkeiten &#x017F;tellten &#x017F;ich der Beerdigung<lb/>
des Nichtkatholiken entgegen, die Anton gern recht<lb/>
feierlich angeordnet ha&#x0364;tte, was ihm aber durchaus<lb/>
nicht gelang. Theodor wurde zu Grabe getragen,<lb/>
wie der &#x017F;chwarze Wolfgang. Der braunen Ba&#x0364;rbel<lb/>
drittes und letztes Opfer war auser&#x017F;ehen, &#x017F;einen beiden<lb/>
Vorga&#x0364;ngern einzig und allein das letzte Geleite zu<lb/>
geben.</p><lb/>
        <p>Durch die&#x017F;e unvermeidlichen Abhaltungen wurde<lb/>
Anton verhindert, die er&#x017F;ten Tage fu&#x0364;r &#x017F;ich und &#x017F;eine<lb/>
Zwecke zu benu&#x0364;tzen. Sobald er Theodor&#x2019;s Leiche<lb/>
unter die Erde gebracht, verließ er das H<hi rendition="#aq">ô</hi>tel, in<lb/>
welchem aus eigenen Mitteln zu leben ihm nicht<lb/>
geziemen wollte, zog in ein geringes Haus, und<lb/>
begann jetzt, was er bisher ver&#x017F;a&#x0364;umen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Leider<lb/>
war es &#x017F;chon zu &#x017F;pa&#x0364;t. Signora Carina entmuthiget<lb/>
durch ihre Unfa&#x0364;lle hatte nicht mehr gewagt, vor<lb/>
einem italieni&#x017F;chen Parterre zu er&#x017F;cheinen. Du&#x0364;rftig,<lb/>
muthlos, leidend, war &#x017F;ie einem Unternehmer in den<lb/>
Weg gelaufen, der mehrere herunter gekommene<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;tler und Ku&#x0364;n&#x017F;tlerinnen ihrer Art mit ver&#x017F;chiedenen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0059] beſchwerlichen Dienſt eines Krankenpflegers uͤber- nommen. Er ſowohl wie ſein naͤchtlicher Begleiter wurden fruchtlos verfolgt. Große Schwierigkeiten ſtellten ſich der Beerdigung des Nichtkatholiken entgegen, die Anton gern recht feierlich angeordnet haͤtte, was ihm aber durchaus nicht gelang. Theodor wurde zu Grabe getragen, wie der ſchwarze Wolfgang. Der braunen Baͤrbel drittes und letztes Opfer war auserſehen, ſeinen beiden Vorgaͤngern einzig und allein das letzte Geleite zu geben. Durch dieſe unvermeidlichen Abhaltungen wurde Anton verhindert, die erſten Tage fuͤr ſich und ſeine Zwecke zu benuͤtzen. Sobald er Theodor’s Leiche unter die Erde gebracht, verließ er das Hôtel, in welchem aus eigenen Mitteln zu leben ihm nicht geziemen wollte, zog in ein geringes Haus, und begann jetzt, was er bisher verſaͤumen muͤſſen. Leider war es ſchon zu ſpaͤt. Signora Carina entmuthiget durch ihre Unfaͤlle hatte nicht mehr gewagt, vor einem italieniſchen Parterre zu erſcheinen. Duͤrftig, muthlos, leidend, war ſie einem Unternehmer in den Weg gelaufen, der mehrere herunter gekommene Kuͤnſtler und Kuͤnſtlerinnen ihrer Art mit verſchiedenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/59
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/59>, abgerufen am 27.11.2024.