berühren, wie ein in Wonne verklärter Geist ohne Leib davon.
Jn seiner Behausung erwarteten ihn zwei fromme Schwestern. Eine davon war Antonina.
Anton wollte sich ihr zu Füßen werfen. Sie wußte dies zu verhindern[.]
Jch habe wenig Zeit, [flüst]erte sie ihm zu (damit die Anwesenden nicht deutlich verstehen sollten), wir müssen eilen. Jhre Angelegenheiten werden hoffent- lich geordnet sein?
"Und Alles, Alles dank' ich Jhnen!" rief Anton.
Dem Himmel, mein Lieber; sagen Sie: dem Himmel, der oftmals in einem Uebermaß von Erbar- men unsere Vergehungen und Schwächen als Mittel anwendet, uns Gutes erreichen zu lassen, damit wir doppelt beschämt sein mögen. Jch will Jhnen nicht verschweigen, Antoine, Jhre Sache stand schlecht, Jhre Freiheit war gefährdet, mancherlei Anklagen erhoben sich gegen Sie, den schutzlosen Fremdling. Da muß nun ein armes Mädchen, welches jetzt der Welt und ihren betrügerischen Freuden entsagt hat, zu jener Zeit, wo es noch der Welt angehörte, in vertrautem Umgange gelebt haben mit einem sehr hohen, großen, mächtigen Herren. Und dieser Herr
beruͤhren, wie ein in Wonne verklaͤrter Geiſt ohne Leib davon.
Jn ſeiner Behauſung erwarteten ihn zwei fromme Schweſtern. Eine davon war Antonina.
Anton wollte ſich ihr zu Fuͤßen werfen. Sie wußte dies zu verhindern[.]
Jch habe wenig Zeit, [flüſt]erte ſie ihm zu (damit die Anweſenden nicht deutlich verſtehen ſollten), wir muͤſſen eilen. Jhre Angelegenheiten werden hoffent- lich geordnet ſein?
„Und Alles, Alles dank’ ich Jhnen!“ rief Anton.
Dem Himmel, mein Lieber; ſagen Sie: dem Himmel, der oftmals in einem Uebermaß von Erbar- men unſere Vergehungen und Schwaͤchen als Mittel anwendet, uns Gutes erreichen zu laſſen, damit wir doppelt beſchaͤmt ſein moͤgen. Jch will Jhnen nicht verſchweigen, Antoine, Jhre Sache ſtand ſchlecht, Jhre Freiheit war gefaͤhrdet, mancherlei Anklagen erhoben ſich gegen Sie, den ſchutzloſen Fremdling. Da muß nun ein armes Maͤdchen, welches jetzt der Welt und ihren betruͤgeriſchen Freuden entſagt hat, zu jener Zeit, wo es noch der Welt angehoͤrte, in vertrautem Umgange gelebt haben mit einem ſehr hohen, großen, maͤchtigen Herren. Und dieſer Herr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0028"n="24"/>
beruͤhren, wie ein in Wonne verklaͤrter Geiſt ohne<lb/>
Leib davon.</p><lb/><p>Jn ſeiner Behauſung erwarteten ihn zwei fromme<lb/>
Schweſtern. Eine davon war Antonina.</p><lb/><p>Anton wollte ſich ihr zu Fuͤßen werfen. Sie<lb/>
wußte dies zu verhindern<supplied>.</supplied></p><lb/><p>Jch habe wenig Zeit, <supplied>flüſt</supplied>erte ſie ihm zu (damit<lb/>
die Anweſenden nicht deutlich verſtehen ſollten), wir<lb/>
muͤſſen eilen. Jhre Angelegenheiten werden hoffent-<lb/>
lich geordnet ſein?</p><lb/><p>„Und Alles, Alles dank’ ich Jhnen!“ rief Anton.</p><lb/><p>Dem Himmel, mein Lieber; ſagen Sie: dem<lb/>
Himmel, der oftmals in einem Uebermaß von Erbar-<lb/>
men unſere Vergehungen und Schwaͤchen als Mittel<lb/>
anwendet, uns Gutes erreichen zu laſſen, damit wir<lb/>
doppelt beſchaͤmt ſein moͤgen. Jch will Jhnen nicht<lb/>
verſchweigen, Antoine, Jhre Sache ſtand ſchlecht,<lb/>
Jhre Freiheit war gefaͤhrdet, mancherlei Anklagen<lb/>
erhoben ſich gegen Sie, den ſchutzloſen Fremdling.<lb/>
Da muß nun ein armes Maͤdchen, welches jetzt der<lb/>
Welt und ihren betruͤgeriſchen Freuden entſagt hat,<lb/>
zu jener Zeit, wo es noch der Welt angehoͤrte, in<lb/>
vertrautem Umgange gelebt haben mit einem ſehr<lb/>
hohen, großen, maͤchtigen Herren. Und dieſer Herr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[24/0028]
beruͤhren, wie ein in Wonne verklaͤrter Geiſt ohne
Leib davon.
Jn ſeiner Behauſung erwarteten ihn zwei fromme
Schweſtern. Eine davon war Antonina.
Anton wollte ſich ihr zu Fuͤßen werfen. Sie
wußte dies zu verhindern.
Jch habe wenig Zeit, flüſterte ſie ihm zu (damit
die Anweſenden nicht deutlich verſtehen ſollten), wir
muͤſſen eilen. Jhre Angelegenheiten werden hoffent-
lich geordnet ſein?
„Und Alles, Alles dank’ ich Jhnen!“ rief Anton.
Dem Himmel, mein Lieber; ſagen Sie: dem
Himmel, der oftmals in einem Uebermaß von Erbar-
men unſere Vergehungen und Schwaͤchen als Mittel
anwendet, uns Gutes erreichen zu laſſen, damit wir
doppelt beſchaͤmt ſein moͤgen. Jch will Jhnen nicht
verſchweigen, Antoine, Jhre Sache ſtand ſchlecht,
Jhre Freiheit war gefaͤhrdet, mancherlei Anklagen
erhoben ſich gegen Sie, den ſchutzloſen Fremdling.
Da muß nun ein armes Maͤdchen, welches jetzt der
Welt und ihren betruͤgeriſchen Freuden entſagt hat,
zu jener Zeit, wo es noch der Welt angehoͤrte, in
vertrautem Umgange gelebt haben mit einem ſehr
hohen, großen, maͤchtigen Herren. Und dieſer Herr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/28>, abgerufen am 05.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.